Internationaler Vergleich Grundschüler in Mathe und Naturwissenschaften nur Mittelmaß
04.12.2024, 14:13 Uhr Artikel anhören
Mathe ist nicht immer das beliebteste Fach.
(Foto: dpa)
Rechenkünstler oder Zahlenmuffel? Deutsche Grundschüler liegen in Mathematik im internationalen Vergleich im Mittelfeld, wie eine Studie zeigt. Immerhin sind sie nicht schlechter geworden.
Trotz Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sind die Leistungen der Grundschüler in Deutschland in Mathematik und Naturwissenschaften einer Studie zufolge stabil geblieben. Die im Jahr 2023 getesteten Viertklässler zeigen im Vergleich zu 2019 eine konstante Leistung, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin mitteilte. Im internationalen Vergleich befand sich Deutschland 2023 wie schon zuvor im Mittelfeld.
Deutschland nimmt seit 2007 an der alle vier Jahre stattfindenden Studie TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) teil, die das Leistungsniveau von Viertklässlern unter die Lupe nimmt. Wie bei der Vorgängerstudie schnitten Kinder in Asien, etwa aus Singapur, Taiwan, Südkorea oder Japan, bei den Tests deutlich besser ab. In Europa lagen Grundschüler aus England, Polen oder Litauen weit vorn.
Warum ist Plastik für Schildkröten gefährlich?
Die Aufgaben kamen aus den Bereichen Rechnen, Geometrie, Biologie, Physik, Chemie und Geografie. Knapp 360.000 Viertklässler aus mehr als 60 Staaten und Regionen, darunter 22 EU-Länder, nahmen teil. In Deutschland waren gut 4400 Schülerinnen und Schüler dabei. Sie mussten beispielsweise beantworten, wie oft ein Rechteck einer bestimmten Größe in ein Quadrat einer bestimmten Größe passt oder in einer anderen Aufgabe einen Grund aufschreiben, warum Gegenstände aus Plastik im Meer für Tiere wie Schildkröten gefährlich sind.
Anders als andere Schulleistungsvergleiche der jüngsten Vergangenheit zeigt diese Studie keine erschreckenden Einbrüche bei den Leistungen. Das erreichte Niveau in Mathematik (524 Punkte) unterscheidet sich demnach nicht signifikant von der Vorgängererhebung im Jahr 2019 (521) und auch kaum im Vergleich zur TIMSS-Studie 2007 (525), als Deutschland erstmals daran teilnahm.
Jedes vierte Kind kann schlecht rechnen
Dennoch bestätigt auch diese Untersuchung wieder: Vielen Kindern fehlen die Grundlagen. 25 Prozent der Viertklässler erreichen demnach in Mathematik nur die untersten Kompetenzstufen. Sie haben demnach allenfalls "elementares mathematisches Wissen", wie es heißt, und können nur einfachste Aufgaben lösen. "Mathematisches Lernen in der Sekundarstufe wird dieser Schülergruppe erhebliche Schwierigkeiten bereiten", heißt es in der Studie.
Am oberen Ende der Skala hat sich allerdings etwas im positiven Sinne getan: Der Anteil der Kinder, die fortgeschrittene Leistungen in Mathematik erreichen, stieg von 6 auf 8,3 Prozent. In den Naturwissenschaften verschlechterten sich Viertklässler in Deutschland im Vergleich zur Erhebung 2019 (518 Punkte) mit 515 Punkten leicht, in der Langzeitbeobachtung deutlicher: 2007 kamen sie noch auf einen Gesamtwert von 525 Punkten.
Die Studie weist auch darauf hin, dass die Teilnehmer der aktuellen Testreihe Teile ihrer Grundschulzeit unter dem Einfluss der Corona-Pandemie verbracht haben. Durch Schulschließungen, sogenannten Wechsel- und Fernunterricht und Ausfälle wegen Erkrankungen oder positiver Corona-Tests war der Schulbetrieb von 2020 bis 2022 teilweise stark eingeschränkt.
Bundesbildungsminister Cem Özdemir betonte die Notwendigkeit gezielter Förderung. Die Studie zeige, "wie abhängig der Bildungserfolg noch immer von der sozialen Herkunft ist", erklärte der Grünen-Politiker. Auch zeigten sich Unterschiede zwischen Kindern ohne und mit Migrationsgeschichte. Es müsse noch mehr dafür getan werden, "dass das Bildungssystem unserer heterogenen Einwanderungsgesellschaft gerecht wird", fügte er hinzu.
Die Studie zeige, dass die Viertklässler die Rückstände nach den Einbrüchen unmittelbar nach der Corona-Pandemie "aufholen konnten", erklärte die KMK-Vorsitzende und saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot. Weiteres Engagement sei aber nötig. Insbesondere sei der Anteil auf den unteren Leistungsstufen in Mathematik und den Naturwissenschaften "immer noch deutlich zu hoch", erklärte die SPD-Politikerin.
Quelle: ntv.de, sba/dpa/AFP