Panorama

Sexspiele statt ArztbesuchEltern müssen mehrere Jahre in Haft

30.11.2017, 14:26 Uhr
f2fa20e128195de05a8d38730a22f756
Die Angeklagten brachten ihren kleinen Sohn trotz lebensgefährlicher Brandverletzungen tagelang nicht zum Arzt. (Foto: dpa)

Der Fall aus Waldmünchen hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt: Die Mutter eines fünfjährigen Jungen will Diebesgut verbrennen, ihr Sohn wird dabei schwer verletzt, doch sie lässt ihn unversorgt, bis es fast zu spät ist. Dafür werden Mutter und Vater nun verurteilt.

Ein Paar, das seinen kleinen Sohn trotz lebensgefährlicher Brandverletzungen nicht ärztlich behandeln ließ, muss ins Gefängnis. Der Vater wurde vom Landgericht Regensburg zu fünf Jahren Haft verurteilt, die Mutter zu drei Jahren und neun Monaten. Angeklagt war das Paar wegen versuchten Mordes durch Unterlassen - davon rückte die Staatsanwaltschaft aber in den Plädoyers ab, wie Thomas Polnik, Pressesprecher des Landgerichts in Regensburg, n-tv.de sagte.

Die Frau hatte im vergangenen Herbst mit einem Benzinkanister im Garten hantiert, um das Diebesgut ihres Mannes zu verbrennen. Das Feuer breitete sich plötzlich unkontrolliert aus, dabei erlitt der damals Fünfjährige, der direkt daneben stand, die schweren Verletzungen.

Der Staatsanwaltschaft zufolge überließen sie den Jungen mit seinen schweren Brandverletzungen sich selbst und beschäftigten sich stattdessen mit Sexspielen. Sie brachten ihn tagelang nicht zum Arzt, obwohl sich sein Gesundheitszustand von Tag zu Tag verschlechterte. Erst als eine Tankstellenpächterin auf den im Auto seiner Eltern sitzenden Jungen aufmerksam wird, endete sein tagelanges Martyrium. Er wurde seitdem mehrfach operiert. Nervenschädigungen, Narben und psychische Schäden bleiben dennoch zurück. Noch heute leidet der Junge unter den traumatischen Folgen der Brandverletzungen.

Der Junge und seine vier Geschwister befinden sich inzwischen alle in der Obhut des Jugendamts. Weil die Mutter wegen einer psychischen Erkrankung als vermindert steuerungsfähig gilt, fiel das Strafmaß laut Polnik bei der 37-Jährigen geringer aus als beim gleichaltrigen Vater. Zudem müsse die Mutter ein Schmerzensgeld von 30.000 Euro an das Opfer zahlen. "Es war nicht immer alles schlecht, aber am Ende war nichts mehr gut", fasste der Vorsitzende Richter, Carl Pfeiffer, bei der Urteilsbegründung die familiären Verhältnisse des Paares mit fünf Kindern zusammen.

Quelle: dsi/dpa

KinderKindesmisshandlungKriminalitätGewaltRegensburgProzesse