
Petito (li.) und Laundrie bereisten mit einem Van einige Nationalparks der USA.
Wochenlang beschäftigte der Fall des Instagram-Paares Petito/Laundrie die Ermittler in den USA. Am Ende wurden zwei Leichen gefunden. Und obwohl damit vieles klar scheint, gibt es weiter offene Fragen. Und Material, das vielleicht doch noch Antworten liefern könnte.
Gabby Petito ist tot, ebenso wie ihr Verlobter Brian Laundrie. Damit ist es mehr als unsicher, dass der Fall noch vollständig aufgeklärt wird. Doch die US-Ermittler hoffen trotzdem, noch einige der offenen Fragen beantworten zu können.
Dazu gehört unter anderem die, wie es zum Tod von Petito kam. Das Obduktionsergebnis der jungen Frau hatte gezeigt, dass sie erwürgt worden war. Der Gerichtsmediziner von Teton County, Dr. Brent Blue, legte sich in diesem Punkt fest. Man gehe davon aus, dass sie von einem Menschen erwürgt worden sei. Dieser Mensch war Laundrie, vermuten die Ermittler. Denn im Zuge der Ermittlungen wurde immer deutlicher, dass die Reise, die das Paar in den sozialen Medien dokumentiert hatte, jenseits der idyllischen Fotos bei Instagram zunehmend von häuslicher Gewalt bestimmt wurde. Unter anderem hatten sich Augenzeugen bei der Polizei gemeldet, weil eine Auseinandersetzung des Paares eskaliert war. Doch bei einer darauf folgenden Befragung gaben beide an, dass alles in Ordnung sei. Sie mussten sich verpflichten, die folgende Nacht getrennt zu verbringen. Wenige Tage später war Petito tot.
Wann genau die 22-Jährige starb, konnten die Rechtsmediziner nicht feststellen. Obwohl sie den gefundenen Leichnam mit modernsten Methoden untersucht hatten: Ihr Obduktionsergebnis stützte sich auf ein Ganzkörper-CT, eine Untersuchung durch einen forensischen Pathologen und einen forensischen Anthropologen sowie eine toxikologische Analyse. Also bleibt eine Rekonstruktion der zeitlichen Abläufe. Am 12. August gab es die Begegnung mit der Polizei, am 1. September war Laundrie allein in sein Elternhaus im US-Bundesstaat Florida zurückgekehrt, wo das Paar gemeinsam lebte. Bis zum 19. September, als Petitos Leiche gefunden wurde, hatte der Körper der jungen Frau nach Einschätzung der Experten drei bis vier Wochen in der Wildnis gelegen.
Gegenstände von Laundrie
Trotzdem könnte der Tatort den Ermittlern wichtige Hinweise liefern. Paul Belli, ein pensionierter Leutnant des Sheriff-Büros von Sacramento County und Präsident der International Homicide Investigators Association verwies im US-Sender CNN darauf, dass es Fingerabdrücke und DNA-Spuren geben könnte, die eindeutige Schlüsse zulassen. In diesem Fall waren aber das Opfer und der mutmaßliche Täter ein Paar. Deshalb sei damit zu rechnen, beider DNA zu finden.
Antworten hatte sich die Polizei natürlich von Laundrie erhofft, der seit dem 13. September verschwunden war. Und auch wenn sie ihn nun nicht mehr befragen können, konzentrieren sich die Ermittler noch immer auf den 23-Jährigen oder vielmehr auf das, was er hinterließ. FBI-Ermittler Michael McPherson zufolge waren neben den sterblichen Überresten des jungen Mannes im Myakkahatchee Creek Environmental Park sein Rucksack und ein Notizbuch gefunden worden. CNN zufolge versuchen FBI-Experten, an diesen Gegenständen Spuren zu sichern, obwohl sie in einem Gebiet gefunden wurden, das bis vor kurzem noch unter Wasser stand.
Vor allem von dem Notizbuch erhoffen sich die ermittelnden Beamten wichtige Erkenntnisse, beispielsweise über Laundries Motive oder seine Gefühle gegenüber Petito. Es könnte aber auch Notizen enthalten, die der 23-Jährige über die Ereignisse in Wyoming gemacht hat. Der ehemalige stellvertretende FBI-Direktor Andrew McCabe sprach bei CNN davon, dass es in der Behörde "Experten gibt, die ihre Karriere damit verbringen, Papierbeweise zu trocknen, zu versuchen, die Schrift und die Tintenflecken und möglicherweise Fingerabdrücke und alle möglichen anderen potenziell relevanten Beweisstücke wiederherzustellen". Schon in früheren und scheinbar aussichtsloseren Fällen ist es den Fachleuten gelungen, wichtige Informationen zu finden.
Digitale Spuren
Vielversprechend ist auch der Inhalt einer externen Festplatte, die sich in dem weißen Van befand, mit dem das Paar unterwegs war. Bisher gibt es keine Informationen der Behörden dazu, was sie darauf gefunden haben. Es liegen auch größere Mengen Videomaterial vor, die die Behörden von den Toten zusammengetragen haben. Und es gibt außerdem Hoffnung, dass die Mobiltelefone von Petito und Laundrie gefunden und ausgewertet werden können. Die Geräte waren bisher nicht aufgetaucht. So könnte es gelingen, die Reise des Paares und vielleicht sogar Laundries Reise zurück nach Florida bis zum letzten Tag zu rekonstruieren.
Unklar ist noch, was Chris und Roberta Laundrie wann wussten. In US-Medienberichten wurden die Eltern des 23-Jährigen mit der Bemerkung zitiert, ihr Sohn habe getrauert. Petitos Eltern haben Unverständnis darüber geäußert, dass niemand sie informiert habe, nachdem Laundrie allein nach Hause zurückgekehrt war. Die Ermittler versuchen nun herauszufinden, ob die Laundries ihrem Sohn bei seiner Flucht möglicherweise geholfen haben. Es könnten auch Beweise vernichtet worden sein. Auch Brian Laundries Todesursache und -zeitpunkt stehen noch nicht fest. Er konnte aufgrund eines Zahnabdrucks identifiziert werden. Seine sterblichen Überreste werden nun noch einmal untersucht, bevor sie auf Wunsch seiner Familie eingeäschert werden sollen.
Die Ermittlungen sind also keineswegs abgeschlossen. Paul Belli, der Präsident der International Homicide Investigators Association vermutet, dass die Behörden einen eindeutigen Tatnachweis erbringen wollen, bis sie die Akten schließen. "Die Ermittler", sagte er CNN, "haben garantiert das große Bedürfnis, beiden Seiten der Familie die Wahrheit mitzuteilen, was immer diese Wahrheit ist".
Quelle: ntv.de