Jawort im laufenden ProzessAngeklagter macht Opfer Heiratsantrag

Damit hatten die Richter wohl nicht gerechnet: Ein Angeklagter, der seine Freundin misshandelt haben soll, macht ihr im Gerichtssaal einen Heiratsantrag. Als die Frau das Angebot annimmt, ist klar: Sie wird als Zeugin nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Prozess geht trotzdem weiter.
Ein wegen versuchten Totschlags angeklagter Mann hat in einem Prozess in Bonn seiner Lebensgefährtin einen Heiratsantrag gemacht. Die Frau gab ihm noch im Gerichtssaal das Jawort - was weitreichende Auswirkungen hatte. Die Frau stand als Nebenklägerin eigentlich kurz vor ihrer Zeugenaussage, weil sie der Angeklagte im Februar 2020 schwer misshandelt und mit einem Bajonett attackiert haben soll. Nach dem Eheversprechen musste sie nicht mehr gegen den Angeklagten aussagen. Da sie nunmehr verlobt seien - so der Vorsitzende Richter - könne sie sich auf das Aussageverweigerungsrecht berufen. Anschließend legte die Frau die Nebenklage nieder, da sie an der Verurteilung kein Interesse mehr habe.
Die Anklage wirft dem gelernten Schlosser vor, die dreifache Mutter, mit der er bereits einen gemeinsamen Sohn hat, geschlagen, getreten, gewürgt und an den Haaren gezogen zu haben. Ihren Kopf habe er zudem wiederholt gegen den Boden geschlagen - und mit dem Tod gedroht. Mit dem Aufsatz eines Bajonetts soll er ihr zudem in die rechte Backe geritzt und versucht haben, die Speerspitze mit voller Wucht in den Kopf zu stechen. Das Motiv der Tat soll die rasende Eifersucht des Angeklagten auf den Ex-Mann seiner Freundin gewesen sein. Er ist einschlägig vorbestraft.
Zum Prozessauftakt hatte der Mann die Misshandlungen gestanden. Lokale Medien berichteten, er habe eine schriftliche Einlassung verlesen lassen. Darin hieß es: „Ich wollte, dass sie wieder zurückkommt und für unseren Jungen wieder eine liebevolle Mutter ist.“ Später ergänzte der Angeklagte laut dem "Kölner Express": „Ich bereue, was ich getan habe. Das macht man nicht mit Frauen.“ Dabei habe er direkt in das Gesicht der Frau geschaut, die ihm als Nebenklägerin direkt gegenüber saß. Während der Auseinandersetzung hatte er die Mutter der Frau angerufen und ihr gesagt, sie solle schon mal den Sarg bestellen. "Stirb' du Hure", soll er laut Anklage zu ihr gesagt haben. Der Prozess gegen ihn geht trotz der überraschenden Wendung weiter.