Großrazzia im Morgengrauen Berliner Polizei geht gegen Clans vor
10.12.2020, 08:20 Uhr
An mehreren Stellen zugleich schlagen am frühen Morgen Polizisten in Berlin und Hamburg zu: Sie durchsuchen Liegenschaften mehrerer Verdächtiger aus dem Clan-Milieu. Dabei gehen die Beamten auch gegen Mitglieder der Familie Abou-Chaker vor.
Mit einer Großrazzia ist die Polizei gegen Organisierte Kriminalität im Clanmilieu und in der Rockerszene vorgegangen. Insgesamt wurden am Donnerstagmorgen 33 Wohnungen und andere Räume in Berlin, Hamburg und Brandenburg durchsucht, drei Verdächtige wurden verhaftet, wie die Berliner Staatsanwaltschaft mitteilte.
Es gehe um Verdächtige aus arabischstämmigen Großfamilien und um Querverbindungen zum Rockermilieu, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Außerdem stehe der Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung, gewalttätiges Eintreiben von Schulden, Betrug und Drogenhandel im Raum. Die Kriminellen sollen "erhebliche Vermögenswerte" kassiert haben.
Mit den Durchsuchungen sollten laut Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft auch solche Vermögenswerte sowie Beweise gesichert werden. "Wir kämpfen gegen Paralleljustiz und Organisierte Kriminalität", twitterte die Staatsanwaltschaft. Rund 500 Polizisten aus Berlin und von der Bundespolizei waren seit 6.00 Uhr im Einsatz, darunter waren auch Berliner Spezialeinsatzkommandos (SEK) und die GSG 9 der Bundespolizei.
Ermittelt werde seit einem Jahr gegen 36 Verdächtige verschiedener Nationalitäten, zu denen auch Mitglieder der Rockerbande Hells Angels sowie Menschen aus deren Umfeld gehörten. Zwei der drei verhafteten Männer gehören einem bekannten Clan an, wie es bei der Staatsanwaltschaft hieß.
Familie Abou-Chaker steht im Fokus
Die Haftbefehle seien im Zusammenhang mit Immobiliengeschäften erlassen worden, zitierten "Bild" und "B.Z." Steltner. Der Schwerpunkt der Einsätze soll in den Berliner Bezirken Mitte, Charlottenburg und Spandau liegen. Im Fokus stehen besonders Mitglieder der bekannten Großfamilie Abou-Chaker. Laut einem Bericht der "Berliner Morgenpost" geht es auch um Geldwäsche.
Der Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung ist eher neu im Zusammenhang mit dem Vorgehen gegen kriminelle Clanmitglieder. Der entsprechende Paragraf 129 definiert eine kriminelle Vereinigung als einen Zusammenschluss von mehr als zwei Menschen zur Verfolgung eines übergeordneten gemeinsamen Interesses.
Clan- und Organisierte Kriminalität sind seit Längerem in Berlin und in anderen Bundesländern ein Thema. Ende September gab es Durchsuchungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Geldwäsche bei Managerhonoraren in der Rapper-Szene. Vermögen in Höhe von mehreren Millionen Euro wurde vorläufig sichergestellt. Im November fasste die Polizei drei Verdächtige aus einer anderen Großfamilie im Zusammenhang mit dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden. Zwei weitere mutmaßliche Täter entkamen. Zuvor hatten Anfang November gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Clanmitgliedern und Tschetschenen Schlagzeilen gemacht.
Quelle: ntv.de, jog/dpa