Panorama

Noch zwei Tage möglich 100.000 Menschen nehmen Abschied vom Papst

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Der Platz vorm Petersdom war proppevoll, als der Papst am Vormittag gebracht wurde.

Der Platz vorm Petersdom war proppevoll, als der Papst am Vormittag gebracht wurde.

(Foto: AP Photo/Markus Schreiber)

Kaum ist Papst Franziskus im Petersdom aufgebahrt, stehen Tausende Menschen Schlange und wollen ihn sehen. Bis Freitagabend ist das möglich, wenn die Besucher genügend Zeit einplanen. Unterdessen wird noch an seinem Grab gearbeitet. Am Samstag muss alles perfekt sein.

Im Petersdom haben gleich in den ersten Stunden der öffentlichen Aufbahrung Zehntausende von Papst Franziskus Abschied genommen. Der Leichnam des Pontifex, der am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben war, liegt in einem offenen Sarg vor dem Altar der Kirche. Auf dem Petersplatz warteten die Menschen stundenlang, um in die riesige Kirche zu kommen. Manche nutzten die Gelegenheit dann auch, um mit dem toten Papst ein Selfie zu machen.

Nach Schätzungen waren auf dem Platz am Nachmittag mehr als 100.000 Menschen versammelt. Für einen letzten Blick auf Franziskus ist bis Freitagabend Zeit. Dann wird der Sarg verschlossen. Am Samstag findet auf dem Petersplatz ein Trauerrequiem statt, zu dem Staatsgäste aus aller Welt erwartet werden. Beigesetzt wird Franziskus dann aber einige Kilometer weiter in der Marienkirche Santa Maria Maggiore. So hatte er das selbst festgelegt.

Etwas mehr als 48 Stunden nach seinem Tod wurde der gebürtige Argentinier aus seiner Residenz Casa Santa Marta im Vatikan, wo er auch gestorben war, in den Petersdom getragen. Begleitet wurde der offene Sarg von acht Wachmännern der Schweizergarde. An der feierlichen Prozession nahmen auch mehrere Dutzend Kardinäle teil. Dazu ertönte noch einmal das Trauergeläut. Als der Sarg auf dem Platz ankam, brandete Applaus auf.

Franziskus war zweitältester Papst

Erst am Ostersonntag hatte sich Franziskus nach dem Segen Urbi et Orbi noch einmal im Papamobil über den Petersplatz fahren lassen. Das war das letzte Mal in seiner zwölfjährigen Amtszeit, dass die Öffentlichkeit ihn lebend zu sehen bekam. Dabei wirkte der zweitälteste Papst der Geschichte bereits sehr geschwächt. Am Morgen danach starb er: an den Folgen eines Schlaganfalls, nachdem er im Frühjahr bereits mit einer schweren Lungenentzündung lange zwischen Leben und Tod im Krankenhaus gelegen hatte.

Noch zu Lebzeiten hatte Franziskus angeordnet, dass die Rituale der katholischen Kirche nach dem Tod eines Papstes weniger pompös ablaufen sollen. Im Petersdom liegt sein Leichnam - anders als etwa der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Januar 2023 - nicht frei auf einem Katafalk zu sehen, also einer hohen Bahre. Franziskus ruht in einem Holzsarg, in rotem Gewand und mit weißer Kopfbedeckung. Um die Hände wurde ihm ein Rosenkranz geschlungen.

Auf seinem Grab in Santa Maria Maggiore soll dann nur sein Name in lateinischer Sprache stehen: Franciscus. Nicht einmal einen Hinweis darauf, dass er Papst war, soll es geben. Derzeit wird am Grab noch gearbeitet. Der Zugang ist mit einer Holzplatte versperrt. Außerhalb gelten - wie auch rund um den Vatikan - schon strengere Sicherheitsvorkehrungen. Bei der Beisetzung am Samstag wird die ganze Stadt im Ausnahmezustand sein.

In einer riesigen Schlange formen sich Anhänger des Kirchenoberhaupts, um ihn ein letztes Mal zu sehen.

In einer riesigen Schlange formen sich Anhänger des Kirchenoberhaupts, um ihn ein letztes Mal zu sehen.

(Foto: IMAGO/Avalon.red/Stefano Costantino TTL)

Gästeliste führt Scholz, Selenskyj und Trump

Bei dem großen Trauerrequiem werden Politiker und Kirchenvertreter aus aller Welt dabei sein: US-Präsident Donald Trump, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, UN-Generalsekretär António Guterres und viele mehr. Aus Deutschland kommen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz.

Mögliche Begegnungen bei solchen Anlässen werden "Beerdigungsdiplomatie" genannt. Für Trump ist es die erste Auslandsreise nach seiner Rückkehr ins Amt überhaupt. Thema am Rande könnten auch die Friedensbemühungen für die Ukraine sein. Der US-Präsident will nach Angaben des Weißen Hauses aber nur für einen Tag nach Rom kommen.

Der Kreml schickt als Vertretung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin die Kulturministerin Olga Ljubimowa. Putin habe diese Entscheidung getroffen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Für Putin sind Reisen in den Westen riskant, weil er per Haftbefehl des Weltstrafgerichtshofs gesucht wird. Hintergrund ist die von ihm befohlene Invasion des Nachbarlands Ukraine.

Eine Million Touristen in Rom

Die Polizei und alle anderen Sicherheitskräfte stehen vor einer logistischen Mammutaufgabe. Wegen des Heiligen Jahrs 2025 ist Rom in der Osterwoche ohnehin noch voller als sonst. Nach Schätzungen halten sich derzeit etwa eine Million Touristen in der italienischen Hauptstadt auf. Zudem werden sich Pilger auf den Weg machen, um Abschied vom Papst zu nehmen.

Nach den Trauerfeiern rückt das Konklave in den Fokus, das vermutlich im Mai beginnen wird. Eigentlich sind 135 Kardinäle unter 80 Jahren zur Wahl des neuen Papstes berechtigt. Allerdings sagten zwei Kardinäle - der emeritierte Erzbischof von Valencia, Antonio Cañizares, und der emeritierte Erzbischof von Sarajevo, Vinko Puljić - aus gesundheitlichen Gründen ab. Damit werden nun vermutlich 133 Kirchenmänner darüber entscheiden, wer Franziskus' Nachfolger wird.

Die Wahlgänge sind geheim. Das Konklave kann nach wenigen Stunden vorbei sein, aber auch Tage dauern. Ein Zeitlimit gibt es nicht. Zur Wahl benötigt der neue Pontifex eine Zweidrittelmehrheit. Wenn er gewählt ist, steigt aus einem Schornstein weißer Rauch auf. Bis dahin ist der Rauch nach den Wahlgängen schwarz.

Quelle: ntv.de, mpa/dpa

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