Baum stürzt auf Regionalzug Erste Schäden durch "Zoltan" - doch die Sturmflut kommt noch
21.12.2023, 20:39 Uhr Artikel anhören
Für die Nacht und Freitagvormittag warnen die Behörden vor schweren Sturmfluten in Norddeutschland. Doch schon jetzt zeigt Tief "Zoltan" seine Kraft - mit umgestürzten Bäumen und etlichen Zugausfällen, geschlossenen Weihnachtsmärkten und Dutzenden Feuerwehreinsätzen.
Sturmtief "Zoltan" hat Deutschland erreicht - Reisende mit Bahn und Schiff haben bereits die ersten Auswirkungen zu spüren bekommen. Am Abend gab es bei der Deutschen Bahn vor allem im Norden viele Ausfälle. Die Fehmarnsundbrücke wurde vollständig gesperrt. In Niedersachsen stürzten Bäume um, Weihnachtsmärkte wurden geschlossen. Feuerwehren rüsteten sich für Einsätze in der Nacht zum Freitag.
Derweil müssen Menschen an Elbe, Weser und Ems sich auf schwere Sturmfluten einstellen. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sagte für die Nacht zum Freitag eine schwere Sturmflut in Hamburg voraus. Das Wasser der Elbe könne 2,0 bis 2,5 Meter über das mittlere Hochwasser steigen - am Pegel St. Pauli sind das 4,12 bis 4,62 Meter über Normalhöhennull. Die Sturmflutgefahr bestehe bis etwa 23.25 Uhr. Eine weitere schwere Sturmflut prognostizierte das Bundesamt für Freitagvormittag an Elbe, Weser und Ems. Die Wasserstände werden zwischen 8 und 12 Uhr voraussichtlich auf mehr als 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser steigen.
Auslöser der Sturmflut ist, dass der Wind derzeit gleichbleibend aus einer Richtung stark weht und damit das Wasser an der Nordseeküste aufstaut. "Wenn die Flutwelle an den Nordseeinseln vorbei ist, läuft sie im Nachgang die Flüsse hoch", sagte Jennifer Brauch von den Vorhersagediensten für Nord- und Ostsee der Behörde. Die Hamburger Polizei warnte mit Blick auf die erwartete Sturmflut davor, sich in der Zeit in tiefer gelegenen Gebieten rund um die Elbe aufzuhalten.
Bereits am Morgen zog Tief "Zoltan", das international den Namen "Pia" trägt, mit seinen Fronten und dem Hauptsturmfeld vom Nordatlantik und der Nordsee nach Deutschland. Dadurch nehmen Sturmböen im Tagesverlauf immer weiter zu, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander erklärte. Am Mittag wurden auf Spiekeroog bereits Windgeschwindigkeiten von 140 Kilometer pro Stunde gemessen. Auf dem Brocken im Harz stürmte es mit bis zu 137 km/h. Am Abend und in der Nacht folgt laut Alexander die Kaltfront mit einem Schwall kalter Polarluft. Beim Durchgang der Kaltfront drohen die vorerst heftigsten Böen mit dem Höhepunkt von "Zoltan".
Fähren und Züge fallen aus
Bereits am Donnerstag fielen viele Fähren zwischen den Halligen und dem Festland aus, wie die Wyker Dampfschiffs-Reederei mitteilte. Für andere Fähren gilt am Freitag ein Sonderfahrplan. Auch der Fährverkehr zwischen Rostock und Gedser in Dänemark ruhte.
Größer sind die Auswirkungen bei der Bahn, die wegen der anstehenden Feiertage ohnehin mehr Fahrgäste zählt als sonst. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn fielen etliche Verbindungen aus, zeitweilig fuhr beispielsweise kein Zug auf der wichtigen Verbindung von Berlin Richtung Hannover, wie auf den Online-Informationskanälen der DB zu sehen war. Am Hamburger Hauptbahnhof fielen Züge des Regional- und auch des Fernverkehrs aus.
Für die Feuerwehr brachte Sturmtief "Zoltan" bereits viele Einsätze. In Bremen und Wilhelmshaven gab es erste Schäden. In der Hansestadt stürzte laut Feuerwehr ein 15 Meter hoher Baum neben einer Bushaltestelle um. Verletzt wurde demnach niemand. Im Süden Brandenburgs zählten die Einsatzkräfte ab dem Nachmittag bis in die frühen Abendstunden rund 68 Einsätze. In Berlin ist ein Mensch einem Sprecher zufolge durch einen umgestürzten Baum im Spandauer Ortsteil Hakenfelde verletzt worden.
Baum kracht auf Regionalzug
In Nordrhein-Westfalen hinterließen Dauerregen und Sturm Spuren. So krachte in Willebadessen bei Paderborn ein Baum auf einen Regionalzug. Laut Polizei konnte der Zug mit seinen 200 Reisenden nicht weiterfahren und musste auf freier Strecke geräumt werden. In Bielefeld rückten wegen des Dauerregens 60 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk zu einem Pferdehof aus.
Auswirkungen hat das Wetter auch auf so manchen Weihnachtsmarkt. In Nordrhein-Westfalen blieben am Donnerstag vorsorglich mehrere Weihnachtsmärkte geschlossen, etwa in Essen oder Duisburg. Düsseldorf machte ab dem Nachmittag dicht. Am Tegernsee können zwei Weihnachtsmärkte in Rottach-Egern und Bad Wiessee (beides Landkreis Miesbach) am Freitag wegen der hohen Windgeschwindigkeiten nicht öffnen, in vielen Städten bleiben Parks und die Friedhöfe bis Samstag zu.
Auch in anderen Ländern machte sich der Sturm bemerkbar. In Großbritannien sorgte der Sturm bereits für Probleme bei Reisenden. Schulen auf den Shetlandinseln blieben geschlossen. An manchen Orten stürzten Bäume um oder der Strom fiel aus. Auch im Flug- und Bahnverkehr kam es zwischenzeitlich zu Einschränkungen. In Dänemark fielen vereinzelte Flüge vom Flughafen Kopenhagen ebenso aus wie Züge im Westen der Region Jütland.
Der Deutsche Wetterdienst rechnet für die Nord- und Ostseeküsten für den Freitagvormittag mit Böen mit einer Geschwindigkeit von 90 bis 110 Kilometern pro Stunde, auch noch stärkere Orkanböen sind demnach möglich. Auch dem Rest des Landes macht Sturmtief "Zoltan" weiterhin zu schaffen. Zwar schwächt sich dort der Wind am Freitag zunächst ab, er frischt jedoch bereits in der zweiten Tageshälfte wieder auf.
Quelle: ntv.de, mli/dpa