Musik

"Wir machen, was wir wollen" On the Road mit Sunrise Avenue

Die vier Finnen sind ständig on Tour.

Die vier Finnen sind ständig on Tour.

(Foto: Universal Music)

Die Rockballaden von Sunrise Avenue kommen bei Groß und Klein gut an. Schlagzeilenträchtige Skandale hat die Band nicht nötig - sie ziehen ihr eigenes Ding durch. Samu Haber sprach im Gespräch mit n-tv.de auch über seine Zukunft in der Jury von "The Voice".

Sunrise Avenue legen einen Hit nach dem anderen nach. Die neue Singe "Little Bit Love" aus ihrem vierten Album "Unholy Ground" feierte gerade Videopremiere, zudem sind die Jungs permanent auf Tour. Die Musik der Band steht im Gespräch mit n-tv.de zwar im Vordergrund, Frauenschwarm und Frontmann Samu Haber äußert sich aber auch zu seiner Zukunft als Jurymitglied bei "The Voice".

n-tv.de: Beginnen wir mit dem Video zu eurer neuen Single "Little Bit Love". Die Geschichte darin wird rückwärts erzählt und berührt einen wirklich. Wer hatte die Idee zu diesem Clip?

Samu Haber: Es waren nicht wir, die die Idee hatten, sondern der Regisseur Pekka Hara hat uns das Drehbuch geschickt. Er hatte eine solche Geschichte wohl schon lange im Kopf und als er unseren Song gehört hat, wusste er: Zu "Little Bit Love" passt sie perfekt. Es ist immer komisch, wenn man eine geschriebene Story zu einem Lied bekommt. Man fragt sich immer, wie die beiden Elemente zueinander passen sollen. Es gibt immer ein gewisses Risiko, aber Pekka Hara ist toll, mit ihm haben wir auch schon das Video zu "Hollywood Hills" gemacht. Wir haben ihm vertraut und sind auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Er war also eine gute Wahl.

Wo habt ihr die Ideen zu eurem Album "Unholy Ground" hergeholt? Was war eure größte Inspirationsquelle?

Es sind die Reisen um die Welt, egal ob auf Tour mit der Band oder alleine. Man erlebt einerseits immer wieder sehr einsame Momente andererseits aber auch die besten zehn Sekunden des Lebens live auf der Bühne. Oder die Zweifel, ob man durchhält, wenn man krank ist und eine zweistündige Show spielen muss. Da fragt man sich dann: Sterbe ich jetzt an einem Herzinfarkt? Alle diese verschiedenen Gefühle und natürlich auch die Leute um uns herum inspirieren uns. Der eine verliebt sich, der andere trennt sich.

Ihr habt Album in der abgelegenen Einöde Finnlands aufgenommen.

Ja, das ist eine tolle Location, wir haben sie auch schon für vorherige Alben genutzt. Es ist ein alter Bauernhof mit vielen Tieren, der etwa eine Stunde von Helsinki entfernt ist. Bis auf unseren Drummer sind wir alle Stadtkinder und dort gibt es Schafe, Pferde, Hühner, Katzen, Hunde, Traktoren und Mähdrescher - das ist etwas Besonderes für uns. In den Pausen gucken wir dann den Geräten bei der Arbeit zu oder füttern die Schafe. Es ist wirklich ein toller Ort - alles ist langsam und entspannt. Auch das Internet funktioniert kaum, der Hof liegt inmitten von Wäldern, Feldern und Seen - es ist wunderschön und man konzentriert sich auf die Musik.

Ihr seid dort ganz alleine, sehr privat unter euch.

Rock'n'Roll der weichen Art.

Rock'n'Roll der weichen Art.

(Foto: Universal Music)

Ja, ansonsten sind nur die Besitzer des Hofes dort. Jeden Morgen frühstücken wir alle zusammen in dem Haupthaus - mit frischen Eiern der Hühner. Und es gibt hausgemachten Porridge - alles ist sehr lecker und gesund. Wenn dann noch die Techniker und Producer dabei sind, fühlt es sich an wie eine Klassenfahrt.

Wird es denn nie langweilig? Denn es gibt keine Ablenkung.

