Paket an Schäuble aus AthenAutonome bekennen sich zu Briefbombe

Im Finanzministerium wird gestern ein Paket mit Sprengstoff abgefangen. Es ist offenbar direkt an Minister Schäuble adressiert. Absender ist wohl eine griechische Untergrundorganisation, die bereits in der Vergangenheit explosives Material verschickt hat.
Die griechische linke Autonome Untergrundorganisation "Konspiration der Feuerzellen" will die Briefbombe an die Poststelle des Bundesfinanzministeriums geschickt haben. "Wir übernehmen die Verantwortung für die Entsendung der Paket-Attrappe an den Finanzminister Deutschlands", hieß es in einer Erklärung der Autonomen im Internet.
Die Autonomen erklärten sich in der Mitteilung solidarisch mit in Griechenland verurteilten Mitgliedern ihrer Organisation sowie anderer gleichgesinnter Organisationen im Ausland.
Griechenlands stellvertretender Bürgerschutzminister Nikos Toskas hatte zuvor seinen deutschen Amtskollegen kontaktiert. Aus Informationen über die Zusammensetzung von Sprengstoff und Zünder erhoffen sich die Experten in Griechenland Hinweise darauf, welche Untergrundorganisation das Päckchen verschickt haben könnte.
Auch Merkel bekam Paketbombe
Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung war das Paket, das über eine Art Zünder verfügte, direkt an Wolfgang Schäuble adressiert. Der Bundesfinanzminister ist in Griechenland unbeliebt, er gilt als Verfechter eines strengen Sparkurses für das in eine finanzielle Schieflage geratene Land.
Es ist nicht das erste Mal, dass Mitglieder der griechischen Untergrundorganisation "Konspiration der Feuerzellen" Paketbomben, darunter auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel und den damaligen italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi verschickt. Sie waren im März 2011 in Athen festgenommen worden. Die Organisation galt seither als zerschlagen.
Wie die "Bild" berichtet, sei der rechte Oppositionspolitiker Adonis Georgiadis von der Partei Nea Dimokratia (ND) zur Ablenkung als Absender genannt worden. "Es ist leider wahr. Der oder die Terroristen haben wohl meinen Namen genommen, weil ich in Griechenland als Freund von Herrn Schäuble gelte", sagte er der Zeitung. Georgiadis gilt als Feindbild der Linken. Seine Buchhandlung wurde mehrfach Ziel von Angriffen, die dem autonomen Lager zugeschrieben wurden.
Kontrollierte Sprengung bei Berlin
Die Berliner Polizei hatte erklärt, das in dem Päckchen enthaltene Gemisch "wäre geeignet gewesen, erhebliche Verletzungen beim Öffnen des Pakets zu verursachen". Ein sogenanntes Blitzknallgemisch werde häufig bei der Herstellung von Pyrotechnik eingesetzt.
In der Poststelle des Ministeriums in Berlin nahe dem Potsdamer Platz war am Dienstagvormittag in einem Paket beim routinemäßigen Röntgen ein verdächtiger Gegenstand aufgefallen. Spezialisten des Kriminaltechnischen Instituts hatten nach einer ersten Begutachtung eine Gefahr nicht ausschließen können. Die Mitarbeiter mussten daher die Postverteilerstelle und umliegende Räume verlassen.
Auch nach dem Röntgen des Pakets konnte der Inhalt nicht eindeutig identifiziert werden, weshalb es auf einen Sprengplatz im Grunewald gebracht und am frühen Abend gesprengt wurde. Die Ermittlungen übernahm das Berliner Landeskriminalamt.