Axel Prahl hätte 130 befürwortet "Wenn wir morgen sagen" - ist es zu spät?
13.11.2021, 16:46 Uhr
Liebt die Abwechslung in seinem Leben: Axel Prahl.
(Foto: Jens Oellermann)
Saubere Luft als Mangelware, Roboter mit Existenzängsten, sprechende Pflanzen - das neue Science-Fiction-Hörspiel "Wenn wir morgen sagen" nimmt den Hörer in fünf spannenden Episoden mit auf eine Zeitreise in die Zukunft eines Planeten, dessen Ressourcen gnadenlos ausgenutzt wurden. Und noch werden. Die zentrale Frage lautet: Was wird aus uns werden? Wie werden wir leben? Axel Prahl spricht in der Episode "Viola" einen Radiomoderator, der in eine Pflanze verliebt ist, und in "Pandora" einen Gletscherforscher. Von Comedy bis Horror ist alles dabei - wie im richtigen Leben. Die einzelnen Episoden beschäftigen sich alle mit einer Frage: Wird die Erde sich eines Tages für all das rächen, was wir ihr angetan haben? Auch Axel Prahl macht sich so seine Gedanken und teilt diese mit ntv.de.
ntv.de: Klima, Umwelt, Rettung des Planeten - am besten, wir fangen mit uns selbst an. Wie tragen Sie persönlich zur Erhaltung der Erde bei, Herr Prahl?
Axel Prahl: Ich versuche zum Beispiel, auf Inlandsflüge zu verzichten. Das ist manchmal schwer und manchmal nicht möglich, aber ich versuche eben, so weit zu planen, dass ich nie in Hektik gerate und bequem mit dem Zug reisen kann. Und Bewusstsein zu schaffen, beispielsweise bei den Kindern. Fängt bei Licht anlassen an und geht über das Verhalten auf der Autobahn.
Inwiefern?
Ich hatte mir die 130 Kilometer pro Stunde als Grenze gewünscht, das hätte eine Menge bewirkt. Wir hätten uns Tonnen an CO2 sparen können. Nun rasen wir weiter, schön blöd.
Sind die jungen Menschen nicht viel schlauer als wir?
Das Bewusstsein für diese Dinge ist da, ganz sicher. Aber die Verhaltensweise muss noch angepasst werden. Ich fände es wünschenswert, wenn die jungen Konsumenten und Konsumentinnen auch mal darüber nachdenken, wie viel mehr Strom sie für Internet und Handys benötigen. Auch die Verschwendung der Ressourcen für ständig neuere Handys und Klamotten meine ich damit. Damit sollte meiner Meinung unbedingt noch besser gehaushaltet werden. Von diesem idiotischen Data-Mining für Bitcoins will ich gar nicht erst anfangen.
"Wenn wir morgen sagen" - zwischen Comedy und Horror steht in der Beschreibung der Hörspielreihe. Sind wir schon eher beim Horror angelangt oder noch im Comedy-Bereich im echten Leben?
Sagen wir mal so: Wenn ich an diese riesigen Plastikmüll-Teppiche denke, die in der Größe von Nordrhein-Westfalen im Meer treiben, dann sind wir definitiv beim Horror angelangt. Auch bei dem Gedanken daran, in welchem Ausmaß die Gletscher abschmelzen, fällt es schwer, an Comedy zu denken. Die Komödie in unseren Stücken ist am ehesten in der Episode "Viola" zu finden. Da spreche ich Patrick, die Figur des Rundfunkmoderators, welcher sich in eine Pflanze verliebt. In dieser Episode ist es meines Erachtens perfekt gelungen, mit dem Stilmittel der Übertreibung, die man für diese Geschichte gewählt hat, die selbst gewählte Isolation und Vereinsamung des Menschen deutlich zu machen: Jeder hockt allein vor seinem Bildschirm. Und wenn man mal von der Tragik absieht, dass Patrick anfängt, mit Pflanzen zu reden, weil er augenscheinlich niemand anderen mehr hat, dann ist das an vielen Stellen doch auch sehr komisch (lacht).
Mit Pflanzen zu sprechen, ist seit Prinz Charles ja nicht so ungewöhnlich - sich in eine Pflanze zu verlieben und sie als "Bezugsperson" zu betrachten, aber schon.