Nein, denn wir sind ja nicht ewig dort. Wir müssen während der Aufnahmen auch immer wieder in die Stadt zurück. Der Aufenthalt auf dem Land dient dazu, die richtige Portion Gefühl in die Songs zu bringen.

Ihr seid keine typische Rockband: Ihr zerstört keine Hotelzimmer und habt auch sonst keine Skandale.

Woher willst du das wissen? (lacht)

Ich habe noch nichts darüber gehört.

Gut. (lacht)

Macht ihr denn manchmal ordentlich einen drauf?

Die meisten Rockbands heutzutage zerstören keine Hotelzimmer mehr und nehmen auch kein Heroin. Das war eher in den 70ern und 80ern, endete aber in den frühen 90ern. Wenn man sich Rockbands wie die Foo Fighters, 30 Seconds to Mars, U2 oder Bon Jovi anguckt: Keine von diesen machen Schlagzeilen durch Skandale, das wäre eine 'Fake-Rebellion'. Rock'n'Roll ist einfach eine Einstellung - wir machen was wir wollen und es ist egal, was andere darüber denken. Wir sollen zwar die Leute unterhalten, aber sie kommen ja freiwillig zu unseren Shows. Aber nein, wir haben keine wilde schwarze Mähne, tragen keinen Eyeliner und grölen nicht laut vor uns hin. (lacht)

Aber Party macht ihr schon, oder?

Über 100 Mal wurden die Jungs von Plattenfirmen abgelehnt.

Über 100 Mal wurden die Jungs von Plattenfirmen abgelehnt.

(Foto: Universal Music)

Nein, wir sind sehr religiös und lesen nur Comics nach unseren Shows. (lacht) Nein, natürlich feiern wir, das muss man ja. 'Celebrate good times…' (singt)

Der Titel eures Albums "Unholy Ground" soll sich auf die Rastlosigkeit während eurer Touren beziehen. Was genau macht es denn schwierig und anstrengend, auf Tour zu sein?

Es ist nicht unbedingt schwierig, aber eine Tour ist - auch wenn man keine Fernseher kaputt schlägt oder jeden Tag Heroin nimmt - noch immer eine 'Männerreise'. Man ist die ganze Zeit unterwegs, man feiert und zelebriert jeden Abend die Musik auf extreme Weise - für uns ist das Rock'n'Roll.

Was macht ihr, um zwischendurch abzuschalten?

Am besten gar nichts. Denn man hetzt von Termin zu Termin, das macht müde und verbraucht eine Menge Energie - und die Show will man schließlich auch noch spielen. Jetzt wenn der Frühling beginnt, ist es aber auch schön, Sport zu treiben, da man dabei auch die Städte erkunden und sich gut ablenken kann. München zum Beispiel war toll, dort waren 18 Grad und Sonnenschein. Oder man macht etwas, das absolut nichts mit Musik zu tun hat: Die Kamera auspacken und Fotos schießen.

Stimmt es, dass ihr von über 100 Plattenfirmen abgelehnt wurdet, bevor ihr einen Plattenvertrag bekommen habt?

Ja.

Die bereuen das jetzt bestimmt.

Viele Grüße aus Berlin. (lacht) Ich weiß nicht, ob sie das bereuen, aber es sollte so passieren. Wir mussten uns erst noch ausprobieren. Mussten testen, ob der 'Scheiß' den wir machen, gut genug ist. In dieser Zeit hinterfragt man sich selbst: Will ich das wirklich machen? Aus irgendeinem Grund haben wir weiter gemacht und die Zeit hat uns stark gemacht.

Zurzeit läuft in Deutschland "The Voice Kids".

Dafür bin ich zu alt. (lacht)

Leider ja. Aber dort war ein kleiner Junge, Carl, der euren Song "Hollywood Hills" gesungen hat.

Die deutschen Mädels lieben Samu Haber.

Die deutschen Mädels lieben Samu Haber.

(Foto: Universal Music)

Das habe ich gesehen!

Ihr habt es sogar auf Facebook gepostet.

Ich fand ihn wirklich gut. Ich kann nicht verstehen, wieso sie sich nicht umgedreht haben.

Genau, niemand hat sich umgedreht. Hättest du ihn also weiterkommen lassen? Denn du kennst die Situation der Jury ja aus der Show für Erwachsene.

