Brennende Fähre vor Korfu Behörden befürchten mindestens zwölf Tote
19.02.2022, 09:04 Uhr
Bilder vom Freitag: Inzwischen steigt deutlich weniger Rauch von der Fähre auf.
(Foto: picture alliance/dpa/debater.gr/AP)
Spezialkräfte können zwei Männer per Hubschrauber von der brennenden Fähre vor Korfu retten. Doch noch immer werden mindestens zwölf Menschen vermisst. Hohe Temperaturen erschweren die Suche nach ihnen massiv.
Der griechischen Küstenwache ist es in der Nacht gelungen, die Brände auf der italienischen Autofähre "Euroferry Olympia" einzudämmen. Aus den Decks des schwer beschädigten Schiffes stieg am Morgen nördlich der griechischen Insel Korfu deutlich weniger Rauch als am Vortag auf, wie Bilder im griechischen Fernsehen zeigen. Der griechische Handelsschifffahrtsminister Giannis Plakiotakis sprach im Nachrichtensender Skai am Morgen davon, dass es noch "einige kleinere Brandherde" gebe.
290 Menschen sollen sich nach Angaben der Reederei offiziell an Bord befunden haben, 239 Passagiere und 51 Crewmitglieder. Insgesamt konnten bis Samstagvormittag 280 von der Fähre in Sicherheit gebracht werden. Zehn Menschen wurden mit Atemwegsbeschwerden und leichten Verletzungen ins Krankenhaus von Korfu gebracht, teilte der Chef des Krankenhauses der Ferieninsel mit.
Stellenweise bis zu 500 Grad Celsius heiß
Nach Angaben von Handelsschifffahrtsminister Plakiotakis werden weiterhin mindestens zwölf Menschen vermisst. Mit dem ersten Tageslicht sind nach Informationen des griechischen Staatsfernsehens erneut Rettungsmannschaften an Bord gegangen, um nach ihnen zu suchen. Allerdings schwindet die Hoffnung, sie lebend zu finden, die Suchaktion wird durch die hohen Temperaturen erschwert. In der Fähre ist es den Angaben zufolge wegen der Brände stellenweise bis zu 500 Grad Celsius heiß.
Bei den Vermissten handelt es sich vornehmlich um Lkw-Fahrer, die die Nacht zum Freitag, als der Brand ausbrach, in ihren Fahrzeugen auf den Garagendecks verbracht hatten. Neuen Angaben der griechischen Küstenwache zufolge stammen sieben Lkw-Fahrer aus Bulgarien, drei aus Griechenland und jeweils einer aus der Türkei und Litauen. Es wird auch befürchtet, dass sich zahlreiche blinde Passagiere an Bord der Fähre befanden. Migranten verstecken sich häufig in Lkw und versuchen auf diese Weise von Griechenland nach Italien zu kommen. Bislang haben die Behörden zwei solcher blinden Passagiere unter den geretteten Menschen entdeckt.
Die meisten Passagiere wurden nach Ausbruch des Brandes koordiniert von der Besatzung in Sicherheit gebracht, wie Augenzeugen berichteten. Zwei Menschen mussten von einem Sonderkommando der griechischen Marine gerettet werden, nachdem sie in einem Deck der Fähre eingeschlossen waren. Die Spezialkräfte seilten sich von einem Hubschrauber auf die Fähre ab und brachten die Männer in Sicherheit.
Schlepper stehen bereit
Sobald die Löscharbeiten vollendet sind, soll das Schiff in einen Hafen geschleppt werden. Danach sollen Experten versuchen, den Treibstoff aus dem Wrack zu pumpen, um eine Ölkatastrophe zu vermeiden. Damit das Schiff nicht führerlos über das Meer treibt, sind Schlepper vor Ort, die seine Bewegungen kontrollieren.
Die Ursachen des Brandes auf der Fähre ist bislang unbekannt. Bevor die Untersuchung beginnen kann, müssen der Brand gelöscht, die Rettungsaktion abgeschlossen und das Schiff in einen Hafen gebracht werden.
Laut dem griechischen Fernsehsender ERT wurden der Kapitän und zwei Schiffstechniker der Staatsanwaltschaft vorgeführt. Laut Reederei war die 1995 erbaute "Euroferry Olympia" zuletzt am 16. Februar in Igoumenitsa einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen worden. Die Zeitung "Kathimerini" berichtete, die griechische Gewerkschaft der Lkw-Fahrer habe bereits 2017 vor dem mangelhaften Zustand der "Euroferry Olympia" und der "Euroferry Egnazia" gewarnt, die beide der Reederei Grimaldi gehören. In einem Brief an das griechische Schifffahrtsministerium klagte die Gewerkschaft demnach, dass die Belüftungsanlage in den Parkdecks nicht funktioniere und es nicht genügend Kabinen für die Zahl der Passagiere gebe. Mehrere von der "Euroferry Olympia" gerettete Lkw-Fahrer berichteten, einige von ihnen hätten lieber in ihren Fahrzeugen übernachtet, weil die Schiffskabinen so voll gewesen seien.
Quelle: ntv.de, chr/dpa