Verbraucher warten wochenlang Beschwerdewelle wegen Flugtickets hält an
09.08.2020, 15:02 Uhr
Knapp eine Milliarde Euro an Erstattungen schuldet die Lufthansa ihren Kunden wohl noch.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach enormen Flugausfällen warten viele Kunden auch Monate später noch auf ihr Geld für anulierte Flugreisen. Besonders die Lufthansa steht in der Kritik, denn trotz großzügiger staatlicher Hilfsmittel, zahlt sie einfach nicht. Jetzt sind nicht nur die Kunden verärgert.
Unzählige Kunden warten in der Corona-Krise wegen annullierter Flüge noch immer auf ihr Geld. Das lässt die Zahl der Beschwerden weiter in die Höhe schnellen. Allein bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) sind im Juli insgesamt mehr als 6800 Beschwerden eingegangen, davon betraf mit 86 Prozent die große Mehrheit Flüge. Hinzu kamen Beschwerden wegen Bahntickets. Im Juni hatte die Gesamtzahl noch bei gut 5500 gelegen, im Juli 2019 - also ohne Corona-Effekt - noch bei rund 2200.
Nach den massenhaften Flugausfällen in der Corona-Krise warten zahlreiche Verbraucher auch Wochen und Monate später noch auf die rechtlich eigentlich verbindliche Erstattung ihrer Tickets. Grundsätzlich müssen die Gesellschaften den Ticketpreis innerhalb von sieben Tagen erstatten.
"Auch wenn nach unserer Erfahrung die Verbraucher Verständnis haben, dass angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie die Frist von sieben Tagen nicht zu halten ist, werden sie doch sehr ärgerlich, wenn sie keine Informationen erhalten oder sich der angekündigte Zeitraum für die Kostenerstattung von einem auf den nächsten Monat verschiebt", sagt SÖP-Geschäftsführer Heinz Klewe.
Lufthansa zahlt nicht
In diesem Jahr ist die Zahl der Beschwerden bei der SÖP zu Flügen bis Ende Juli auf mehr als 18. 000 gestiegen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem Anstieg um rund 50 Prozent. Zu Bahntickets gingen bis Ende Juli 2020 knapp 3200 Beschwerden ein. Hier war der prozentuale Anstieg etwas geringer.
Besonders die Lufthansa stößt wegen noch ausstehender Ticket-Rückerstattungen in der Corona-Krise auf Kritik aus dem Wirtschaftsministerium. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Lufthansa trotz der massiven staatlichen Hilfen ihren gesetzlichen Verpflichtungen bislang nicht nachkommt und den Kunden ihre Gelder nicht unverzüglich zurückzahlt", sagte Wirtschaftsstaatssekretär Ulrich Nussbaum dem "Spiegel". Es sei eine "Frage des Vertrauens". Schon bei den Verhandlungen über das Lufthansa-Hilfspaket habe man darüber gesprochen, der Bundesregierung sei das Thema "sehr wichtig".
Insgesamt seien im Jahr 2020 für die gesamte Lufthansa-Gruppe bisher mehr als zwei Milliarden Euro ausbezahlt worden. Flüge aus den Monaten März und April seien bereits weitestgehend abgearbeitet. Weniger als eine Milliarde Euro an Erstattungen stünden aber noch aus.
Quelle: ntv.de, can/dpa