Ich mag das Lied sehr gerne. (lacht) Ich weiß es nicht, diese Situation ist so schwierig. Bevor ich selbst in der Jury saß, habe ich die Show schon im Fernsehen gesehen. Wenn was es guckt, kann man manchmal nicht verstehen, wieso sich niemand umdreht. Aber selbst auf diesem Platz zu sitzen, ist extrem komisch. Man hört nur die Stimme und wird auch sehr davon beeinflusst, wer vorher gesungen hat und wie lang der Tag schon war. Die Gefühle spielen verrückt, man will sich umdrehen, wundert sich, wieso sich die anderen nicht umdrehen - die Entscheidung ist wahnsinnig schwer. Denn fast alle sind unglaublich gut. Da aber nur eine begrenzte Zahl der Bewerber in die nächste Runde kommen kann, bleiben viele Talente leider auf der Strecke. Ich hoffe sehr, dass diese sich wieder bewerben, oder einen Weg finden, im Musikbusiness durchzustarten. Aber ja, Carl war sehr süß, das arme kleine Ding.

Wirklich extrem süß und erst neun Jahre alt.

Und er klang viel besser als das Original. (lacht)

Hättest du dich als Kind getraut, an einer solchen Casting-Show teilzunehmen?

Nein, ich glaube, ich hätte nicht die Eier gehabt, mich vor die Jury zu stellen. Ich bin froh, dass ich das nicht machen musste. Ich bin nicht der Typ für diese Art von Wettbewerb. Dafür braucht man eine ordentliche Portion Mut. Die hätte ich nicht gehabt. Ich bin einfach nicht interessant genug. Aber bitte, ihr Leute da draußen, geht zu den Castings.

Wie du schon gesagt hast, sitzt du in der Jury von "The Voice of Germany". Nena und The BossHoss haben gerade bekannt gegeben, dass sie die Sendung verlassen.

Das habe ich gehört.

Ist das ein großer Verlust für die Show?

Einerseits ja, denn Nena ist eine der erfolgreichsten deutschen Künstlerinnen, die es je gab und auch die zwei lustigen Cowboys aus Berlin haben eine gute Stimmung in die Show gebracht. Andererseits sollte man es nicht übertreiben und vier, fünf oder sechs Staffeln der gleichen Sendung begleiten. Auch über fünfzig Staffeln in der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" zu sitzen, würde irgendwann langweilig werden. Für mich war es bisher eine tolle Erfahrung, bei "The Voice" in der Jury dabei zu sein. Vielleicht mache ich es auch wieder, es wäre die zweite Staffel für mich, aber drei Mal würde ich auf keinen Fall mitmachen. Nur wenn das Konzept radikal verändert werden würde, könnte ich es mir vorstellen. Es wird sonst langweilig für die Zuschauer, wenn man immer zu sehen ist. Man wird dieser 'Typ aus dem Fernsehen'. Ich weiß aber nicht, wie ich in zwei Jahren darüber denke und ich weiß auch noch nicht, wie es bei der kommenden Staffel aussehen wird.

Das war meine nächste Frage. Bist du in der nächsten Staffel wieder dabei?

Die Chancen stehen fifty-fifty. Die Show läuft über sechs Monate, das ist eine lange Zeit. Ich muss noch darüber nachdenken und der Sender auch. Aber es könnte sein.

Das wäre traurig für deine Fans. Die deutschen Mädels lieben dich für deinen Akzent.

Ich kann einfach etwas für sie aufnehmen, dann können sie mein Deutsch anhören. (lacht)

Eine letzte Frage. Wenn du die Kraft eines Superhelden haben könntest - welche wäre das?

Die habe ich doch schon längst. Ich kann durch Klamotten gucken - das ist eine sehr praktische Sache. Ich habe Augen in meinem Hinterkopf - das ist sehr hilfreich bei "The Voice". Und dann eben diese Basic-Dinge: Ich kann mit meinen Augen Feuer machen, fliegen, Gebäude anheben. Also damit bin ich ganz zufrieden. (lacht)

Nur eins kann ich nicht und das wünsche ich mir: Ich würde extrem gerne mal unsichtbar auf einem Frauenklo sein, um zu hören, über was die Mädels dort sprechen! (lacht)

Mit Samu Haber sprach Saskia Nothofer

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen