
Fritz Honka 1976 vor Gericht. Er gilt als einer der unheimlichsten Serienmörder der deutschen Nachkriegsgeschichte.
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Bei der Berlinale feiert der Film "Der Goldene Handschuh" Premiere. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Mörder und Totschläger Fritz Honka. Doch wer war der Mann, der in den 1970er-Jahren auf St. Pauli vier Frauen umbrachte?
Mit "Der Goldene Handschuh" hat Regisseur Fatih Akin das gleichnamige Buch von Heinz Strunk verfilmt und bringt die Geschichte des Serienmörders Fritz Honka ab 21. Februar ins Kino. Honka wurde 1976 wegen Mordes in einem Fall und Totschlags in drei Fällen verurteilt. Begangen hatte er alle Taten laut Gericht im "Zustand verminderter Schuldfähigkeit". Bei Film und Buch wird die extrem gute Recherche durch fiktionale Elemente ergänzt. Wer also war dieser Fritz Honka in der Realität?
Zufälliges Ende einer Tötungsserie
Am 17. Juli 1975 brennt es in der Zeißstraße 74 in Hamburg-Ottensen. Es ist kurz nach halb vier, als der Notruf bei der Feuerwehr eingeht, die sofort ausrückt. Eine Kerze hat in einer Wohnung im zweiten Stock den Brand verursacht, die Flammen haben sich bereits durch die Decke hindurch in die oberen Stockwerke gefressen.
Auch auf dem Dachboden und in der Mansardenwohnung müssen die Einsatzkräfte nach Glutnestern suchen. In der Zwei-Zimmer-Wohnung von Fritz Honka, der zu diesem Zeitpunkt bei seiner Arbeit als Wachmann bei "Shell" ist, fällt ihnen sofort ein unangenehm süßlicher Verwesungsgeruch sowie der Gestank brennenden Fleisches auf.
In einem Aschehaufen finden sie menschliche Überreste, gehüllt in eine Plastikfolie. In einem Verschlag entdeckt die Polizei dann eine weitere Leiche und beginnt damit, Dielen aufzuhebeln und Wände einzureißen. Am Ende sind es verweste und mumifizierte Körperteile von insgesamt vier Frauen, die die Ermittler in den Dachnischen und auf dem Dachboden zusammentragen.
Als Honka nach Hause kommt, steckt die Polizei dort bereits mitten in den Ermittlungen. Da nur dieser kleine Mann in Uniform mit Mütze und Aktentasche, der gerade die schmale Stiege zur Wohnung emporsteigt, einen Schlüssel zum Dachboden hat, gilt er sofort als Hauptverdächtiger. Honka wird festgenommen und gesteht schließlich, die vier Frauen zwischen 1970 und 1975 getötet zu haben.
Geschichte einer gescheiterten Existenz
Leicht hat es Fritz Honka nie. 1935 wird er in Leipzig als Sohn einer Putzfrau und eines Zimmermanns geboren. Der Vater muss während des Krieges ins Konzentrationslager und stirbt später an exzessivem Alkoholkonsum und den Folgen der Haft. Die Mutter ist mit insgesamt zehn Kindern völlig überfordert. Liebe und Zuneigung lernt Honka also schon zu Hause nicht kennen.
1951 flieht er nach Westdeutschland, arbeitet zunächst als Hilfsarbeiter auf verschiedenen Bauernhöfen in der Lüneburger Heide und schwängert ungewollt eine Frau. Kurz darauf verlässt er die Gegend. 1956 kommt er nach Hamburg und arbeitet als Werftarbeiter. Im selben Jahr wird seine Nase bei einem Fahrradunfall zertrümmert, danach schielt er extrem. Dieser Unfall soll auch zu einer Veränderung seiner Persönlichkeit geführt haben.
Honka heiratet im darauffolgenden Jahr und das Paar bekommt einen Sohn. Doch es gibt viel Streit und die Ehe wird geschieden. Die zwei kommen danach zwar noch einmal zusammen, lassen sich aber erneut scheiden.
Anschließend zieht Honka in die 18-Quadratmeter-Wohnung in der Zeißstraße 74. Dort lebt er eine Weile mit einer Frau zusammen, doch als er eine zweite zum Sex zu dritt zwingen will, zeigt die ihn wegen Vergewaltigung an. Zur Tatzeit hat Honka 2,4 Promille Alkohol im Blut. Er wird nur zu einer Geldstrafe verurteilt.
