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Ein Jahr nach Flugzeugabsturz Dschungel-Kinder stecken in Sorgerechtsstreit fest

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Die Bilder der gefundenen Kinder gingen um die ganze Welt.

Die Bilder der gefundenen Kinder gingen um die ganze Welt.

(Foto: dpa)

Vor einem Jahr endet die nervenaufreibende Suche nach vier im Dschungel abgestürzten Kindern mit ihrer Rettung. Doch zu ihren Familien sind sie bis heute nicht zurückgekehrt. Der Grund sind ein Sorgerechtsstreit und schwere Vorwürfe gegen den Mann der verstorbenen Mutter.

Ein Jahr nach ihrer Rettung leben vier Geschwisterkinder, die einen Flugzeugabsturz sowie 40 Tage im Amazonas-Regenwald überlebt haben, in Kolumbien in staatlicher Obhut. Das kolumbianische Institut für Familienfürsorge veröffentlichte am Sonntag (Ortszeit) ein Foto der vier indigenen Kinder mit unkenntlich gemachten Gesichtern auf der Plattform X.

Sie seien gesund, hieß es. "Die Mucutuy-Geschwister verbringen heute ihre Tage damit, das Leben zu genießen und zu lernen. Sie werden von einem Team begleitet, das sich auf ethnische Angelegenheiten spezialisiert hat und dafür sorgt, dass sie ihre Bräuche nicht verlieren, während sie weit weg von ihrem Territorium sind." Es sei noch nicht darüber entschieden worden, wem das Sorgerecht zugesprochen wird.

In Kolumbien wurde am Sonntag der erste Jahrestag ihrer dramatischen Rettung gefeiert. Auf einem Militärstützpunkt in der Hauptstadt Bogotá fand eine Zeremonie statt, bei der es zu einem emotionalen Wiedersehen zwischen Soldaten und indigenen Freiwilligen kam, die an der Rettungsmission beteiligt gewesen waren.

Wochenlange verzweifelte Suche

Die Kinder vom Stamm der Huitoto waren 13, 9 und 4 Jahre sowie 11 Monate alt, als das einmotorige Flugzeug, in dem sie unterwegs waren, im Regenwald abstürzte. Bei dem Unglück wurden ihre Mutter Magdalena Mucutuy sowie die beiden anderen Erwachsenen an Bord getötet. Die Geschwister ernährten sich wochenlang von Früchten und Samen, die sie im Wald fanden, bevor sie am 9. Juni 2023 von Helfern entdeckt wurden.

Nach ihrer Rettung brach jedoch ein Sorgerechtsstreit um die Kinder aus, in dessen Verlauf sich die Großeltern mütterlicherseits gegen den Lebensgefährten der verstorbenen Mutter stellten. Er ist der biologische Vater der beiden jüngsten Kinder; er lebte vor dem Absturz mehrere Jahre lang mit den beiden älteren Kindern und ihrer Mutter zusammen.

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Der Mann wurde im August letzten Jahres inhaftiert, weil ihm vorgeworfen wurde, eines der Kinder vor dem Absturz sexuell missbraucht zu haben. Im Oktober erhob die kolumbianische Staatsanwaltschaft Anklage wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen. Er bestreitet diese Anschuldigung und will sie nach eigenen Angaben in einem bevorstehenden Verfahren anfechten.

Am Sonntag schlossen sich auch einige Angehörige der Kinder den Soldaten und Freiwilligen an, die im vergangenen Jahr an der Rettungsaktion "Operation Hope" beteiligt waren. Sie hörten eine Messe, nahmen mit dem Rettungsteam an einem Grillfest teil und sprachen kurz mit der Lokalpresse. "Ich bin traurig, weil ich immer noch nicht bei den Kindern bin", sagte Fatima Valencia, die Großmutter der Kinder, dem kolumbianischen Fernsehsender Caracol TV. "Aber ich bin denen, die uns bei ihrer Rettung geholfen haben, sehr dankbar."

Quelle: ntv.de, sba/AP

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