Panorama

Sicherer, aber wieder elitärer?Auf italienischen Skipisten herrscht jetzt Helmpflicht

13.12.2025, 16:32 Uhr A. Affaticati 1Von Andrea Affaticati, Mailand
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Auf den Pisten in Deutschland und Österreich bleibt der Helm freiwillig. (Foto: imago/ Michael Eichhammer)

Sicherheit hat Vorrang, weswegen in Italien ab dieser Wintersaison jeder einen Helm tragen muss. Überhaupt sind die Verhaltensregeln auf den italienischen Pisten besonders streng, auch was Skifahren im alkoholisierten Zustand betrifft.

Italien ist das erste Land, das auf Skipisten eine Helmpflicht für alle einführt - also nicht nur für die Kleinen, sondern auch für Erwachsene. Egal, welche Sportart man ausübt: Skifahren, Snowboarden, Skilanglauf, Bobfahren. Die Vorschrift gilt seit dem 1. November, die Skisaison startet offiziell diesen Samstag. Es muss sich also noch zeigen - und das erste Mal so richtig während der Weihnachtsferien - wie sich die Vorschrift durchsetzt.

"Die Maßnahme war schon längst fällig", sagt Diego Clara, Pressesprecher des Ressorts "Dolomiti Superski" im Gespräch mit ntv.de. Er fügt aber auch hinzu: "Mittlerweile tragen bereits über 90 Prozent der Skifahrer einen Helm." Auch die Skilehrer begrüßen die neue Vorschrift. Barbara Milani, Skilehrerin seit über 20 Jahren, sagt in einem Interview: "Die Entscheidung ist wichtig und richtig. Ich selbst würde ohne Helm nicht einmal nur auf einer Piste stehen." Und Stefano Zerpelloni, ein weiterer Skilehrer, fügt hinzu: "Der Schutzhelm rettet Leben." Die meisten wissen das auch.

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Ganz ehrlich? Wer schlau ist, trägt sowieso Helm. (Foto: imago)

Alkoholkonsum muss eingedämmt werden

Wer sich trotzdem weigert und die Helmpflicht missachtet, der zahlt eine Geldstrafe von 150 Euro. Und wer mehrmals erwischt wird, muss mit dem Entzug des Skipasses für bis zu drei Tage rechnen. Streng ist man schon lange, wenn sich jemand betrunken auf die Pisten begibt, beziehungsweise mit einem Alkoholpegel von über 0,5 Promille. In solchen Fällen startet das Bußgeld bei 250 Euro und steigt auf bis zu 1000 Euro. Bei Drogen wird keine Mindestmenge geduldet, das Bußgeld gleicht dem bei einem alkoholisierten Zustand.

Weitaus lockerer geht es in den Nachbarländern zu: In Deutschland und in der Schweiz existiert keine Helmpflicht. Es gibt auch kein Verbot, alkoholisiert auf die Piste zu gehen, wobei man allerdings auf diese Weise "den Versicherungsschutz aufs Spiel setzt", heißt es beim ADAC. Österreich hat keine einheitliche Regelung. In sieben Bundesländern – ausgenommen Tirol und Vorarlberg – müssen Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 15. Lebensjahr einen Helm tragen. Auch in Österreich gibt es keine Promille-Grenze.

Olympische Winterspiele

Zurück nach Italien: Was die Helmpflicht betrifft, sollen die Kontrollen besonders streng sein und keine Ausnahmen dulden. Was wahrscheinlich auch mit den Olympischen Winterspielen zu tun hat, die nächstes Jahr vom 6. bis 22. Februar in Milano-Cortina stattfinden, gefolgt von den Paralympischen Spielen vom 6. bis 15. März. Man erwartet einen hohen Andrang, auch aus dem Ausland.

Genaue Zahlen über den Anteil der ausländischen Skifahrer gibt es nicht, nur Schätzungen. "Wenn wir von 4,5 Millionen jährlichen Besuchern im Dolomiti Superski ausgehen", erklärt Pressesprecher Clara, "dann kommen wir auf circa 700.000 Deutsche und 45.000 Österreicher." Zahlen, die dieses Jahr und vor allem 2026 steigen werden, da Cortina d'Ampezzo, einer der zwei Hauptsitze der Olympischen Winterspiele, zum Gebiet "Dolomiti Superski" gehört.

Numerus clausus

Was diesjährige Neuigkeiten betrifft, sind außerdem die drei Testphasen in Madonna di Campiglio zu erwähnen, mit denen das Problem des Übertourismus in den Griff gekriegt werden soll. Vom 28. Dezember bis zum 5. Januar und später nochmal vom 15. bis 22. Februar gilt ein Numerus clausus: Wird die Obergrenze von 14.000 Skifahrern erreicht, soll der Verkauf von Tagespässen eingestellt oder sollen überfüllten Pisten geschlossen werden.

Obendrein sollen die Skilifte, die Skischulen, der Skiverleih und die Skihütten schon um 7.30 Uhr aufschließen. Dafür soll aber, fürs Erste zumindest, eine Piste von 12 bis 13 Uhr schließen und neu präpariert werden. "Dank der Stundenskipässe fahren immer mehr Leute erst am Nachmittag Ski und erwarten trotzdem hergerichtete Pisten", erklärte der Manager dieses Skigebiets, Bruno Felicetti, in einem Interview.

Es kann aber gut sein, dass sich das Problem des Andrangs im Laufe der nächsten ein, zwei Skisaisons von selbst lösen wird - und zwar infolge von Schneemangel und noch mehr wegen der horrend gestiegenen Preise. Vor allem in den begehrtesten Skigebieten, zum Beispiel in den Dolomiten. Allein in den letzten vier Jahren sind die Preise der Skipässe um 40 Prozent gestiegen und im Vergleich zum Vorjahr zwischen drei und acht Prozent. Der Preis eines Tagesskipasses im Gebiet Trentino in Südtirol liegt bei 80 Euro aufwärts. Rechnet man noch Unterkunft und Essen hinzu, kostet der Urlaub einer vierköpfigen Familie fast 1000 Euro pro Tag. Bei anhaltender Tendenz könnte Skifahren also wieder zu einem Elitesport werden.

Quelle: ntv.de

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