Ruhig schlafen? War einmal! "Die Heimsuchung" lehrt das Fürchten
02.08.2013, 09:26 Uhr
Weiche, Satan, weiche … Gibt es Dämonen wirklich? "Conjuring" baut voll darauf.
(Foto: 2013 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.)
Dass Horrorfilme an den Kinokassen absahnen, ist kein neues Phänomen. Der neue Gruselschocker des "Saw"-Machers James Wan könnte diese Entwicklung fortsetzen. Sein Rezept ist einfach und wirkungsvoll: Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, Poltergeist und Exorzismus inbegriffen.

Schrei, wenn du kannst! An den ruhigsten Orten ist der Horror am größten.
(Foto: Courtesy of Warner Bros. Picture)
Das Landhaus auf Rhode Island, in das Familie Perron zieht, verheißt Idylle pur: ein See direkt auf dem Grundstück, ein kleiner Wald, Abgeschiedenheit, frische Luft und Vogelgezwitscher. Roger (Ron Livingston; "Band Of Brothers") und Carolyn (Lili Taylor; "Kopfgeld", "High Fidelity") scheinen mit ihren fünf Kindern, allesamt Mädchen, endlich angekommen zu sein. Alles ist perfekt, eigentlich zu perfekt, um wahr zu sein. Aber keiner der sieben hat ein Auge dafür oder verschwendet einen Gedanken daran, dass etwas nicht stimmen könnte. Der Familienhund Sadie dagegen schon. Der will das Haus partout nicht betreten. Am Tag darauf ist er tot.
Vor allem das Jüngste der fünf Perron-Mädchen, April (Kyla Deaver), ist geschockt. Aber es dauert nicht lange und sie hat einen neuen Spielgefährten gefunden. Er heißt Roary - und existiert nur in ihrer Fantasie, wie es scheint. Er spricht mit ihr, zeigt ihr sein Versteck im Haus. Dahin habe er sich immer zurückgezogen, wenn er Angst vor etwas hatte und Schutz suchen musste, flüstert er ihr geheimnisvoll zu.
Überhaupt: Die neue Heimstatt der Perrons scheint voller Geheimnisse zu stecken. Immer wieder fliegen Vögel vor die weiße Hauswand, brechen sich dabei das Genick und sterben. Im Haus selbst, finden die Perrons plötzlich einen geheimen Zugang zu einem bisher verborgenen Keller. Der ist riesig und voller alter Sachen. Auch ein Ofen befindet sich darin und Roger kann endlich versuchen, die im gesamten Haus herrschende Eiseskälte zu vertreiben und für wohlige Wärme zu sorgen an diesen Herbsttagen des Jahres 1971. Doch da tauchen bereits die nächsten Probleme auf: Immer wieder stinkt es faulig im Haus. Keiner weiß wieso oder woher der Gestank kommt. Er ist plötzlich da und dann wieder weg.
Ghostbusters mal anders
Das gliche gilt für die immer häufiger auftretenden seltsamen Geräusche. Hier knarzt eine Tür, die eigentlich fest verschlossen ist. Dort quietscht ein heruntergelassenes Fenster. Nicht schlimm, das Haus ist schließlich alt. Hier ein leichter Seufzer, dort ein männliches Stöhnen. Nur der Wind, beschwichtigt Roger. Doch dann wachen die Mädchen mitten in der Nacht schreiend auf, weil irgendjemand sie an ihren Beinen gepackt hat. Sie wollen den Jemand sogar gesehen haben. Und Rogers Frau Carolyn bekommt urplötzlich blaue Flecke. Was Roger mit ihr in der letzten Nacht angestellt habe, fragt sie anfangs noch scherzend. Aber der Spaß neigt sich im Haus der Perrons ziemlich schnell dem Ende zu. Bei all diesen unerklärlichen Phänomenen, die die Familie mehr und mehr in Angst versetzen, ist guter Rat teuer.
Hilfe finden die Perrons endlich bei dem Ehepaar Warren. Ed (Patrick Wilson; "Insidious", "Hard Candy") und Lorraine (Vera Farmiga; "Up In The Air", "Departed") hören den Perrons zu - und schauen sich das Haus an. Sie kennen sich mit unerklärlichen Phänomen aus: Die Warrens sind - nach eigener Aussage - Dämonologen. Für Andere sind sie nur Verrückte, Spinner und Scharlatane. Für die Perrons sind sie das nicht, sie sind stattdessen ihre letzte Hoffnung.
Wie schlimm es um die Perrons bereits steht, finden die Warrens bei einem Hausbesuch heraus. Lorraine nimmt sofort wahr, dass hier etwas nicht stimmt. Sie sieht schwarze Schatten. Die scheinen die Perrons auf Schritt und Tritt zu verfolgen, nicht von ihnen zu lassen, an ihnen zu kleben wie Kaugummi an einer Schuhsohle. Ein Umzug wäre deshalb sinnlos, denn die Dämonen würden den Perrons folgen.
Eine wirklich wahre Geschichte