Wer die Bücher von Peter Wohlleben kennt, der zum Beispiel "Das geheime Leben der Bäume" geschrieben hat, der weiß, dass Bäume untereinander kommunizieren und ein großes soziales Netz haben. Das hat weniger mit Mensch und Pflanze zu tun, aber wir sind alle organisch. Und viele glauben daran, dass, wenn sie jeden Morgen mit ihrem Benjaminus Ficus sprechen, dass der dann auch besser wächst und gedeiht. Ich glaube, da ist was dran.
In "Viola" ist das natürlich auf die Spitze getrieben - aber ich glaube ja, dass Menschen oft erst etwas verstehen, wenn wir die Dinge auf die Spitze treiben. Die andere Geschichte, "Pandora", ist ein Thriller.
Ja, ich spreche einen Gletscherforscher in der Kälte des Ewigen Eises. Dort hat man die Genehmigung bekommen, Erdölbohrungen durchzuführen. Eine Akustikerin will dort Geräusche dokumentieren unter extremen Bedingungen, allein was die Temperaturen angeht. Auch die restlichen Bedingungen der Exkursion bedeuten Stress, ich möchte nur mal das Stichwort "Stockholm Syndrom" in den Raum werfen. Mehr wird aber nicht verraten. Nur noch, dass hier weniger Comedy ist und mehr Horror!
Was hat Sie gereizt an diesen Geschichten?
Unbedingt das Thema! "Wenn wir morgen sagen", meinen wir ja heute, das ist eine Zustandsbeschreibung. Und wenn ich Geschichten mit so toll gezeichneten Charakteren zugeschickt bekomme, dann empfinde ich das als ein großes Geschenk. Ich fühle mich fast schon ein wenig gebauchpinselt (lacht).
Der Titel "Wenn wir morgen sagen" klingt philosophisch - sehen Sie das auch so?
Unbedingt. Ich habe ein Faible für philosophische Fragen. Was mich stört, ist, dass man diese Fragen um unsere Zukunft immer unter einem enormen Zeitdruck beantworten muss. Ich wünsche mir, dass man sich wirklich richtig Zeit nimmt, über Antworten intensiv und umfangreich nachdenkt und nicht gleich etwas rausplappert.
Mehr Zeit täte so vielem gut - aber die haben wir nicht. Wenn wir an die Rettung der Welt denken, brauchen wir schnelle Lösungen. Eine Hörspielreihe jedoch, die sich um das Thema Klima dreht, ist schon mal ein guter Ansatz. Wer sind die Hörer?
Ich hoffe natürlich, dass viele sich das anhören, aber vor allem hoffe ich, dass es sich diejenigen anhören, welche mit dem Thema bisher noch nicht so viel am Hut haben. Vielleicht gelingt es mit diesem Projekt, Menschen anzusprechen, die ihr Handeln neu überdenken wollen oder sich vielleicht wirklich zum ersten Mal für diese Themen öffnen. Ist nicht so einfach, aber über diese extrem gut gemachten Aufnahmen erhoffe ich mir so einiges. Das Hörspiel ist ja das Ergebnis eines Audible-Schreibprojekts, das 2020 in Zusammenarbeit mit einer der bedeutendsten französischen Drehbuchschulen, dem Conservatoire Européen d'Ecriture Audiovisuelle (CEEA), umgesetzt wurde. Jede Episode zeichnet eine andere, einzigartige Zukunftsutopie auf. Der Sound, die Charaktere, die Dialoge, diese gewaltige Orchestermusik der einzelnen Stücke, die alle von verschiedenen Autoren geschrieben wurden, sind etwas, das ich bei Hörspiel-Aufnahmen selten so erlebe.
Hörspiele, Podcasts, überhaupt Zuhören ist wieder auf dem Vormarsch, oder?
Das wäre wünschenswert. Hat sicher mit der Pandemie zu tun, man hatte mehr Zeit, sich Hörspielen, Hörbüchern oder auch Binge-Watching zu widmen.
Sie schauspielern - über den "Tatort" müssen wir nicht sprechen, das weiß jeder. Sie machen Musik, Sie touren - wann sehen wir Sie wieder?
Diesen Dezember stehen noch zwei Konzerte an. Hoffen wir mal, dass die stattfinden können.
Mit Axel Prahl sprach Sabine Oelmann
Das Episoden-Hörspiel "Wenn wir morgen sagen" ist eine Audible-Produktion
und kann ab sofort hier gehört werden.
Quelle: ntv.de