Prozess gegen Susann E. Beate Zschäpe spricht in Dresden von Scham

Nach Jahren im Strafvollzug sagt Beate Zschäpe im Prozess gegen ihre frühere Freundin Susann E. in Dresden aus. Sie nutzt die Befragung für ein Eingeständnis. Für die Angeklagte ist die Wiederbegegnung emotional.
Rund 14 Jahre nach Bekanntwerden der rassistischen Mordserie des NSU hat die als Mittäterin verurteilte Beate Zschäpe im Prozess gegen die mutmaßliche NSU-Unterstützerin Susann E. ihre Aussage als Zeugin begonnen. Zschäpes Anwalt Mathias Grasel hatte im Gespräch mit ntv.de angekündigt, er erwarte, dass sich seine Mandantin umfassend äußern werde.
Nach Berichten einer RTL/ntv-Reporterin vor Ort kam Zschäpe lächelnd in den Saal. Auf die Frage, wie sie sich fühle, antwortete Zschäpe demnach: "Ich fühle mich gut." Dann berichtete sie, dass sie jetzt eine Ausbildung zur Modenäherin macht. Zschäpe betonte, sie habe ihr eigenes Urteil von 2018 inzwischen vollumfänglich angenommen und schäme sich für ihre Taten. Das habe aber eine Weile gedauert. Erst im Verlauf des Münchner Prozess habe sie angefangen, ihre Schuld einzusehen, sagte Zschäpe.
In dem Verfahren vor dem Oberlandesgericht Dresden muss sich die Angeklagte Susann E. wegen Unterstützung einer inländischen terroristischen Vereinigung und Beihilfe zur besonders schweren räuberischen Erpressung verantworten. Laut Bundesanwaltschaft soll sie der mit ihr befreundeten Zschäpe mehrfach ihre Identität geliehen haben, als diese im Untergrund lebte. So soll sie der Mittäterin des Nationalsozialistischen Untergrunds ihre Krankenkassenkarte für Arztbesuche überlassen haben.
"Susann E. wusste nichts"
In der Befragung zeigte sich Zschäpe überrascht, dass es um den NSU-Komplex geht. Dazu zählen zehn Morde, neun davon aus rassistischen Motiven, mehrere Sprengstoffanschläge und zahlreiche Raubüberfälle, die dem Trio bestehend aus Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt und ihrem Netzwerk zugerechnet werden.
Zschäpes Aussage zufolge sollen Susann E. und ihr bereits als Mittäter verurteilter Ehemann André nicht von den Morden der Gruppe gewusst haben. Beide hätten nur die Geschichte bis zum Untertauchen der Dreiergruppe gekannt. Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos tauchten Ende Januar 1998 unter, nachdem gegen sie Haftbefehle erlassen und ihre Wohnungen und Garagen in Jena durchsucht worden waren.
In ihrer Aussage betonte Zschäpe, sie habe die Banküberfälle ihres Trios als weniger schlimm betrachtet. "Ich habe die Raubüberfälle damals als nötig gesehen, um mein Leben zu finanzieren." Die Auswirkungen ihrer Taten auf Zeugen habe sie erst durch die Aussagen bei Gericht verstanden.
Susann E. sei "außerhalb die wichtigste Person" für sie gewesen, so Zschäpe. Die Angeklagte verfolgte die Aussage konzentriert und war offenbar emotional angegriffen. Kurz vor Beginn der Mittagspause brach E. in Tränen aus. Zschäpe und E. hatten sich häufig auch im Beisein der Kinder von E. getroffen.
Zschäpe, die in einem Gefängnis in Chemnitz eine lebenslange Haftstrafe verbüßt, steht auch noch am Donnerstag und Ende Januar auf der Zeugenliste.