Panorama

Wut auf Behörden wächst Expertin: Staudamm in Libyen war mit Erde gebaut

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die WHO geht von rund 4000 Todesopfern nach der Flutkatastrophe in Libyen aus.

Die WHO geht von rund 4000 Todesopfern nach der Flutkatastrophe in Libyen aus.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Tausende Menschen sterben bei der Flutkatastrophe in Libyen, die Stadt Darna ist besonders stark betroffen. Doch warum halten die Dämme in der Hafenstadt dem Sturm nicht stand? Eine Ursache könnte im Baumaterial liegen, wie eine Expertin nun vermutet.

Mindestens einer der beiden Dämme, deren Bruch in Libyen zu einer Flutkatastrophe mit Tausenden Toten führte, war nach Angaben einer Expertin aus Erde und nicht aus Zement gebaut. "Der Damm, der kollabierte, war nur aus Sand und Steinen gebaut", schrieb Claudia Gazzini von der Denkfabrik International Crisis Group bei X, vormals Twitter. "Der Kontrollturm und der riesige Abwasserkanal waren aus Zement, und beide stehen noch."

Gazzini veröffentlichte auf X auch Fotos von ihrem Besuch an einem der beiden Dämme rund zehn Kilometer südlich der Hafenstadt Darna, die besonders schwer von der Katastrophe getroffen wurde. Zu sehen sind Überreste eines Damms in einem ausgetrockneten Flussbett. Das Becken habe sich einem Anwohner zufolge am Abend des 10. September bei den schweren Regenfällen schnell gefüllt, nach nur fünf Stunden sei Wasser über die Oberkante des Damms getreten.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden rund 4000 Todesopfer identifiziert. Die Regierung im Osten bezifferte die Zahl der offiziell registrierten Toten bisher mit 3338. Es sind so viele ums Leben gekommen, dass sie nur noch in Massengräbern bestattet werden können. Zehntausende Menschen wurden durch die Katastrophe obdachlos. Die beiden Dämme in Darna waren in Folge des Sturms "Daniel" gebrochen. Ganze Viertel der 100.000 Einwohner zählenden Stadt wurden durch die Wassermassen weggespült.

Ignorierten Behörden Warnungen?

Mehr zum Thema

Den Behörden wird vorgeworfen, die Dämme nicht ordnungsgemäß instand gehalten und somit zur Katastrophe beigetragen zu haben. "Vor zwei Jahren war der große Damm bereits undicht, obwohl er nur zur Hälfte gefüllt war", erzählte Abdelkader al-Omrani in einem Krankenhaus in Bengasi, der größten Stadt im Osten Libyens. Der 48-Jährige hat die Flutkatastrophe in Libyen überlebt, sechs seiner Verwandten nicht. "Wir hatten die Stadtverwaltung gewarnt und Reparaturen verlangt. Jetzt hat sie unsere Toten auf dem Gewissen."

Auch Essedin Miftah, ein anderer Patient in der Klinik in Bengasi, ist wütend. "Die Verantwortlichen haben ihre Arbeit nicht gemacht und die Dämme brechen lassen", empört sich der 32-Jährige unter seiner Sauerstoffmaske. Mehrere hundert Demonstranten versammelten sich am Montag vor der Hauptmoschee der Küstenstadt und prangerten die Nachlässigkeit der Behörden an. Der Verwaltungschef Ostlibyens, Osama Hamad, löste daraufhin den Stadtrat von Darna auf.

Quelle: ntv.de, spl/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen