Franz Ferdinand meets the Sparks FFS - heißeste Band des Planeten
06.06.2015, 17:27 Uhr
Das Alter spielt keine Rolle, Alter.
Sie sind Popstars verschiedener Generationen, aber in Sachen Kreativität passen sie bestens zusammen: Die Elektropopper Sparks und die Indierocker Franz Ferdinand machen für das Album "FFS" gemeinsame Sache. Das Ergebnis ist originell.
Es ist eine der ungewöhnlichsten Musikpaarungen des Jahres: Franz Ferdinand und die Sparks haben sich zur Supergroup FFS zusammengetan! Erstere Band kennt die breite Masse für ihren Hit "Take Me Out" aus dem Jahr 2004, letztere setzten sich Mitte der Neunziger mit dem Ohrwurm "When Do I Get To Sing 'My Way'" in den Gehörgängen von Popfans fest. Fast zehn Jahre haben die ehemaligen Kunststudenten aus Glasgow und die zwei Pop-Provokateure aus Los Angeles an ihrer Kollaboration gefeilt. Und nun sitzen Franz Ferdinand-Sänger Alex Kapranos und die Sparks-Brüder Ron (Songwriting) und Russell Mael (Gesang) auf der Terrasse eines Berliner Hotels und verkaufen sich als heißeste Band des Planeten.
"FFS sind etwas komplett Neues. Es ist unser Debütalbum und fühlt sich auch genauso aufregend an", erzählt Kapranos mit leuchtenden Augen. "Mir gefällt der Gedanke, dass Leute zu unseren Shows kommen, die weder Sparks- noch Franz-Anhänger sind, sondern reine FFS-Fans, weil sie das Album überzeugt hat." Aber wie hat diese Liaison überhaupt angefangen? "Ich hatte in Interviews die Sparks als Einfluss genannt", so Kapranos. "2004 haben wir uns dann mit ihnen zum Kaffeetrinken im Roosevelt Hotel in Los Angeles getroffen. Wir sprachen darüber, vielleicht mal einen Song gemeinsam aufzunehmen. Doch erst mal passierte lange nichts, weil es mit Franz Ferdinand so dermaßen durch die Decke ging. Wir hatten einfach keine Zeit dafür."
Irgendwann ergriffen die Mael-Brüder die Initiative mit einem recht ungewöhnlichen Statement für eine Annäherung: "Piss Off" hieß nämlich der erste Song, den die Zwei Franz Ferdinand schickten, und der jetzt auch auf der Platte zu hören ist. "Das ist schon so lange her, dass man schon fast von zeitloser Musik sprechen kann", witzelt Ron. "Ich denke, beide Bands haben einen Sinn für das Bissige und Absurde, deshalb hat Franz Ferdinand der Song sofort gut gefallen."
Jedes sechste Ego
Auch der Titel des zweiten Songs haut in eine ähnliche Kerbe: "Collaborations Don't Work" ist auch aufgrund der humorigen Textzeilen eines der stärksten Stücke der Platte. "Dabei betrachte ich den Titel eher als Frage, bei dem wir das Fragezeichen vergessen haben", meint Alex. "Es ist nie zu spät für ein Fragezeichen", entgegnet Russel und alles lacht. Wenn zwei Bands aufeinandertreffen, die schon einige Höhen und Tiefen im Musikbiz durchlebt haben, spielen auch Egos eine Rolle. "Oh ja", meint Ron, "es gibt ausgeprägte Egos in dieser Band. Jedes der sechs Bandmitglieder hat sogar ein gigantöses Ego. Letztendlich waren unsere Egos hilfreich, weil es zeigte, wie engagiert jeder von uns bei der Sache ist."
Das Ergebnis klingt allerdings danach, als hätten sich am Ende doch die Sparks durchgesetzt. Die Songs erinnern überraschend wenig an den energetischen Indierock der Schotten, sondern vielmehr an den Glampop des amerikanischen Bruderpaares. Die Stücke flirten mit Synthiesounds der Achtziger, muten theatralisch an wie eine Mini-Oper, und der Mehrstimmengesang erinnert mitunter an "Bohemian Rhapsody" von Queen. "Ich fand ja immer, dass Queen ein bisschen wie die Sparks klingen", entgegnet Alex amüsiert. Und Russell ergänzt: "Wir hatten schon immer die Ambition, dass Songs keinem strikten Format folgen sollen. Auch wenn ein Stück sieben Minuten lang ist und acht verschiedene Abschnitte hat, ist das OK. So lange es interessant, cool, modern und frisch klingt, ist alles genau richtig."
Dass das Songwriting in einer Distanz von 6000 Meilen in den digitalen Welten zwischen Los Angeles, London und Glasgow passierte, machte die Kollaboration für beide Seiten erst so richtig spannend. "Wir waren ja nie im selben Raum, bis wir die Stücke in London aufgenommen haben", berichtet Ron. "Als wir dann zum ersten Mal hörten, wie die Stimmen von Alex und Russell zusammen klingen, war das ein magischer Moment. Es war interessant zu hören, wenn Russell eine Melodie sang, die Alex geschrieben hatte und umgekehrt. Jeder von ihnen musste dann mit seiner Stimme seine Bequemlichkeitszone verlassen. Und diesen Prozess hört man dem Album auch an." Alex wirft ein: "Zumal weder Russell noch ich eine traditionelle Rockstimme hat. Wir haben beide eine ziemlich individuelle Art des Gesangs. Das FFS-Album konnte also gar nicht wie eine Standard-Rock-Platte klingen, wenn unsere Stimmen drauf sind."
Still the same
Dass beide Gruppen ganz unterschiedlichen Musikdekaden entsprungen sind, - die Sparks musizieren bereits seit Ende der Sechziger zusammen - spielt keine Rolle. "Wir haben eine Wellenlänge und müssen über bestimmte Dinge nicht mal reden", meint Ron, der im August seinen 70. Geburtstag feiert. "Ich kann da nur für mich sprechen, aber ich bin immer noch derselbe Typ wie 2002, als ich anfing, für Franz Ferdinand Songs zu schreiben", ergänzt Kapranos. "Und ich bin mir sicher, dass auch Ron diesbezüglich derselbe ist wie 1975 oder 1995, denn die Texte entspringen demselben Gehirn. Die Dekaden, die uns trennen, sind also irrelevant."
Ron schießt hinterher: "Auch dank der Schönheitschirugie spielen sie keine Rolle - oder musstet ihr euch auch schon unters Messer legen?" Kollektives Gelächter. Doch wie geht es weiter mit FFS? Wenn es nach den Beteiligten geht, sind sie sich sicher, dass es mehr als eine Affäre ist. "Ich kenne nicht viele Präzedenzfälle, wo zwei voll etablierte Bands mit langen Karrieren gemeinsame Sache machen mit einem komplett neuen Album und einem riesigen Tourplan für den Sommer", bekräftigt Alex. "Für eine Band, die nie einen Plan hatte, haben wir es jetzt schon weit gebracht."
FFS spielen beim Lollapaloza Festival am 12. und 13. September in Berlin
Quelle: ntv.de