Razzia gegen Drogenhändler Dutzende Tote bei Polizeieinsatz in Rio
06.05.2021, 21:12 Uhr
Bei einem Polizeieinsatz gegen Drogenbanden in Rio de Janeiro gibt es zahlreiche Todesopfer. Mehr als 20 Menschen sterben, darunter auch ein Polizist. In sozialen Netzwerken werden Videos von Explosionen und schweren Gefechten hochgeladen. Eine Klinik muss geschlossen bleiben.
Mindestens 25 Menschen sind bei einem Großeinsatz gegen Drogenbanden in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro getötet worden. Unter den Opfern sei auch ein Polizeibeamter, teilte die Polizei mit. Die Sicherheitskräfte waren in den frühen Morgenstunden mit einem Großaufgebot angerückt, um Drogenhändler in dem Armenviertel Jacarezinho im Norden der Stadt festzunehmen.

Jugendliche protestieren gegen den Polizeieinsatz gegen Drogenhändler in der Favela Jacarezinho.
(Foto: dpa)
Anwohner luden in den sozialen Netzwerken Videos von Explosionen und schweren Gefechten hoch. Mindestens zwei Passagiere einer U-Bahn gerieten in die Schusslinie und wurden verletzt, wie die Nachrichtenwebsite "G1" berichtete. Die Razzia richtete sich gegen Drogenhändler, die beschuldigt werden, Minderjährige für ihre illegalen Aktivitäten zu rekrutieren. Jacarezinho ist eine Hochburg der Bande Comando Vermelho (Rotes Kommando), die als größte Verbrecherorganisation Rio de Janeiros gilt.
Mächtige Verbrechersyndikate wie das Comando Vermelho und eine Reihe kleinerer Banden ringen in den Armenvierteln um die Kontrolle von Drogenhandel und Schutzgeldgeschäft. Angesichts von heftigen Schusswechseln und Explosionen konnten Bewohner, unter ihnen eine Braut und eine Schwangere, ihre Häuser nicht verlassen. Eine Klinik musste geschlossen bleiben.
Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Instituto Fogo Cruzado (Kreuzfeuer-Institut), die Daten zur Waffengewalt in Brasilien sammelt, war es der tödlichste Einsatz seit Gründung der NGO vor fünf Jahren. Das brasilianische Verfassungsgericht hatte kürzlich entschieden, dass solche Polizeieinsätze während der Corona-Pandemie nur unter "außergewöhnlichen Umständen" zulässig seien.
Quelle: ntv.de, kst/AFP/dpa