Panorama

"Hinrichtung" in Berlin Eskalierte ein Machtkampf krimineller Banden?

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Tat geschah auf offener Straße.

Die Tat geschah auf offener Straße.

(Foto: dpa)

Im Berliner Stadtteil Spandau liegt ein lebloser Mann auf dem Gehweg, er soll erschossen worden sein. Die Polizei-Gewerkschaft spricht von einer "Hinrichtung". Zum Umfeld der möglichen Täter gibt es Spekulationen.

Nach dem mutmaßlichen Mord an einem Mann auf offener Straße in Berlin-Spandau sind der oder die Täter nach wie vor auf der Flucht. Das verlautete am frühen Morgen aus dem Lagezentrum der Polizei. Zum Hergang der Tat im Stadtteil Falkenhagener Feld und zu den Hintergründen gibt es noch viele offene Fragen. Details zum Hintergrund und zum Tathergang seien noch nicht bekannt, sagte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft. Anhaltspunkte für Verbindungen zum Clan-Milieu gebe es bisher nicht.

Am Montag waren laut Polizei gegen 15.20 Uhr mehrere Notrufe eingegangen, worauf die Beamten mit zahlreichen Einsatzkräften zum Tatort an der Straße Im Spektefeld/ Hauskavelweg eilten. Dort fanden sie einen leblosen Mann auf dem Gehweg, eine Reanimation blieb erfolglos.

Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus, eine Mordkommission übernahm den Fall. Zu Details hielten sich die Beamten aber bedeckt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen Schüsse gefallen sein, womöglich wurde auch eine Stichwaffe eingesetzt. Nach Recherchen der Zeitungen "B.Z." und "Bild" soll das Opfer auf dem Bürgersteig aus einem fahrenden Auto heraus erschossen worden sein. Anwohner wollen nach diesen Angaben mindestens zwei Schüsse gehört haben. Rund um den Tatort befinden sich Ein- und Mehrfamilienhäuser, eine Schule und ein Supermarkt.

Identität des Opfers unklar

Eine Polizeisprecherin machte am Abend keine Angaben zur Todesursache des Mannes und damit zur Frage, welche Waffen eingesetzt wurden. Das Tatgeschehen und die Hintergründe des mutmaßlichen Mordes seien unklar, es werde in mehrere Richtungen ermittelt. Auch zur Identität des Opfers lagen zunächst keine Angaben vor.

Polizei und Staatsanwaltschaft riefen mögliche Zeugen auf, sich zu melden und gegebenenfalls Fotos oder Handy-Videos zur Verfügung zu stellen. Dazu wurde am Abend ein spezielles Internetportal freigeschaltet.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von einer "Hinrichtung" mit Schüssen und verortete die Täter im Milieu der organisierten Kriminalität. "Diese öffentliche Hinrichtung heute in Spandau zeigt uns, zu was Menschen in der organisierten Kriminalität fähig sind", erklärte der Sprecher des Berliner GdP-Landesverbandes, Benjamin Jendro. Bei Machtkämpfen innerhalb der organisierten Kriminalität sei Waffengewalt keine Ausnahme, ein Menschenleben nichts mehr wert.

Spurensicherung läuft noch

Nach Angaben Jendros gab es in den letzten Wochen im Bezirk Spandau verstärkt Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen verfeindeter Großfamilien, sogenannter Clans. "Jeder weiß, dass man in diesen Bereichen auch als junger Kerl zu vielem bereit ist, um sich Respekt, Anerkennung und Macht zu verdienen." Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

Der Tatort wurde mit Flatterband abgesperrt. Am Abend waren Fachleute der Kripo sowie der Spurensicherung in weißer Schutzkleidung im Einsatz, ebenso zahlreiche weitere Polizisten. Die Polizei machte auch Luftaufnahmen per Drohne. Notfallseelsorger waren zur Betreuung geschockter Augenzeugen und Einsatzkräfte vor Ort.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen