Germanwings-Absturz in den AlpenAngehörige warten auf sterbliche Überreste

Schon die Rettungsarbeiten nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeugs waren sehr schwierig. Auch die Identifizierung der Opfer zog sich hin. So wurden viele Leichen noch nicht an die Angehörigen übergeben. Das könnte sogar noch länger dauern.
Zwei Monate nach dem Absturz der Germanwings-Maschine müssen die meisten Angehörigen der insgesamt 150 Todesopfer immer noch auf die sterblichen Überreste warten. Nach Angaben des Beauftragten der Bundesregierung, Steffen Rudolph, gibt es bislang keinen Termin, wann die Überführung abgeschlossen sein wird.
Wegen der besonderen Umstände des Unglücks habe es bereits bei Bergung und Identifizierung der Opfer einen "erhöhten Zeitaufwand" gegeben, sagte Rudolph. "Das wird sich auch jetzt bei der Überführung nicht vermeiden lassen. Ziel bleibt natürlich, den Anliegen der Angehörigen so schnell wie möglich nachzukommen."
Der Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellt. Nach den bisherigen Ermittlungen hatte der Copilot den tödlichen Sinkflug mit Absicht eingeleitet, nachdem der Pilot das Cockpit verlassen hatte. Alle 150 Insassen kamen ums Leben, darunter auch 72 Deutsche. Der Copilot soll psychische Probleme gehabt haben.
Soforthilfe gezahlt
Die Identifizierung der Toten ist erst seit Mitte Mai abgeschlossen. Nach Angaben des Regierungsbeauftragten bekamen die Angehörigen erst unmittelbar danach die amtliche Todesnachricht. "Dieser Prozess ist inzwischen im Wesentlichen abgeschlossen", sagte Rudolph. Als zentraler Ansprechpartner für die Hinterbliebenen hat er im Auswärtigen Amt einen Arbeitsstab zur Verfügung.
"Trotz allen Leids, das die Hinterbliebenen ertragen müssen, haben für viele Betroffene auch ganz praktische Dinge eine große Bedeutung", sagte Rudolph weiter. "Dazu gehört beispielsweise auch die Ausstellung einer Sterbeurkunde, die zur Klärung der Rechtsnachfolge nötig ist."
Für die Überführung der sterblichen Überreste ist die Lufthansa zuständig. Der Konzern zahlte den Angehörigen für jedes Todesopfer 50.000 Euro Soforthilfe. Rudolph äußerte sich nicht näher zum Stand der Gespräche über Schadensersatz. "Das ist eine Frage, die die Angehörigen mit Lufthansa aufnehmen."
Komplette Krankenakten übergeben?
Derweil sollen unangemeldete Pilotenchecks nach einem Vorschlag von Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Flugsicherheit verbessern. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte er, solche Tests könnten Unsicherheiten über den psychischen Gesundheitszustand von Piloten verringern.
Der "Spiegel" berichtete, dass die Taskforce vorgeschlagen habe, dass das Luftfahrt-Bundesamt künftig die kompletten Krankenakten von Piloten erhält und nicht nur anonymisierte Unterlagen. Dadurch sollten Piloten mit psychischen Problemen besser identifiziert werden können. Eine Sprecherin des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft bestätigte dies nicht.