Hunderte Vergewaltigungen Anklage fordert Höchststrafe für Pelicots Peiniger
25.11.2024, 12:54 Uhr Artikel anhören
Gisèle Pelicot sprach vor den Plädoyers von einem "bewegenden Moment".
(Foto: picture alliance/dpa/AFP)
Der Vergewaltigungsprozess im französischen Avignon neigt sich dem Ende entgegen. Für den Hauptangeklagten fordert die Staatsanwaltschaft die Höchststrafe von 20 Jahren Haft - und das sei "zu wenig, angesichts der Schwere der Taten", so die Anklage.
Im Vergewaltigungsprozess von Avignon hat die Staatsanwaltschaft die Höchststrafe von 20 Jahren Haft für den Hauptangeklagten Dominique Pelicot gefordert. "20 Jahre, das ist einerseits viel, denn es sind 20 Jahre eines Lebens, egal wie alt man ist", sagte die Staatsanwältin Laure Chabaud im Plädoyer der Anklage. "Andererseits ist es zu wenig, angesichts der Schwere der Taten", fügte sie hinzu.
Pelicot trage die "volle Verantwortung" für seine Taten, betonte die Staatsanwältin. Seine Suche nach Befriedigung sei mit dem Willen einhergegangen, "seine Frau zu unterwerfen, und durch Worte und Taten den Menschen zu demütigen, der ihm am meisten bedeutete".
Der Prozess hat nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft "unsere Gesellschaft mit Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen tief erschüttert". Im Mittelpunkt des Prozesses stünden "unvorstellbar schlimme Taten", sagte Staatsanwalt Jean-François Mayet. Ziel des Prozesses sei es daher auch, "die Beziehungen zwischen Männern und Frauen grundlegend zu ändern".
Staatsanwaltschaft würdigt "Mut"
Gisèle Pelicot, die über Jahre von ihrem Mann und Dutzenden anderen Männern vergewaltigt worden war, sagte bei ihrer Ankunft im Gericht, dass es für sie ein "bewegender Moment" sei. Der Staatsanwalt stellte individuelle Strafforderungen für alle 51 Angeklagten in Aussicht. "Die Taten und die Persönlichkeit jedes Angeklagten werden berücksichtigt", erklärte Mayet. "Dieser außergewöhnliche Prozess führt zu außergewöhnlichen Plädoyers", fügte er hinzu.
Der Staatsanwaltschaft würdigte den "Mut" des Hauptopfers Gisèle Pelicot und sprach ihr Anerkennung dafür aus, dass sie sich gegen einen Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit entschieden hatte. Die 71-Jährige wird für ihren Mut in Frankreich als Heldin gefeiert.
Das Plädoyer gegen den Hauptangeklagten Dominique Pelicot und die 50 Männer, die er über Jahre hinweg eingeladen hatte, seine bewusstlos gemachte Frau Gisèle zu vergewaltigen, soll bis Mittwoch dauern. Anschließend sind die Anwälte der Angeklagten an der Reihe. Das Urteil soll spätestens am 20. Dezember fallen.
Pelicot hatte gestanden, seine Frau über zehn Jahre hinweg regelmäßig mit Schlafmitteln betäubt und sie teils allein, teils gemeinsam mit Fremden vergewaltigt zu haben. Die Ermittler gehen von 200 Vergewaltigungen aus. Seine Mitangeklagten hatte er in Internetforen kontaktiert. Sie konnten überführt werden, weil Pelicot Fotos und Videos gemacht und in digitale Verzeichnisse einsortiert hatte.
Quelle: ntv.de, lme/AFP