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NS-Raubkunst in Villa gehortet Argentinien klagt Tochter von SS-Offizier an

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Die Tochter des SS-Offiziers Kadgien steht wegen "Unterschlagung" vor Gericht.

Die Tochter des SS-Offiziers Kadgien steht wegen "Unterschlagung" vor Gericht.

(Foto: REUTERS)

Eine Immobilienanzeige wird der Tochter des Göring-Vertrauten Kadgien zum Verhängnis: Ein Gemälde über dem Sofa wird als Nazi-Raubkunst identifiziert. Die Ermittler finden in ihrer Villa noch weitere Werke. Nun müssen sich die Nachfahren des SS-Offiziers in Argentinien vor Gericht verantworten.

Die Tochter und der Schwiegersohn eines hochrangigen SS-Offiziers sind in Argentinien angeklagt worden, weil sie zahlreiche als Nazi-Raubkunst geltende Kunstwerke versteckt haben sollen. Patricia Kadgien und ihrem Ehemann werde "Unterschlagung" vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft mit, nachdem ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert und 22 Werke des Malers Henri Matisse (1869-1954) bei der Familie entdeckt worden waren.

Friedrich Kadgien war Finanzberater des NS-Kriegsverbrechers Hermann Göring und hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien abgesetzt, wo er 1978 starb. Seine Tochter und ihr Ehemann waren ins Rampenlicht geraten, nachdem kürzlich ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert, das einem jüdischen Kunstsammler in den Niederlanden gestohlen worden war, in einer Immobilienanzeige entdeckt wurde. Das "Porträt einer Dame" des Malers Giuseppe Ghislandi (1655-1743) war über einem grünen Sofa im Wohnzimmer von Patricia Kadgien zu sehen.

Die Entdeckung sorgte auf beiden Seiten des Atlantiks für große Aufregung - doch wenig später war das Gemälde schon wieder verschwunden. Die Polizei leitete Ermittlungen ein und nahm mehrere Durchsuchungen vor, um das Gemälde zu finden. Es gehörte zu mehr als 1000 Werken aus der Sammlung des jüdischen Amsterdamer Kunsthändlers Jacques Goudstikker, der 1940 bei der Flucht vor den Nazis starb.

Weitere Werke noch nicht zugeordnet

Statt des gesuchten Gemäldes entdeckten die argentinischen Beamten in Mar del Plata 22 Werke des französischen Künstlers Henri Matisse und weitere Gemälde, deren Herkunft noch nicht geklärt ist. Sie wurden ebenfalls bei der Familie Kadgien gefunden, wie Behördenvertreter mitteilten. Am Mittwoch übergab der Anwalt von Patricia Kadgien und ihrem Mann das Gemälde von Ghislandi schließlich den Ermittlern.

Der Kunstexperte Ariel Bassano sagte Reportern, dass das Gemälde aus dem Jahr 1710 für sein Alter in einem guten Zustand sei. Die Zeitung "La Capital Mar del Plata" zitierte ihn mit der Schätzung, dass der Wert des Bildes umgerechnet bei rund 43.000 Euro liege.

Ranghohe NS-Vertreter rund um Göring hatten die Kunstsammlung von Goudstikker unter sich aufgeteilt und Kadgien wurde beauftragt, die Beute nach Südamerika zu bringen. Der niederländische Staat holte nach dem Krieg rund 300 Kunstwerke aus der Sammlung zurück, von denen die meisten an Goudstikkers Erben übergeben wurden. Andere Werke blieben hingegen rund um den Globus verstreut. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich Tausende Nazis über den Atlantik nach Chile und Argentinien abgesetzt.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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