September deutlich zu nass "Am Samstag kommt das nächste Tief heran"
30.09.2022, 10:39 Uhr
Im September wurden rund 100 Liter Regen pro Quadratmeter im bundesweiten Durchschnitt gemessen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach den Dürremonaten war der regenreiche September ein Segen - für die Natur. Viele Deutsche dürften sich auf mehr Sonne im Oktober freuen, sie müssen sich aber noch etwas gedulden. Doch das niederschlagsreiche Wetter hierzulande ist aber kein Vergleich zu dem, was die Menschen in Florida gerade durchmachen, erläutert ntv-Meteorologe Björn Alexander.
ntv: Vorm Blick auf das Wetter in Deutschland zuerst die Frage nach Hurrikan "Ian": Wie gefährlich war und ist er?
Björn Alexander: Dass das Potenzial von "Ian" gerade in Sachen Wassermassen erheblich bis dramatisch ist, zeichnete sich mit Regensummen von bis zu über 1000 Liter pro Quadratmeter in den vergangenen Tagen bei einigen Computermodellen schon ab. Auch die Sturmflut war in der Größenordnung prognostiziert. Gleichzeitig hat sich "Ian" am Mittwoch kurz vorm Landfall nochmals auf Stufe 4 von 5 mit Windgeschwindigkeiten von um die 240 bis 250 km/h verstärkt. In der Größenordnung vielleicht etwas überraschend. Auf der anderen Seite zeigt das eben auch die Gefährlichkeit der Entwicklung.
Wie sieht die im Weiteren aus?
"Ian" hat sich deutlich abgeschwächt und ist - Stand jetzt - ein Tropensturm mit Windgeschwindigkeiten um die 100 km/h. Weiterhin brisant ist aber der sintflutartige Regen.
Welche Mengen werden es am Ende sein?
Bis zum Freitag dürften die Regensummen in den betroffenen Teilen Floridas verbreitet bei 300 bis 600 Liter pro Quadratmeter liegen. Auch deutlich größere Mengen dürften dabei sein. Stellenweise sind Größenordnungen von 750 bis 1000 Liter nicht auszuschließen. Zum Vergleich: Das ist binnen zwei Tagen mehr als der Jahresniederschlag von Berlin, der bei um die 650 Liter liegt.
Was macht "Ian", nachdem er Florida hinter sich gelassen hat?
Nach einem kleinen Schlenker übers Wasser wird er erneut auf Land treffen. Und zwar am Freitag und Samstag auf die Küste von South Carolina. Dabei wird "Ian" weiterhin unterhalb der Hurrikan-Kategorie bleiben. Die Regenmengen sind ebenfalls moderater und dürften sich bei um die 150 bis 250 Liter je Quadratmeter bewegen.
Welche Einschätzung gilt im Vergleich zu anderen Hurrikans?
"Ian" ist auf jeden Fall einer der intensivsten Hurrikans, die Florida seit Beginn der Aufzeichnungen getroffen hat. In puncto Wassermassen tritt er im Vergleich hierbei besonders hervor. Einer der regenreichsten Hurrikans im Süden der USA überhaupt war "Harvey", der im Jahr 2017 Texas traf. Binnen vier bis fünf Tagen brachte er in Spitzen bis zu 1200 Liter. Davon könnte "Ian" also gar nicht so weit entfernt sein.
Damit zurück nach Europa und dem Wetter hierzulande: Was erwartet uns am langen Wochenende?
Nach einer Wetterberuhigung mit einem Gastauftritt des Altweibersommers kommt am Samstag schon das nächste Tief heran. Dabei ist es - nach der doch eher kühlen Polarluft zuletzt - zwar weiterhin milder. Aber Regen und ein lebhafter bis stürmische Wind sind leider ebenso im Programm.
Mit welchen Aussichten im Detail?
Am Samstag breitet sich von West nach Ost neuer, teilweise kräftiger Regen aus. Vor allem in den Staulagen der Gebirge gerne mal mit 10 bis 20 Litern pro Quadratmeter binnen 12 Stunden. Später sind im Nordwesten dann sogar einzelne Gewitter drin. Hierbei drohen teils stürmische Böen im Flachland und satte Sturmböen bis Stärke 10 auf den Bergen. Die Temperaturen erreichen im Dauerregen teilweise nur um die 10, am Rhein bis 17 Grad.
Und am Sonntag?
Ist es insbesondere im Süden und an den Küsten weiterhin windig bis stürmisch und verbreitet wechselhaft mit Schauern oder auch länger anhaltendem Regen. Auch gelegentliche Gewitter sind möglich. Kurzum: Der Vollherbst lässt grüßen - ist allerdings mit 11 bis 18 Grad noch verhältnismäßig mild.
Wohin zeigt das Wetterpendel am Tag der Einheit?
Eher in uneinheitliche Richtungen. Einerseits bleibt es nämlich in der Nordosthälfte nach wie vor durchwachsen und stellenweise nass. Andererseits können sich der Süden und der Westen über eine Wetterbesserung mit mehr trockenen Abschnitten und Sonne freuen. Die Temperaturen zeigen sich wenig verändert bei 11 bis 18 Grad. Anschließend steigen dann aber überall die Chancen auf den Oktober der goldenen Art mit entsprechenden Temperaturen, die sich bis zum Donnerstag auf 15 bis 23 Grad hochschrauben.
Mit dem Monatswechsel gilt es ja auch, den September zu bewerten. Was sagt die Statistik über den ersten Herbstmonat?
Zum Glück war der September nach den Dürremonaten viel zu nass, mit derzeit rund 100 Litern Regen pro Quadratmeter im bundesweiten Durchschnitt. Das entspricht über 150 Prozent des Regensolls. Dabei war es im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren bislang etwas zu kühl und zu sonnenlos.
Welche Vorhersagen lassen sich jetzt schon für den Monat Oktober machen?
Momentan sehen die experimentellen Langfristvorhersagen einen durchschnittlichen bis zu nassen Oktober auf uns zukommen. Das würde im Landesschnitt um die 55 bis 70 Liter bedeuten. Hierbei dürfte der Grundstein aber natürlich schon am Wochenende gelegt werden. Gleichzeitig soll der Oktober 2022 demnach etwas zu warm verlaufen. In Zeiten des Klimawandels sind solche zu warmen Trends allerdings die Regel.
Quelle: ntv.de