And it burns burns burns ... BossHoss, die Platzhirsche
16.10.2013, 17:37 Uhr
On the road again ...
Diese Typen sind echt einzigartig: cool und trotzdem herzlich, supererfolgreich und dennoch bodenständig. Jetzt ist ihr neues Album "Flames of Fame" auf dem Markt, die Tour startet bald und "The Voice Of Germany" geht auch weiter. Für n-tv.de hatten sie trotzdem einen Moment Zeit und sprachen über Ruhm, Easy Rider und wahren Reichtum.
Ihre Record Release Party feierten sie in einem Heizkraftwerk - als ob man noch extra Wärme bräuchte, wenn die Herren von "BossHoss" auf die Bühne kommen: Der "Wolfenbütteler Festplatz" ähnelte eher einem Tollhaus, so heiß waren die Mädels angezogen, so cool die Jungs. Man konnte den Lukas hauen, die Bier-Hausmarke genießen und an den Wänden röhrten die Hirsche des althergebrachten Sponsors. Genau die richtige Umgebung für urbane Cowboys und die, die es noch werden möchten. n-tv.de traf Sascha Vollmer und Alec Völkel ganz gesittet bei ihrem Plattenverlag, wo die müden Helden ausführlich Rede und Antwort standen.
Als ich euch das letzte Mal getroffen habe, war das im White Trash ...
Sascha Volmer (Hoss): Da sind wir öfter ...
... und da hattet ihr Fotos unter der Autobahnbrücke am Heidelberger Platz für euer "Liberty of Action-Album" gewählt – dieses Mal sieht es ja doch mehr nach Easy Rider aus. Habt ihr euch verbessert?
Sascha: (lacht) Naja, klar, das war in Kalifornien, aber vorher haben wir doch auch schon Bilder gemacht in Texas zum Beispiel, und hatten auch tolle Locations in Kanada, wir waren schon immer gut unterwegs mit unserem Fotografen. Aber das Motto Easy Rider haben wir uns schon sehr bewusst ausgesucht - sind wir ja schließlich auch im wahren Leben - und wir stehen auf das, was wir da im Video vorführen: Pferdestärken, Motorräder, Stahl, Stärke ... (lacht) Und die Landschaft ist am geilsten, tolles Licht, Mojave-Wüste, Tarantino-Feeling, Motels, Diner und Tankstellen am Straßenrand, du weißt schon, was da alles so rumsteht eben. Wir mussten also nicht mehr an den Heidelberger Platz (lacht), aber das war auch cool da! Wir stehen ja voll auf Berlin, wir lieben es, hier zu leben.
Aber das Easy Rider-Feeling kriegt man eben nicht unter 'ner Autobahnbrücke in Berlin, oder?
Alec (Boss): Na klar, das wirklich richtige Feeling kriegt man erst in Kalifornien. Hier ist es eben eher der Urban Cowboy.
Sascha: Wir waren da im Juni, die Sonne brennt, die Wüste lebt, die coolen Bikes, die findet man hier nicht (lacht). Die kriegste hier gar nicht durch den TÜV! Und man kann ohne Helm fahren.
Alec: Herrlich war's, das ist so entspannt dort. Und das ganze Setting findet man so im Fifties-Look eben nicht in Europa.
Habt ihr's denn richtig krachen lassen? Feiern bis in die Puppen, Girls Girls Girls bis zum Abwinken ...
Alec: Auf jeden Fall! (lachen beide)
Ihr habt, passend zum Album-Titel "Flames Of F ame", ja wieder mehrere Eisen im Feuer: Die Musik, die Tour, und obendrauf noch "The Voice of Germany" (ab 17. Oktober). Wie kriegt ihr das hin?
Alec: Es ist auf jeden Fall der Wahnsinn, stimmt schon.
Sascha: Nun gut, jetzt ist gerade Release gewesen, all eyes on the album, aber das machen wir gerne. Die Musik ist uns sehr wichtig, wir wollen das Album gerne vorstellen. Und es wäre nicht ehrlich, wenn wir behaupten würden, dass es nicht auch günstig ist, dass jetzt wieder "Voice Of Germany" anfängt, aber mal abgesehen vom Album: Das Format mögen wir, es macht immer noch Spaß und wir würden auf jeden Fall nicht alles machen, bloß um unsere Musik zu vermarkten. Aber 'ne Tour ist eben auch wichtig, nach einem Album muss eine Tour kommen, wir sind gerne und viel unterwegs ... (zögert) ist ja wirklich viel, ich frag' mich auch, wie wir das hinkriegen (lacht).
Alec: Aber wenn's Spaß macht, dann klappt alles. Und es macht Spaß!
Ihr habt also - um nochmal bei diesem Flammen-Ding zu bleiben - keine Angst vor einem Burnout?
