Panorama

Vorbereitung auf Notstand Deutschland zählt seine Intensivbetten

Momentan befinden sich rund 1500 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen.

Momentan befinden sich rund 1500 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Deutsche Krankenhäuser rüsten sich gegen eine wachsende Zahl von Corona-Patienten. Bundesweit stocken Klinken ihre Intensivstationen mit Hunderten Betten auf. Allerdings ist noch ein weiterer Aspekt im Kampf gegen die Pandemie entscheidend.

Der Blick nach Italien bereitet vielen Sorgen: Mehr als 97.000 Menschen sind inzwischen am Coronavirus erkrankt, 10.779 bereits gestorben - mehr als in China. Das Gesundheitssystem im Norden des Landes ist überlastet, das medizinische Personal zum Teil am Ende ihrer Kräfte. Da es an Pflegekräften und Intensivbetten fehlt, müssen sie entscheiden, wer eine Chance auf Überleben bekommt - und wer stirbt.

Ob es in Deutschland zu solchen dramatischen Zuständen kommen wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand sagen. Experten zufolge wird es erst Mitte April eine große Anzahl an Patienten geben, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen. Auch das deutsche Gesundheitssystem könne durch die Pandemie rasch an seine Grenzen geraten, mahnte Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Wir können nicht ausschließen, dass wir hierzulande ebenfalls mehr Patienten als Beatmungsplätze haben", warnte er vor Verhältnissen wie in Italien.

Noch sind die Zahlen allerdings überschaubar: In deutschen Krankenhäusern werden laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) momentan rund 7000 Menschen mit Covid-19 behandelt. Davon befinden sich rund 1500 Patienten auf Intensivstationen, von denen etwa 1100 beatmet werden müssen. "Wir haben es geschafft, die so wichtigen Beatmungsplätze im Bereich der Intensivmedizin von ehemals 20.000 Plätzen auf zwischenzeitlich 30.000 zu steigern", sagte DKG-Präsident Gerald Gaß. Die weitere Entwicklung hänge jetzt sehr stark von der Belieferung mit zusätzlichen Beatmungsgeräten durch die Industrie ab.

Die Bundesregierung hatte zur Aufstockung der Kapazitäten in den Krankenhäusern 10.000 neue Beatmungsgeräte bestellt. Auch branchenfremde Unternehmen wie Volkswagen überlegen, in einigen Werken übergangsweise Komponenten für medizintechnische Geräte zu bauen, um die Engpässe zu lindern.

Verteilung der Covid-19-Patienten

Ausschlaggebend sei laut der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) allerdings nicht nur die Anzahl an Intensivbetten, sondern auch eine bundesweit zentrale Verteilung von Covid-19-Patienten auf die Kliniken des Landes. Sollte in "zwei bis vier Wochen" der Höhepunkt der Infektionszahlen erreicht sein, würden die Kliniken in einigen Regionen über ihre Belastungsgrenze kommen, sagte der DIVI-Präsident Uwe Janssens den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Die Bundesregierung muss so schnell wie möglich eine zentrale Stelle einrichten, die in einem solchen Fall die Patienten bundesweit auf weniger ausgelastete Kliniken verteilt."

Die Vereinigung hatte vergangene Woche ein bundesweites Melderegister für Intensivstationen gestartet. Die Kliniken sollen dort melden, wie viele Infizierte mit dem Coronavirus aktuell auf Intensivstationen behandelt werden und wie viele Intensivbetten den einzelnen Krankenhäusern zur Verfügung stehen. "Von den rund 1160 Kliniken haben bislang erst etwa 700 Häuser freie und belegte Intensivbetten gemeldet", sagte Janssens. Er nimmt die Politik in die Pflicht: Damit eine länderübergreifende Verteilung funktioniere, müssten Kliniken mit Intensivstationen staatlich verpflichtet werden, ihre Kapazitäten im Intensivregister der DIVI zu melden.

Quelle: ntv.de, hny/dpa/AFP

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