Aufgrund seines inzwischen massiven Alkoholproblems gelingt es ihm nicht, eine echte Beziehung zu finden. Die gesammelte Ablehnung lässt die Wut in ihm weiter wachsen und er entwickelt einen Hass auf alle Frauen.
1970 beginnt das Töten
Im Dezember 1970 tötet Fritz Honka ein erstes Mal. Sein Opfer ist die 42-jährige Friseurin und Gelegenheitsprostituierte Gertrud Bräuer. Er erdrosselt sie, weil sie sich dem Beischlaf mit ihm verweigerte, wird er später aussagen. Gutachter glauben, Honka habe bei der Tat einen Blutalkohol von vier Promille gehabt. Der zu diesem Zeitpunkt 32-Jährige zersägt Bräuers toten Körper und versteckt Pakete mit Leichenteilen an verschiedenen Orten in Hamburg-Altona. Zwar findet man Bräuers Überreste, doch laufen die Ermittlungen ins Leere. Ihren Torso wird man fünf Jahre später in Honkas Mansardenwohnung entdecken.
Vier Jahre lang passiert nichts, dann tötet Honka erneut, ab da geht alles ganz schnell. Im August 1974 erwürgt er die 54-jährige Prostituierte Anna Beuschel. Sie habe sich beim Sex lustlos verhalten, gibt er vor Gericht als Grund an. Nur vier Monate später stirbt auf die gleiche Weise die 57 Jahre alte Frieda Roblick. Und im Januar 1975 gibt es mit der 52-jährigen Prostituierten Ruth Schult bereits Opfer Nummer vier. Alle drei Leichen zerstückelt Honka wieder und deponiert sie in seiner Wohnung. Sie seien ihm zu schwer gewesen, um sie fortzutragen, sagt er aus.
Niemandem scheint aufzufallen, dass die Frauen verschwunden sind. Auch Beschwerden der Nachbarn über den starken Verwesungsgeruch bleiben ohne Folgen. Honka selbst versucht, dem Gestank in seiner Wohnung mit Duftsteinen beizukommen. Erst als am 17. Juli im zweiten Stock das Feuer ausbricht, kommt die Polizei dem Mörder auf die Schliche.
Enormer Hass auf Frauen
Über seine Motive sagt der schmächtige Mann, er habe jemanden zum Reden gebraucht und sich den Prostituierten zugewendet. Sie nahm er abends aus der Kneipe "Zum Goldenen Handschuh" mit nach Hause. Dort habe der starke Alkoholkonsum dann den Rest erledigt. Psychologen bescheinigen Honka außerdem ein starkes Bedürfnis, sexuelle Machtfantasien auszuleben, sowie seinen enormen Hass auf Frauen.
Bei seiner Vernehmung gibt Honka zu Protokoll, er habe im Auftrag von "Jack the Ripper" gehandelt. Über Einzelheiten seiner Taten redet er nicht gerne. Alles, was er über seine Opfer zu sagen hat, ist: "Ich habe sie halt gebumst." Vor Gericht sagt er dann nicht mehr viel. Er schämt sich für seinen Sprachfehler. Seit ihm Zähne im Unterkiefer herausgebrochen sind, kann er das S bei "Sch" nicht mehr sprechen. Und so entbehrt es nicht einer gewissen Komik, als er vor Gericht "Ich bin unchuldig" ruft, obwohl er bereits gestanden hat.
Nach seiner Verurteilung wegen Mordes und Totschlags bei verminderter Schuldfähigkeit kommt Honka für 15 Jahre in die Psychiatrie. Danach lebt er einige Jahre unter dem Namen Peter Jensen unerkannt in einem Altenheim in Scharbeutz an der Ostsee. Er leidet unter Wahnvorstellungen und beklagt sich immer wieder beim Personal, es rieche in seinem Zimmer nach Leiche. Im Oktober 1998 stirbt Honka im Alter von 63 Jahren im Hamburger Krankenhaus Ochsenzoll an den Folgen seines exzessiven Alkohol- und Nikotinkonsums.
Quelle: ntv.de