Panorama

Sommerlich bis kommende Woche Deutschland sonnt sich im Zentrum des Omegas

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Die Strömung legt sich derzeit wie ein Omega über Europa: An den Enden - in Spanien und Griechenland - bringen stabile Tiefs Unheil in Form von Regen und Sturm. In der Mitte des griechischen Buchstaben hält sich dagegen ein Hoch - mit Sonne und sommerlichen Temperaturen auch in Deutschland.

ntv.de: Enorme Wassermassen haben in Teilen Europas für katastrophale Überflutungen gesorgt, während in Deutschland schönes Sommerwetter dominiert. Wie passt das zusammen?

Björn Alexander: Grund ist eine sogenannte Omega-Wetterlage. Hierbei verläuft die wettersteuernde Strömung in einem großen Bogen über Europa und beschreibt hierbei die Form des griechischen Buchstabens Omega. In der Mitte des Bogens steht dabei ein Hoch - in diesem Fall ziemlich genau über Deutschland und Südskandinavien. An den Rändern halten sich unterdessen die Tiefdruckgebiete - insbesondere mit der Gefahr von Stark- und Dauerregen.

Mit fatalen Auswirkungen ...

Am vergangenen Wochenende tobten die schwersten Unwetter zunächst im Südwesten Europas mit dem Fokus auf der Iberischen Halbinsel, anschließend am südöstlichen Bogen des Omegas - also genau über Griechenland und rund ums Ägäische Meer. Eine vorübergehend stationäre Lage, bei der sich sintflutartige Regenmengen ergossen haben.

Wie viel ist am Ende gefallen?

Das Schlimmste ist jetzt durch, für eine Bilanz ist es aber noch zu früh. Aber wenn wir auf die Zwischenstände und die im Vorfeld der Unwetter prognostizierten Regenmengen schauen, dann dürften wir zum Teil bei deutlich über 700, vielleicht sogar bei um oder über 1000 Liter pro Quadratmeter landen.

Was bedeutet das im Vergleich zu Deutschland?

Magdeburg bekommt im Jahr um die 450, Berlin um die 600 bis 650 und Köln um die 800 Liter je Quadratmeter. In Bezug auf Extremwetter-Ereignisse: Bei der Ahrtal-Flut fielen gebietsweise 100 bis 200 Liter, die größte Regenmenge innerhalb 24 Stunden in Deutschland fiel am 12. August 2002 im Zinnwald-Georgenfeld mit 312 Litern pro Quadratmeter.

Warum sind die Mengen in Griechenland so extrem hoch?

ntv-Meteorologe Björn Alexander

ntv-Meteorologe Björn Alexander

(Foto: Privat)

Das Mittelmeer hat im Sommer 2023 aufgrund der stetig nordwärts wabernden Sahara-Hitze Rekordtemperaturen erreicht. Das stellt einen riesigen Energiespeicher dar, der in Form von Wasserdampf enorme Unwetter auslösen kann. Voraussetzung ist dann nur noch die passende Wetterlage, die es jetzt mit Tief "Daniel" gegeben hat. Eine explosive Mischung, der in den nächsten Tagen weiteres Ungemach folgen könnte.

Was ist zu befürchten?

Einige Wettermodelle berechnen zum Wochenende eine intensive Sturmentwicklung am östlichen Mittelmeer. Hierbei könnte sich ein sogenannter Medicane, also ein Hurrikan-artiger Sturm am Mittelmeer, bilden. Damit würden Windgeschwindigkeiten von um die 200 km/h drohen, was wiederum einem Major-Hurrikan der Kategorie 3 (von 5) entspricht.

Wo könnte dieser Sturm wüten?

Betroffen wäre vorerst das offene Mittelmeer zwischen Nordafrika, Griechenland und Süditalien - mit entsprechenden Einschränkungen und Gefahren für die Schifffahrt. Immerhin würden sich, sollte es tatsächlich so heftig kommen, meterhohe Wellenberge mit sehr schwerer See bilden.

Apropos Hurrikan: Welche Aktivität ist bei den Tropenstürmen zu verzeichnen?

In den nächsten Tagen wird es vor allem rund um Hurrikan "Lee" brenzlig. Der liegt derzeit noch mitten im Atlantik mit Stufe 1, verstärkt sich auf dem Weg Richtung Westen aber immer mehr und dürfte am Samstag die zweithöchste Stufe 4 (von 5) erreichen.

Wird Land bedroht?

Ausläufer streifen am Samstag die nördlichen Antillen, am Sonntag dann Puerto Rico, den Norden der Dominikanischen Republik und zum Montag auch die Bahamas. Wann er anschließend auch noch die US-Küste bedroht, ist derzeit noch offen, da seine Zugbahn in nordwestlicher bis nördlicher Richtung noch nicht ganz klar ist.

Zurück zum Wetter in Deutschland: Wie sind die Details fürs Wochenende?

Bis einschließlich Montag ändert sich kaum etwas. Nach vereinzeltem Frühnebel erwartet uns weiter viel Sonne und höchstens mal ein paar dünne hohe Wolkenfelder im Nordwesten. Nachmittags sind über dem Schwarzwald und den Alpen Quellwolken drin, für Schauer oder Gewitter reicht es aber wohl nicht. Dazu erwarten uns meistens 27 bis 33 Grad, an der See anfangs 25 Grad, zum Wochenende an der Nordsee etwas frischere 23 Grad.

Das verlängert die Badesaison - bei welchen Wassertemperaturen?

In Nord- und Ostsee liegen die Werte bei um die 20 Grad. Die Badeseen bewegen sich - je nach Größe und Höhenlage - oft zwischen 16 und 23 Grad. Jeweils gemessen in einem Meter Wassertiefe. In flachen Uferbereichen kann es dementsprechend auch wärmer sein.

Eincremen oder nicht - wie viel Kraft hat die Sonne jetzt noch?

Der UV-Index als Marker für die Sonnenbrandgefahr entspricht einer mittleren bis großen Belastung mit meist 4 bis 6. Wen es ins Hochgebirge zieht, den erwarten durchaus höhere Werte von 7 oder mehr. Das ist in Summe zwar nicht mit dem Hochsommer zu vergleichen, aber besonders empfindliche Hauttypen oder Kinder sollten nicht ungeschützt in der Sonne baden.

Was sagen die Prognosen für den weiteren Verlauf in der kommenden Woche?

Der Dienstag bringt im Süden und Osten noch keine Änderung bei sommerlichen bis hochsommerlichen 28 bis 33 Grad. Im Westen und Norden wird es im Tagesverlauf aber wolkiger und gewittrige Regenschauer ziehen auf. Dort wird es dementsprechend weniger hitzig mit 22 bis 27 Grad.

Und danach?

Am Mittwoch und Donnerstag erwartet uns vielfach wechselhafteres Schauerwetter, zum Teil gepaart mit Blitz und Donner. Das Ganze bei maximal 18 bis 24, ganz im Osten bis 27 Grad am Mittwoch. Der Donnerstag verläuft nochmals frischer bei höchstens noch 17 bis 23 Grad - also gut 10 Grad weniger als noch zum Wochenanfang. Damit ist es zwar weiterhin mild bis warm, wir liegen aber schon eher im jahreszeitlichen Mittel.

Quelle: ntv.de

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