Sascha: (lacht)
Alec: Ach, was heißt, keine Angst? Uns ist schon bewusst, dass wir ein bisschen aufpassen müssen. Bis zum Jahresende allerdings ziehen wir das durch, alles, also bis kurz vor Weihnachten, und dann muss auch mal Pause sein. Ewig kann man das so tatsächlich nicht durchhalten.
Und dann sitzt ihr einträchtig unterm Weihnachtsbaum?
Alec: Klar. (grinst)
Sascha: Oder daneben.
Ihr habt ja jetzt zwei Neue bei "Voice of Germany", den sanften Max Herre zum Beispiel. Mit wem werdet ihr euch denn jetzt fetzen, wenn Rea Garvey und Xavier Naidoo nicht mehr dabei sind?
Sascha: Da mach' ich mir überhaupt keine Sorgen, der kann austeilen, der ist gar nicht so sanft, der Max. (lacht)
Alec: Außerdem ist Samu ja auch noch da. Mit dem kann man sich hervorragend zoffen.
Sascha: Vor allem versteht er nicht, was man sagt. (lacht)
Alec: (lacht) Ja, aber der hat einen ähnlichen Humor wie wir, das funktioniert.
Habt ihr noch Kontakt zu eurem flügge gewordenen Schützling Ivy Quainoo?
Alec: Ja, klar.
Sascha: Natürlich. Wir sind zwar nicht mehr ihre Mentoren - braucht sie ja auch nicht mehr -, aber wir sehen uns und quatschen. Wir begegnen uns immer wieder und begleiten ihren Weg.
Seid ihr väterliche Freunde?
Sascha: Eher brüderliche. (grinst)
Ihr seid Grafiker und Biertrinker - so habt ihr euch mal selbst genannt. Sind das die besten Voraussetzungen dafür, Country-Star in der Heimat zu werden?
Sascha: (lacht)
Alec: In Verbindung mit dem Bier? Auf jeden Fall.
Sascha: Das kann man so stehen lassen, bis auf die Tatsache, dass wir ja nicht nur Country machen. Unser Stil besteht aus vielen Elementen. Und das Star-Ding, das ist uns nicht so wichtig, ehrlich gesagt. Es ist ganz schön manchmal, aber es gibt echt noch anderes.
Ihr könnt doch kaum noch auf die Straße gehen, ohne angesprochen zu werden, oder?
Alec: Ja, der Erkennungsfaktor ist hoch, aber das gehört doch dazu. Wenn man sich mal entschlossen hat, auf die Bühne zu gehen und vor möglichst vielen Leuten zu spielen, dann ist das doch logisch. Das ist doch gut.

Keiner sieht was! BossHoss, Nena, Max Herre und Samu Haber bei der 3. Staffel von "The Voice Of Germany".
(Foto: obs)
Sascha: Das will man dann auch.
Sicher macht euch euer Ruhm Spaß - aber macht er manchmal auch Angst? Und habt ihr Angst vor dem Stillstand? Do you still say a little prayer sometimes?
Alec: Ach, wenn es jetzt mal für 'ne Weile stillstehen würde, wär' es auch nicht wirklich schlimm.
Sascha: Nee, wir haben so viel erreicht. Wenn's also mal ein bisschen abwärts geht, das wär' nicht so schlimm. Wir haben jedenfalls keine Angst vor einem Totalabsturz. (lacht)
Alec: Ja, nee, haben wir nicht, denn wir wissen, was wir haben, was wir können, wir haben das Feedback, wir kennen unsere Fans und wir glauben, dass das, was wir tun, nicht von heute auf morgen ins total Negative abdriften wird. Vielleicht sind wir in zwei Jahren nicht mehr im Fernsehen. Und vielleicht spielen wir nicht mehr vor 10.000 Leuten, aber vor 5000, ist auch super.
Sascha: In erster Linie machen wir das, weil wir Bock haben, Musik zu machen.
Mit Nena zusammen seid ihr die alten Hasen bei der Casting-Show - was habt ihr euch Neues überlegt?
Sascha: Das ist immer wieder alles ganz neu, neue Kandidaten, neue Chemie zwischen uns Coaches, in der Show gibt's neue Elemente, zum Beispiel werden die Zuschauer die Kandidaten am Anfang auch nicht sehen und können sich so besser in unsere Lage hineinversetzen. Ach, vieles wird anders werden. Aber wir sind wie immer (lacht) - wir geben unser Bestes. Aus dem Bauch raus ...
Die eigentliche Arbeit ist ja, ein Album zu produzieren. Wie geht ihr da vor?
Sascha: Das ist ein schleichender Prozess. Ich mach' mir das ganze Jahr über Notizen, nehme hier was wahr, höre da etwas, und ich hab' jetzt schon wieder Ideen für das nächste Album. Dann werte ich das Sammelsurium irgendwann aus, setz' mich mit der Gitarre hin und klimper' ein paar Akkorde, dann fällt uns hoffentlich eine Textzeile ein. Dieses Jahr haben wir uns tatsächlich mal weggeschlossen. Wir waren in einer Hütte an der Ostsee mit einem kleinen mobilen Studio und haben dann oben an der polnischen Grenze ein paar Ideen durchgespielt. So entstehen dann langsam Demos, und da bleiben wir dann dran.
