Panorama

Polizei wertet "Manifest" aus Angreifer erschießt sechs Menschen in Schule in Nashville

Im US-Bundesstaat Tennessee richtet ein Mensch ein Blutbad in einer Grundschule an. Die schwerbewaffnete 28-jährige Person tötet sechs Menschen, bevor sie selbst von der Polizei erschossen wird. Sie hinterlässt ein "Manifest", auch Lagepläne werden gefunden. Präsident Biden reagiert entsetzt und fordert eine Verschärfung des Waffenrechts.

Die USA sind einmal mehr von einem Blutbad an einer Schule erschüttert worden. Eine schwerbewaffnete 28-jährige Person erschoss an einer Schule in Nashville im Bundesstaat Tennessee drei Kinder und drei Erwachsene. Die mit zwei halbautomatischen Gewehren und einer Pistole bewaffnete Person wurde schließlich von eintreffenden Polizisten erschossen.

Ermittler werten derzeit Material aus, das Aufschluss über das Motiv der Person geben könnte. "Wir haben ein Manifest, wir haben einige Schriften, die sich auf diesen Tag, diesen Vorfall beziehen, und die wir auswerten", sagte der Polizist John Drake bei einer Pressekonferenz in Nashville. Es seien auch Lagepläne der christlichen Privatschule gefunden worden, auf denen unter anderem Überwachungskameras und Eingänge eingezeichnet waren. Bei dem Angriff im US-Bundesstaat Tennessee wurden drei Grundschulkinder und drei Erwachsene getötet. Der Polizei zufolge war die Person, die die Tat ausführte, früher selbst zu der Schule gegangen.

Der Polizei sprach von einer 28-jährigen Frau aus Nashville, die die Tat verübte. Später stellte sich jedoch heraus, dass sich die Person als Transmann identifizierte, demnach transgender war. Als Transgender werden Menschen bezeichnet, die sich nicht - oder nicht nur - mit dem Geschlecht identifizieren, das bei ihrer Geburt dokumentiert wurde. Alles Weitere zur persönlichen Geschichte und ob es einen Zusammenhang zu der Tat gibt, ist bislang nicht bekannt. "Es gibt im Moment eine Theorie, über die wir vielleicht später sprechen können, aber sie ist nicht bestätigt", sagte Drake. Die Person hatte ihre Waffen, zwei Sturmgewehre und einer Handfeuerwaffe, nach Polizeiangaben legal erworben.

Die Polizei war um 10.13 Uhr zu der Schule gerufen worden. "Als die Beamten im zweiten Stockwerk ankamen, sahen sie eine Schützin, eine Frau, die schoss", sagte Don Aaron von der Polizei. Die Beamten hätten sie erschossen. Ersten Erkenntnissen nach habe sich der Täter über einen Seiteneingang Zugang zur Schule verschafft. Bei den drei getöteten Erwachsenen handelt es sich der Polizei zufolge um Mitarbeiter der Schule.

Die Schule ist eine private, christliche Einrichtung. Dort werden Kinder der Webseite zufolge von der ersten bis zur sechsten Klasse unterrichtet. Es gibt dort auch einen Kindergarten. Eine Mutter erzählte im US-Fernsehen, dass ihre Tochter ihr geschrieben hätte, dass sie und ihre Klassenkameraden sich während des Vorfalls im Schrank versteckt hätten. Nashville ist die Hauptstadt des Bundesstaats Tennessee - dort leben knapp 700.000 Menschen.

Weißes Haus dringt auf Gesetzesverschärfung

Das Weiße Haus hat eindringlich als Reaktion auf die Schießerei eine Verschärfung des Waffenrechts verlangt. "Wir müssen mehr tun, um Waffengewalt zu stoppen", mahnte US-Präsident Joe Biden. Die Waffengewalt reiße die Gemeinden im Land und die Seele der Nation auseinander. "Es ist krank", so der Demokrat. Ein Kind zu verlieren, sei der "schlimmste Albtraum" für eine Familie, sagte Biden. "Wie viele Kinder müssen noch ermordet werden, bevor die Republikaner im Kongress aufstehen und handeln?", ergänzte die Sprecherin der US-Regierungszentrale, Karine Jean-Pierre, in Washington. Das amerikanische Parlament müsse etwa dringend ein Verbot von Sturmgewehren beschließen und Schlupflöcher bei den Hintergrundchecks für Waffenkäufer schließen. "Genug ist genug", mahnte sie. "Wir müssen mehr tun."

Schießereien an Schulen sind in den USA nahezu an der Tagesordnung: Im vergangenen Jahr registrierte die K-12 School Shooting Database 303 Vorfälle, bei denen auf einem Schulgelände eine Schusswaffe abgefeuert wurde. In diesem Jahr waren es demnach bislang 89 Vorfälle. Die Täter sind bei sogenannten "mass shootings" jedoch fast immer Männer. Die überparteiliche Forschungsgruppe The Violence Project verzeichnete seit 1966 entsprechend ihrer Kriterien 191 derartige Vorfälle in den USA, von denen nur vier von Frauen verübt wurden.

Nach Angaben des "Gun Violence Archive" handelt es sich bei der Schießerei in Nashville bereits um das 128. sogenannte "mass shooting", also eine Massenschießerei, in den USA in diesem Jahr. Das Archiv wertet Vorfälle als Massenschießereien, wenn dabei ohne die angreifenden Personen mindestens vier Menschen zu Schaden kommen.

21 Tote bei Amoklauf in Texas

Amokläufe und Schießereien gehören in den USA zum Alltag. In den Vereinigten Staaten sind mehr Waffen im Umlauf als irgendwo sonst auf der Welt. Im Mai 2022 hatte in Uvalde in Texas ein 18 Jahre alter Schütze an einer Grundschule 19 Kinder und zwei Lehrerinnen getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

US-Präsident Joe Biden fordert immer wieder strengere Waffengesetze und hat Regelungen in der Vergangenheit immer wieder leicht verschärft. Ohne substanzielle Gesetzesänderungen sehen Expertinnen und Experten allerdings keine Chance auf echte Veränderungen. Um die durchzusetzen, wären Biden und seine Demokraten allerdings auf die Kooperationsbereitschaft der Republikaner im Kongress angewiesen - und die ist bei diesem Thema nicht in Sicht.

Hinweis vom 28.03.2023: In einer früheren Version des Artikels wurde die Person, die die Tat ausführte, noch als Täterin bezeichnet. Erst später stellte sich heraus, dass es sich um einen Transmann handelt und die Behörden in Tennessee fälschlicherweise weibliche Pronomen verwendeten. Wir haben den Artikel angepasst und bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Das bedeutet trans*

Menschen, die trans* sind, identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Manche verwenden auch den Begriff Transgeschlechtlichkeit. Einige fühlen sich schon seit der Kindheit im "falschen Körper", anderen wird im Laufe ihres Lebens klar, dass sie sich beispielsweise weder als Mann noch als Frau fühlen. Dabei ist es unerheblich, ob medizinische Maßnahmen wie eine Hormonbehandlung oder eine Geschlechtsangleichung vorgenommen werden. Trans* fungiert hier als Oberbegriff, der andere Begriffe wie "transident", "transgender" oder "transsexuell" mit einschließt. Das Sternchen dient als Platzhalter für die verschiedenen Endungen. Die Selbstbezeichnungen von trans*-Menschen sind vielfältig. Einige bezeichnen sich ausdrücklich als trans*-Frau oder trans*-Mann, andere verzichten auf eine eindeutige geschlechtsidentitäre Zuordnung.

Quelle: ntv.de, als/dpa/rts

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