Kino

"Buck war relativ günstig" Ferien vom ich? Oder auf Bullerbü?

Immer, wenn man sich liebt, ist es kompliziert.

Immer, wenn man sich liebt, ist es kompliziert.

(Foto: dpa)

Die lieben Kinder ... Kaum denkt man, sie könnten endlich auf eigenen Füßen stehen, sitzen sie schon wieder auf dem Sofa und wollen bemuttert werden. Detlef Buck und seine Tochter Bernadette Knoller haben einen Film gedreht, der ganz nah am Leben ist.

Dieses Gefühl, wenn alles zu viel ist, selbst das Atmen - das hat Vivian Baumann. Sie möchte eigentlich nur noch auf das elterliche Sofa, aber das geht nicht - ist der Mama zu eng. Und ihr Vater hat auch eine viel bessere Idee: Er verreist mir ihr. Ein bisschen wie früher, oder? Nur, dass die Probleme nicht so leicht wegzuurlauben sind. Regisseurin Bernadette Knoller und Drehbuchautorin Paula Cvjetkovic wurden für ihr gemeinsames Drehbuch beim Max-Ophüls-Festival mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet - zu Recht. Denn "Ferien" ist ganz einfach köstlich.

Er selbst macht gar nicht so richtig Urlaub, freie Zeit "ergibt sich einfach".

Er selbst macht gar nicht so richtig Urlaub, freie Zeit "ergibt sich einfach".

(Foto: dpa)

Die bereits erwähnte Vivian Baumann - dargestellt von Britta Hammelstein - ist erschöpft. Eigentlich ist sie auf dem besten Weg, Staatsanwältin zu werden und mit ihrem Freund zusammenzuziehen. Aber irgendwas sträubt sich in ihr dagegen, wie überhaupt alles ihr zu viel wird. Das gipfelt in der Szene, in der ihr Freund (Golo Euler) endlich "Äction" von ihr fordert - "du schaffst es ja nicht einmal, dir eine Kommode zu kaufen" - und eine fette, tote Taube dabei vom Himmel auf seinen Teller fällt.

Ihr Vater - der wie immer herrliche Detlev Buck - der denkt, dass sie sich nur mal richtig erholen muss, verschifft sie auf eine Insel. Im Gepäck hat er allerlei gute Ratschläge für positives Denken und Selbstoptimierung. Doch Vivi fühlt sich überfordert. Langsam erkundet das gepeinigte Wesen Vivian die Insel und schließt Freundschaften mit den eigentümlichen Bewohnern. Sie nimmt einen Job in dem kleinen Laden von Otto (Ferdinand von Schirach) - inklusive Sprach-Optimierung, an und mietet sich bei der alleinerziehenden Biene (die wunderbar verhuschte Inga Busch) ein, die mit ihrem dreizehnjährigen Sohn Eric zusammenwohnt. Dass sie bei der so schnell landet, hat einen guten Grund - die flotte "Biene" hat nämlich einen Plan. Und auch für Vivi scheint endlich mal wieder alles zu laufen, sie findet Gefallen am Unvollkommenen und befreit sich vom Zwang, etwas beweisen zu müssen.

Er macht gute Stimmung

Für Detlev Buck läuft es auch: Der Film ist das Regie-Debüt seiner Tochter Bernadette Knoller - und das ist dann eigentlich auch schon alles, was Detlev Buck, und auch sie selbst, zu dem Thema zu sagen hätten: "Diese Regisseurin hat sich überlegt, dass es ganz gut wäre, dass ich da bin. Ja, und da freut man sich dann, dass man da ist. Man fragt sich nicht, warum bin ich denn hier. Und ich freu' mich dann, dass es voran geht," erklärt er liebevoll-schwurbelig sein "Casting". Und wie war das für die Tochter, mit dem eigenen Vater vor der Kamera zu stehen, warum ausgerechnet er möchte man wissen? "Weil ich ihn gefragt habe. Er ist relativ günstig, macht gute Stimmung, stellt wenig Fragen, ja, warum nicht?" Stimmt, warum nicht.

Man hat das Gefühl, dass das tatsächlich stimmig abgelaufen ist bei der Arbeit. Das Thema, eigentlich ja ernst und auch ein bisschen düster - junger Frau ist alles zu viel und der Wahnsinn ist ihr merkwürdig vertraut und nah, sie soll sich gefälligst erholen - pendelt zwischen Komödie und ein bisschen auch Tragödie. Der Vater ist, wie so viele seiner Generation, latent überfordert, sein Kind sollte doch eigentlich funktionieren. Doch wenn alle Ratschläge nichts nützen, dann bleibt eigentlich nur die Flucht nach vorn, und warum dann nicht gleich in den Wahnsinn? Ab nach Borkum - das allerdings genauso für viele andere Inseln steht.

Vater und Tochter - ein gutes Gespann.

Vater und Tochter - ein gutes Gespann.

(Foto: imago/Future Image)

"Dieser Vater ist mir nicht fremd. Er ist ein bisschen überzogen, das stimmt," so Buck im Gespräch mit n-tv.de, "aber natürlich muss er das im Film ja auch sein." Tochter Bernadette hätte den Vater gern noch fahriger gehabt, "aber das wollte ich nicht", lacht Buck. Ist die Vater-Tochter-Beziehung nicht sowieso eine der kompliziertesten? "Beziehungen generell, finde ich", so die junge Regisseurin mit einem Blick zum Papa, der hinzufügt: "Vater-Sohn ist auch schwer." "Immer, wenn man sich liebt, ist es auch kompliziert und schwer", fasst Bernadette Knoller zusammen. "Man will der Person helfen, und wenn alles nichts bringt, dann ist das doch auch frustrierend."

Eine weitere Hauptrolle spielt "die Nordsee-Insel" - ist das der Ort, an dem man wieder heile wird, an dem die Seele genesen kann? "Ich finde schon", sagt Detlev Buck und lacht, "diese Inseln haben so was eigenes. Und dann noch ihre Bewohner, das ist schon eine spezielle Nische." Ja, da bekommt die Floskel: "Ich bin dann mal (kurz) weg" eine ganz andere Bedeutung. "Auf einer Insel ist man wie in einer Sackgasse, und man muss sich seinen Problemen stellen", ergänzt Buck. 

Von den beiden könnte man glatt noch öfter was sehen - hat doch auch Sinn, wenn der eigene Vater so günstig ist.

"Ferien" startet am 7. Juli in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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