Auf Tour seid ihr unterwegs mit den Graveltones und der Jägermeister Blaskapelle - wie viel Humor braucht Musik?
Alec: Ist immer wichtig. Ich würde mal sagen, es geht um Spaß! Es soll eine geiler Abend werden. Viele wollen ja lieber intellektuell-künstlerisch wahrgenommen werden, aber wir finden, dass Humor und Musik sich - zumindest in unserem Fall - nicht ausschließen. So ein Abend soll krachen!
"If you mess with BossHoss you mess with God"( aus dem Song "God loves Cowboys") - wow, was für eine Hammeraussage. Ne Nummer kleiner geht's nicht, oder?
Beide: Ja, das ist total ernst gemeint. (grinst)
Sascha: Aber total! (lacht) Polarisieren geht immer.
Alec: Passt zur Frage eben, Humor muss immer dabei sein. Bei uns ist immer ein Augenzwinkern dabei.
Sascha: Wir sind uns total klar darüber, dass wir Glück haben. Wir arbeiten auch echt viel, wir sind sehr ambitioniert und ehrgeizig, wir geben uns immer Mühe, wir wollen keine halben Sachen, wir sind gesund und vertragen uns gut. Da muss es wohl jemanden geben, der uns mag. Dann kann man auch mal Sprüche machen, oder?
Danke übrigens für das Sixpack Bier - es war köstlich! Letztes Mal war es Steaksauce - wann werdet ihr eure erste eigene Koch- bzw. Grill-Show haben?
Sascha und Alec: (lachen) Aah, hat also funktioniert ...
Alec: Ach, das hat sich so ergeben. Das Bier ist übrigens total ernst gemeint, das kann man jetzt kaufen.
Sascha: BossHoss ist eben nicht nur Musik, das war von Anfang an so. Wir spielen mit den Klischees, viele leben "das Gefühl BossHoss", und da muss es noch ein Gimmick extra geben.
Aah, dann lebe ich das also auch, interessant. Habt ihr eigentlich Hobbys?
Alec: Hobby - cooles Wort. (lacht)
Reiten, lesen basteln ...
Sascha: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. (lacht)
Alec: Also, ich glaube, wir sind echt ausgefüllt. Wenn wir mal nicht unserer Arbeit nachgehen, die auch unser Hobby ist, dann machen wir eigentlich ...
Sascha: ... nix.
Alec: Wir müssen dann den Kopf frei kriegen und Kraft tanken.
Sascha; Ja, und Musik hören, Gitarren sammeln, Motorrad fahren, Oldtimer fahren ...
So stattliche Jungs wie ihr machen doch bestimmt viel Sport ...
Sascha: Sport? Ja, das ist unser Hobby. (lacht)
Alec: So seit 'nem knappen halben Jahr machen wir Sport, ehrlich.
Ihr geht ins Hard Candy, gebt's zu!
Sascha: Was?
Alec: Du meinst dieses Sportstudio von Madonna? Nee Nee Nee.
Sascha: Nee, lass ma'!
Alec: Wir haben einen Personal Trainer, der trainiert unsere ganze Band. Wenn wir keine Promo machen, dann gehen wir zwei Mal die Woche geschlossen hin und werden geschliffen. Kondition, Beweglichkeit, Kraft, so oldschool, mit Seilspringen, Medizinballwerfen, über Bänke hüpfen ...
Klingt retro ... wie hieß das nochmal?
Sascha: Zirkeltraining?
Ja, genau.
Alec: Back to the roots. Das tut uns gut. Auch für dem Team-Spirit.
Schöne Vorstellung, die Band beim Seilspringen ...
(Beide lachen)
Man weiß relativ wenig über euer Privatleben, das muss sich ändern. Ihr habt Kinder - seht ihr die manchmal, bringt ihr die zur Schule? Holt sie ab?
Alec: Na klar, 'türlich!
Sascha: So oft es eben geht. Wir sind schon sehr beschäftigt, aber nicht mehr so viel wie früher, da waren wir ja 200 Tage im Jahr unterwegs. Unser Leben findet in Berlin statt, unser Studio ist hier, sogar "The Voice" wird hier gedreht, das heißt, da gehen wir hinterher nach Hause oder bleiben am nächsten Tag mal tagsüber da mit den Kids. Das ist uns wichtig. Mal klappt es mehr, mal weniger. Aber wie gesagt, nach Weihnachten ist erstmal Ruhe.
Mit Boss und Hoss sprach Sabine Oelmann, das Album "Flames Of Fame" ist seit dem 11. Oktober erhältlich.
Quelle: ntv.de