Heimsuchung, Niederwerfung, Besessenheit: Nun hilft nur noch ein Exorzismus.
(Foto: 2013 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.)
Die Warrens fahren ihr ganzes Repertoire auf: Blitzlichter, Spezialkameras, Tonaufnahmegeräte. Und sie recherchieren. Sie finden heraus, wer das Haus gebaut hat, wer darin wohnte, und was alles Schreckliches darin passiert ist. Das zumindest war eine Menge. Aber Sorgen müssen sie sich vor allem um einen Dämon machen. Der hat es auf Carolyn abgesehen und deren Töchter. Es gilt, schnell zu handeln, denn nach der Heimsuchung folgt die Niederwerfung und dann als letzte Stufe die Besessenheit.
Dämonologen? Geisterjäger? In den frühen 1970ern? Das muss doch erfunden sein. Ist es aber nicht. Der neue Film von "Saw"- und "Insidious"-Regisseur James Wan basiert auf einer wahren Geschichte, auf einem Fall des anerkannten und weltberühmten Dämonologenpaares Warren. Die beiden sind zwar etwas in die Jahre gekommen, aber sie haben mehr als 10.000 unerklärliche Phänomene untersucht. Manche leicht zu erklären. Manche purer Hokuspokus. Manche aber auch bitterböser Ernst - wie der der Familie Perron.

"Conjuring: Die Heimsuchung" läuft in den deutschen Kinos.
(Foto: 2013 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.)
Ein Fall der Warrens als Filmvorlage, das ist nicht neu. Der Klassiker "Amityville" geht auch auf die Erlebnisse der US-Geisterjäger zurück. Und wie bei "Amityville" greift Wan bei "Conjuring" auf althergebrachte Tricks zurück: Die Geräuschkulisse, Vollmond, Gewitter, ein Haus mit vielen Geheimnissen, unerklärliche Phänomene, die jeder kennt. Was "Conjuring" aber so besonders macht, sind die Schauspieler. Die beiden Ehepaare werden von Charakterdarstellern gespielt und das eindrucksvoll. Es sind keine schreienden Teenies, die sich bei einem lauten Krachen gegen die Schlafzimmertür ins Höschen machen.
Dämonisch gut
Vor allem Wilson fasziniert. Er ist der abgeklärtere der beiden Geisterjäger. Nichts scheint ihn zu erschüttern. Farmiga ist dagegen die Sympathische, die Frau, der man auch mal sein Kind anvertrauen würde. Ihrem Zusammenspiel merkt man an, dass die Chemie zwischen den beiden Kollegen stimmt. Und das ist wichtig.
Denn das Warrensche Fälle-Repertoire ist groß. Ein weiterer Film mit Wan als Regisseur ist bereits von Warner Bros abgesegnet. Auch ein dritter ist nicht ausgeschlossen. Dass "Conjuring" in den USA die Kinokassen rockt, hilft da natürlich sehr. Produktionskosten zwischen 13 und 14 Millionen Dollar steht bereits nach gut einer Woche ein Einspielergebnis von rund 63 Millionen Dollar gegenüber. Am Startwochenende flossen allein 41 Millionen Dollar.
Damit setzt sich der Erfolgstrend der Horrorfilme in den USA weiter fort. "Possession" und "The Purge" hießen die jüngsten Kassenschlager, "Conjuring" folgt nun. Und das ist gut so - wenn ein Film wie "Conjuring" mit solch klassischen Horrorelementen derart schocken kann! Menschen mit Schlafstörungen oder auch leicht beeinflussbare Leute sollten ihn aber meiden. Wie gesagt, er basiert auf einer wahren Geschichte. Dämonen gibt es wirklich!
Quelle: ntv.de