Kino

All Beauty Must Die Gosling und Dunst im Clinch

Man nimmt beiden Schauspielern ihre Rolle ab.

Man nimmt beiden Schauspielern ihre Rolle ab.

Ein Traum wird wahr: Der Abfluss ist verstopft, der vermeintliche Sanitärfachmann klingelt, er ist hübsch, kann das Problem nicht wirklich lösen, nimmt die Kundin aber mit auf ein Fest, dann später zur Frau. Er ist reich, sie schön - das Happy End scheint garantiert. Wie gesagt, scheint ...

Zugegeben - Kirsten Dunst ist nicht jedermanns Sache. Ihre Auftritte jedoch in "Melancholia", "Marie Antoinette", "Mona Lisas Lächeln", und selbst in "Spider-Man" sind von einer Intensität, der man sich nur schwer entziehen kann. Ihr Blick sagt oft mehr als viele Worte, ihr Spiel ist reduziert, sie ist nicht nur im üblichen Sinne schön, sondern auch interessant. Mit Ryan Gosling, dem neuesten Hollywood-Darling, bildet sie in "All Beauty Must Die" das perfekte Pärchen: Hübsche Frau, reicher Ehemann - sie verschwindet spurlos, das ist der Stoff, der die Einschaltquoten der Nachrichten in die Höhe treibt.

Ab 13. März im Handel

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Alles fängt so romantisch an: ER findet SIE, sie passen vielleicht nicht im üblichen Sinne zusammen, denn, wie Davids Vater schon recht früh feststellt: "Du versuchst da, eine harte Tatsache zu verdrängen, David." "Und die wäre?" "Sie wird niemals eine von uns sein." "Das ist toll, nicht?" Ja, bis zu einem bestimmten Punkt ist es das: David, der Thronerbe, ist hin und weg von seiner Katy, die am liebsten Medizin studieren würde und Hunde liebt und unbeschwert in einer armen, aber liebevollen und komplett geheimnisfreien Familie aufgewachsen ist.

Sollte man in den USA der 70er Jahre nicht auch frei sein von Vorurteilen über Klasse, Herkunft, Bildung und Hautfarbe? Man sollte, aber wenn eine Familie, die vordergründig zwar alles hat und zu den mächtigsten Familien New Yorks gehört, in ihrem Innern aber das Brodeln, das der Freitod der Mutter ausgelöst hat, nicht loswird, dann kann es, so schön es auch beginnen mag, vollständig in die Binsen gehen, das Experiment Ehe.

Gosling und Dunst dabei zuzuschauen ist grausam und faszinierend gleichzeitig. Immer, wenn man Sympathie für den schüchternen jungen Mann empfindet, der unter dem harten Regime seines erfolgreichen Vaters steht und ihm nur zeitweise entfliehen kann, dann sagt er, David, etwas, das so niederschmetternd ist, dass man Katy zurufen möchte: Lauf weg, so lange du noch kannst!

Als Katy schwanger wird und David ihr klarmacht, dass ein Kind überhaupt nicht in seinem Lebensplan vorgesehen ist ("Wir haben eine Wohnung in Manhattan, ein Haus auf dem Land, reicht das nicht? Du kannst alles von mir haben, nur das eine nicht!"), da sollte auch ihr eigentlich klar sein, dass dies der Anfang vom Ende ist. Sie lässt abtreiben, Drogen benebeln sie vorübergehend, aber sie ist zu stark, um sich dauerhaft hängen zu lassen, und so kümmert sie sich wieder um sich und ihre Zukunft. Während David von seinem Vater ins Familiengeschäft gepresst wird ("Mein Vater hat keine Anstalten gemacht, mich zu bitten, die Firma zu übernehmen, das war selbstverständlich.") bewirbt sie sich an der Uni - und wird angenommen.

"Ehemänner lügen immer!"

"Sieh sie dir an, sie ist perfekt", sagt David zu einem Freund. "Sie kennt dich noch nicht", antwortet dieser. Als Katy durch eine alte Freundin Davids erfährt, was wirklich mit seiner Mutter geschehen ist und sie ihn später darauf anspricht, rastet er aus, wie er es noch oft tun wird. Er wird undurchschaubar und kalt, entwickelt sich vor ihren Augen und denen des Zuschauers zu einer emotionslosen Maschine, die nur eines kennt: sich selbst zu schützen.

Es hätte auch ganz anders, ganz schön, werden können.

Es hätte auch ganz anders, ganz schön, werden können.

Und während David auch daran scheitert, seinem Vater bei dessen Plänen zu helfen ("Wo jetzt die abrissreifen Hotels stehen, sehe ich glanzvolle Bürotürme, wo die wichtigsten Geschäftsleute dieser Stadt ein und aus gehen."), entfernt sich Katy immer weiter von ihrem Mann, mit dem sie ursprünglich einen Laden für Bio-Produkte auf dem Land führen wollte. Die Dekadenz der Großstadt, das Geld, die Oberflächlichkeit und alte Strukturen bemächtigen sich Davids auf eine Art, die nur eines zur Folge haben kann: scheitern. Und zwar in jeder Hinsicht.

"All Good Things"

Regisseur Andrew Jarecki zeigt in kühlen Farben das Jetzt, in verwackelter Super-8-Optik die Vergangenheit, die Musik untermalt das Drama (Katy: "Ich war nie jemandem näher als dir, David, und ich kenne dich überhaupt nicht.") perfekt. Die Wirklichkeit erzählt die schlimmsten Geschichten, sie enden tödlich oder im Ungewissen, und eine einfache Frage wie die von Davids Vater: "Wieso konntest du ihr nicht das geben, was sie wollte?" wird nicht nur zur Last, sondern auch zur Bedrohung.

Das Drehbuch basiert auf der wahren Lebensgeschichte von Robert Durst, der wegen mehrerer ungeklärter Morde in seinem Umfeld von der Polizei gesucht wurde, denn nicht nur Katy verschwindet spurlos, auch andere Verbrechen werden Durst unterstellt. Trotz des düsteren Szenarios soll der echte Robert Durst mit Jareckis Arbeit sehr zufrieden sein. Der Original-Titel des Films "All Good Things" bezieht sich auf den bereits erwähnten, gleichnamigen Bio-Laden, den Durst gemeinsam mit seiner Frau in den 70er Jahren in Vermont eröffnet hatte.

Quelle: ntv.de

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