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Einsatz am Arade-Stausee Ermittler suchen Maddies pinken Pyjama

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Die Beamten haben ihren Einsatz am Mittwoch verstärkt: Dutzende Einsatzwagen stehen am Ufer des Stausees und blaue Zelte dienen den Ermittlern als Koordinierungszentrum.

Die Beamten haben ihren Einsatz am Mittwoch verstärkt: Dutzende Einsatzwagen stehen am Ufer des Stausees und blaue Zelte dienen den Ermittlern als Koordinierungszentrum.

(Foto: REUTERS)

Es ist eine der größten Suchaktion im Fall der verschwundenen Madeleine McCann der vergangenen Jahre: Ermittler durchforsten das Gebiet um einen portugiesischen Stausee. Offiziell halten sich die Behörden bedeckt. Offenbar geht es um ein bestimmtes Kleidungsstück.

Die ganze Welt schaut auf den Arade-Stausee im Süden Portugals. Bringt die großangelegte Suche in dem Gewässer die Wendung im Fall des verschwundenen Mädchens Madeleine McCann? Seit Dienstag suchen portugiesische und deutsche Ermittler nach Spuren in dem Gewässer, Spürhunde suchen derweil das Ufer ab. Anlass seien "Entwicklungen in jüngster Zeit", erklärte Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig ntv. Ansonsten halten sich die Beamten jedoch bedeckt: Was sie konkret vor Ort suchen und was sie womöglich schon gefunden haben, ist unklar. Allerdings verfolgt die vor Ort versammelte Weltpresse die Suche auf Schritt und Tritt. Hin und wieder gelangen so Details der Ermittlungen an die Öffentlichkeit.

So dreht sich die Suche derzeit offenbar um jenen rosafarbenen Schlafanzug, den Maddie am Abend ihres Verschwindens trug. Dies teilten Quellen, die den Ermittlungen nahe stehen, der britischen "Daily Mail" mit. Demnach durchforsten Beamten das Gebiet aufgrund "glaubwürdiger Quellen" nach Kleidungsstücken und alten Lumpen, die mit dem Verschwinden des Mädchens in Verbindung stehen könnten. Quellen aus der portugiesischen Polizei berichten zudem, dass die Beamten ausdrücklich gebeten worden seien, nach Anzeichen von Stoff oder Fasern Ausschau zu halten.

Den Ermittlern geht es demnach höchstwahrscheinlich um DNA-Spuren. Diese können auch 30 bis 40 Jahre nach der Tat noch nachgewiesen werden, erklärt der Kriminalist Axel Petermann im Gespräch mit RTL. "Ausgefallene Haare, Blut oder Hautschuppen, die sich an Gegenständen befinden, geben uns Auskunft darüber, wer die Spuren hinterlassen hat", sagt der Experte. DNA könne auf unterschiedliche Weise nachgewiesen werden. Haare seien beispielsweise sehr widerstandsfähig gegen Zerstörung.

Christian B. nannte Stausee "kleines Paradies"

Für die Ermittler wären diese Spuren somit von großer Bedeutung, denn Maddies Verschwinden liegt mittlerweile knapp 16 Jahre zurück. Das Mädchen war 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus ihrem Bett in einer Ferienanlage in Praia da Luz verschwunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen entführt und ermordet wurde. Eine Leiche wurde jedoch nie gefunden. Der nun in den Fokus geratene Arade-Stausee liegt rund 50 Kilometer nordöstlich des Hotelgeländes. Mit dem Auto dauert die Fahrt ungefähr 40 Minuten. Dass sich die Hoffnung auf eine Spur im Fall Maddie nun ausgerechnet auf diesen Ort konzentriert, liegt an einer Bitte aus Deutschland. Es habe "bestimmte Hinweise" in die Richtung gegeben, erklärte Wolters. Die Hintergründe, also warum man genau an diesem Ort suche und welche Beweise man sich erhoffe, könne er jedoch noch nicht offenlegen. "Das soll im Moment noch unter Geheimnis bleiben."

Ein Detail zu dem Stausee an der Algarve, den ein steiniges Ufer und viele Bäume umgeben, ist allerdings mittlerweile bekannt: Der Hauptverdächtige Christian B. hielt sich laut britischen Medien vor rund 16 Jahren - also in der Zeit des Verschwindens von Maddie - öfter in der Region auf. Fotos vom Stausee sollen auf seinem Laptop gefunden worden sein, Freunde des Mannes sollen in der Gegend gelebt haben. Er habe diesen Stausee und seine karge Umgebung als sein "kleines Paradies" bezeichnet, schreibt "The Sun". Auf einem Hügel ganz in der Nähe habe er gelegentlich übernachtet.

2008 wurde die Gegend schon einmal durchsucht. Damals hatte der portugiesische Anwalt Marcos Aragao Correira Spezialtaucher beauftragt, nachdem er einen Tipp aus dem kriminellen Milieu erhalten hatte, dass sich Maddies Leiche in dem Stausee befände, wie "Sky News" berichtet. Die Suche blieb damals ergebnislos.

Braune Tüten abtransportiert

Nun durchkämmen Beamte die Gegend offiziell. Am Mittwoch beteiligen sich noch mehr Polizisten an der Suche als am Dienstag, Dutzende Fahrzeuge parken am Rande des Stausees, blaue Zelte dienen der Polizei als Koordinierungszentren. Laut RTL kommen heute auch Drohnen sowie Motorsägen zum Einsatz. Diese könnten bei den Grabungen helfen, die bereits einen Tag zuvor gestartet wurden.

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Die BBC berichtete von rund 20 Beamten, die am Ufer des Sees gruben. Mehrere Plastiksäcke seien daraufhin mitgenommen worden. Was sich in den braunen Tüten befindet, ist jedoch nicht bekannt. Üblicherweise werden solche Beweismittel ins Labor gebracht, um sie auf Fasern und andere Spuren zu untersuchen, die möglicherweise mit Maddie in Verbindung gebracht werden können.

Die portugiesische Polizei teilte am Dienstag mit, die Suchaktion soll zwei bis drei Tage dauern. Die BBC berichtete, dass in dieser Woche noch "vier weitere Interessengebiete" untersucht werden sollen. Auch britische Beamte sind vor Ort - laut der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa halten sie Madeleines Eltern Kate und Gerry McCann durchgehend auf dem Laufenden.

Quelle: ntv.de, spl

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