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Großeinsatz in den Niederlanden Geiselnehmer-Motiv gibt Ermittlern Rätsel auf

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Von einem terroristischem Motiv gehen die Ermittler nicht aus.

Von einem terroristischem Motiv gehen die Ermittler nicht aus.

(Foto: picture alliance/dpa)

Eine Ü-16-Party im niederländischen Ede endet in Panik. Ein Geiselnehmer droht mit Sprengstoff. Die Polizei rückt mit einem Großaufgebot an. Hunderte Menschen werden in Sicherheit gebracht. Bis zur Entwarnung vergehen einige bange Stunden.

Nach einer ausgelassenen Feier in einem Café im niederländischen Ede hat ein 28-jähriger Mann vier Mitarbeiter des Lokals als Geiseln genommen. Schwer bewaffnete Polizisten beziehen daraufhin in der Stadt knapp 30 Autominuten von der deutschen Grenze entfernt Stellung. Über Stunden hält der Mann die Mitarbeiter fest und bedroht sie mit Messern. Lange ist die Lage unklar - bis die ersten Geiseln freigelassen werden. Dann wieder Minuten der Ungewissheit für die Einsatzkräfte. Schließlich gibt der Geiselnehmer auf. Aufatmen vor den Feiertagen. Die Hintergründe der Tat sind noch völlig unklar.

Auf Videos und Bildern ist zu sehen, wie der maskierte Mann mit erhobenen Händen das Gebäude verlässt und abgeführt wird. Laut Staatsanwaltschaft ist er der Polizei bekannt: Der Mann aus Ede war im vergangenen Jahr bereits wegen einer "Bedrohung" verurteilt worden. Einzelheiten dazu wurden nicht genannt.

Oberstaatsanwältin Marthyne Kunst sagt, der Tatverdächtige habe nach dem Ende der Ü-16-Party die vier Mitarbeiter des Lokals mit Messern bedroht. Sie seien gerade dabei gewesen, nach der Party alles aufzuräumen. Der Mann hat zudem einen schwarzen Rucksack dabei. Befürchtet wurde, dass sich darin Sprengstoff befinden könnte. Ein Sprengstoffroboter gibt später Entwarnung.

Kein Terrorhintergrund

Noch unbekannt ist das Motiv des Mannes. "Dazu werden wir nun ausführliche Ermittlungen anstellen, ebenso wie zur geistigen Verfassung des Tatverdächtigen", sagt die Oberstaatsanwältin. Von einem terroristischen Motiv gehen die Ermittler allerdings nicht aus. Zuletzt gab es wiederholt Warnungen vor Anschlägen in Europa.

"Wir waren innerhalb von zwei Minuten vor Ort, die Lage schien sehr ernst zu sein", berichtet Anne Jan Oosterheert, der Einsatzleiter der Polizei. "Es war die Rede von Sprengstoff, und es waren Messer gesehen worden." Angesichts dieser schwer einschätzbaren Bedrohungslage sei ein Großeinsatz mit allen zur Verfügung stehenden Kräften in Gang gesetzt worden, darunter eine schwer bewaffnete Spezialeinheit.

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Der Zugverkehr zum Bahnhof von Ede steht still. Hunderte Menschen werden aus ihren Wohnungen in der Umgebung des Tatorts geholt und in Sicherheit gebracht. Das ganze Gebiet wird großräumig abgeriegelt. In den sozialen Netzwerken überschlagen sich während des Einsatzes die Spekulationen und Gerüchte. Die Hoffnung auf einen guten Ausgang der Geiselnahme wird erst am Mittag erfüllt.

Ministerpräsident Mark Rutte spricht den Einsatzkräften und Hilfsdiensten später ausdrücklich seinen Dank für die professionelle Bewältigung der Krise aus. Bürgermeister René Verhulst spricht von einer "schrecklichen Situation" für die Betroffenen während der Geiselnahme. Und er richtet einen Appell an die Einwohner: Mit Rücksicht auf die Geiseln und deren Angehörige sollten solche Aufnahmen nicht in sozialen Netzwerken geteilt werden.

Quelle: ntv.de, ses/dpa

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