"Bye bye Läuse" in BerlinErster Anti-Läuse-Salon setzt auf heiße Luft

Wenn Kinder Läuse mit nach Hause bringen, ist der Schreck oft groß. Die ungebetenen Gäste wieder loszuwerden ist schwierig. Ein Salon im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg verspricht schnelle Hilfe - zu einem saftigen Preis. Experten zweifeln an der Methode.
Sie springen von Mütze zu Mütze in Kitas oder Schulen, jucken schrecklich und ernähren sich von Blut: Kopfläuse. Aus dem stressigen Kampf gegen die Plagegeister hat der Franzose Gary Attias ein Geschäft gemacht: Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg betreibt er den ersten Anti-Läuse-Salon Deutschlands.
Die hartnäckigen Tierchen fühlen sich überall dort besonders wohl, wo Menschen auf engem Raum zusammen sind. Der Kopflaus - im Fachjargon Pediculus humanus capitis genannt - gefalle hierzulande gerade die kältere Jahreszeit, erklären die Berliner Gesundheitsämter. Oft seien Eltern in heller Aufregung, wenn die lieben Kleinen die ungebetenen Gäste mit nach Hause bringen.
Mit fehlender Hygiene haben Kopfläuse nichts zu tun, wie Ärzte betonen. Die Biester kommen weltweit vor und können jeden ereilen. Was also tun gegen das flügellose Insekt, das in die Kopfhaut sticht? Sich vom Arzt ein Mittel verschreiben zu lassen, ist eine Möglichkeit. Das Internet stellt zudem zahlreiche Ratgeber zur Selbstbehandlung bereit. Doch die dauert lange und ist umständlich. So mancher hat dafür nicht die Nerven.
Die Idee von Läuse-Jäger Attias: Heiße Luft soll den Tierchen den Garaus machen. Das Studio "Bye bye Läuse" verspricht: Eine einzige Behandlung von einer bis anderthalb Stunden und alle Kopfläuse sind entfernt.
"Natürlich und ohne Chemikalien"
Die Filiale gehört zur US-Firma Lice Clinics of America, die bereits zahlreiche Ableger in Europa hat. Das türkis gestrichene, etwas spärlich eingerichtete Studio sieht auf den ersten Blick aus wie ein gewöhnlicher Friseursalon. Statt mit Schere und Rasierer arbeiten die drei Angestellten mit Maschinen, die aussehen wie Staubsauger.
Zuerst werden die Läuse mit 55 Grad Celsius heißer Luft aus einem Schlauch getrocknet, dann mit einer Creme behandelt und schließlich ausgekämmt. Die Methode sei natürlich und komme ohne die vielen Chemikalien aus, die in handelsüblichen Mitteln gegen Läuse enthalten seien, sagt Salonbesitzer Attias. Jedoch sei in der Creme, die er verwendet, auch Dimeticon. Dieser Wirkstoff ist in vielen, weit preiswerteren Anti-Läuse-Präparaten aus der Apotheke enthalten.
Etwa zehn Kunden pro Woche kämen seit der Eröffnung im November, sagt Attias. Für eine Behandlung mit kurzen Haaren müssen 79 Euro hingeblättert werden. Bei langen Haaren kostet es 119 Euro. Kaffee und Keks inklusive. Für Familien gibt es Rabatt. Krankenkassen übernehmen die Behandlung nicht.
Skeptische Experten
Das Robert Koch Institut (RKI) betrachtet die Behandlung skeptisch. Das Abtöten von Läusen und deren Eiern, den Nissen, durch Heißluft sei unzuverlässig und könne die Kopfhaut erheblich schädigen, warnt das Institut auf seiner Internetseite. Von einer solchen Behandlung sei "grundsätzlich abzuraten". Auch ein Saunabesuch sei zum Abtöten der Läuse nicht geeignet, sagen die Experten. Die Eier der Kopflaus klebten wasserunlöslich an den Haaren. Stattdessen empfiehlt das RKI, das angefeuchtete Haar mit einem Läusekamm, bei dem die Zinken besonders eng stehen, Strähne für Strähne zu untersuchen. "Auch eine Lupe hilft." Dann sollte ein Insektizid aufgetragen werden. Eine zweite Behandlung nach wenigen Tagen sei unerlässlich.
Einen bundesweiten Überblick über das Kopflaus-Problem zu bekommen, ist schwierig. Eine statistische Erfassung ist nicht vorgesehen. Laut Infektionsschutzgesetz ist der Befall mit der lästigen Laus nur in Gemeinschaftseinrichtungen meldepflichtig. Viele Fälle bleiben den Behörden daher unbekannt.
Beim Gesundheitsamt Steglitz-Zehlendorf gibt es sogar "Kopflaus-Sprechstunden". "Wir gucken auf die Köpfe, behandeln aber nicht", sagt Hygienereferentin Silvia Schmidt. Meist rufe eine Schule oder Kita an und komme mit der ganzen Gruppe oder Klasse.