Discokugeln und Deko So sehen ausgezeichnete Schultoiletten aus
18.06.2024, 09:51 Uhr Artikel anhören
Ein Blick in die Toilettenanlage der Hellweg-Realschule in Unna.
(Foto: dpa)
Toiletten sind in vielen Schulen in Deutschland ein Problem. Sie sind oft marode, es fehlt an Seife und Toilettenpapier. Die Deutsche Toilettenorganisation zeichnet jetzt Schulen aus, die das Problem einfallsreich in den Griff bekommen haben.
Drei Schulen aus München, Unna (Nordrhein-Westfalen) und Winsen an der Luhe (Niedersachsen) werden in Berlin für ihre neu gestalteten Toiletten ausgezeichnet. Im Wettbewerb "Toiletten machen Schule" vergibt die Deutsche Toilettenorganisation (GTO) außerdem sieben Sonderpreise, von denen zwei nach Berlin gehen. Beteiligt hatten sich laut Koordinatorin Svenja Ksoll 135 Schulen aus 14 Bundesländern. Nicht dabei waren Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Schultoiletten gelten laut Ksoll vielerorts als Brennpunkt: Oft seien die Schulgebäude und deshalb auch die Sanitärräume marode. Es fehle häufig auch an Seife und Toilettenpapier. Auch Vandalismus, Gestank oder eine mangelnde Privatsphäre seien Probleme. Im Wettbewerb waren die Schulen aufgerufen, Ideen und Konzepte für dauerhaft saubere Schultoiletten zu entwickeln und umzusetzen.
Die drei Hauptpreisträger sind die Grundschule an der Stielerstraße in München, die Hellweg Realschule in Unna-Massen und das Gymnasium Winsen an der Luhe. Im Zuge des Wettbewerbs wurden Toiletten-Arbeitsgemeinschaften gegründet, Checklisten und Meldeketten zur schnellen Beseitigung von Mängeln entwickelt oder neue Angebote eingeführt, wie etwa die kostenfreie Ausgabe von Menstruationsprodukten durch die Schule. "Zahlreiche Toilettenräume wurden verschönert, mit Wandmotiven, Radioanlagen, Diskolichtern, Handyhalterungen, Kritzelwänden und Spendern für Tampons und Binden", so Ksoll.
Listen für Toilettenbenutzung
Schulleiterin Sabine Terwort von der Hellweg Realschule in Unna-Massen ist stolz auf ihre Schülerinnen und Schüler, die das Projekt innerhalb kurzer Zeit umgesetzt haben. "Zum Kern gehören rund 20 aktive Schüler, die sich um die Toilettenaufsicht kümmern. Und es gibt bereits eine Warteliste für Schüler, die auch gerne mitmachen wollen", sagt Terwort.
Den Anstoß für die Verschönerung der Toiletten hatte die Schulleiterin selbst gegeben. "Es gab Wochen, da waren vier Toilettendeckel kaputt. Und ich musste dann immer die Rechnungen abzeichnen", erzählt die Schulleiterin. Sie habe sich dann Ende des vergangenen Jahres mit den Leuten aus der Schülervertretung (SV), dem SV-Lehrer und ihrem Stellvertreter zusammengesetzt und eine eineinhalb Seite lange Liste mit Ideen geschrieben. Daraus geworden ist ein Gemeinschaftsprojekt mit Förderverein, lokalen Sponsoren und engagierten Eltern. So hat ein Vater die Wände gestrichen.
Seitdem ihre Schülerinnen und Schüler die Toiletten neu gestaltet haben und sich jeder - außerhalb der Pausenzeiten - vor dem Gang aufs Klo in eine Liste eintragen muss, gibt es an der Realschule in Unna keine Schäden mehr. 700 Schülerinnen und Schüler lernen dort jeden Tag.
"Unser Ziel ist es, dass Kinder nicht mehr darüber nachdenken, ob sie auf Toilette gehen mögen", sagt Steffi Wille, Initiatorin der Toiletten-AG Toffi-Club am Gymnasium Winsen. Der Name entstand in Anlehnung an eine bekannte Süßigkeit, die die Lehrerin zu jedem der zahlreichen Treffen mit den Schülern vor allem aus den fünften und sechsten Klassen mitbrachte. Inzwischen hat die AG eine E-Mail-Adresse und Visitenkarten.
Wille hatte sich schon im vergangenen Jahr zusammen mit der Lüneburger Künstlerin Swantje Crone mithilfe von Mosaiken an die Verschönerung der sanitären Bereiche gemacht. Aus alten Fliesen setzten Kinder Tonscherben zusammen und bemalten sie teilweise. In diesem Schuljahr wurden die Wandmotive aufpoliert und gesäubert. Zudem schaffte das Gymnasium Toilettenbürsten an, die die AG mit ihrem Aufkleber versah. Neu sind auch Licht-Bewegungsmelder und Mülleimer.
Hoher Leidensdruck bei vielen
Insgesamt werden Preise im Wert von 50.000 Euro vergeben. Sonderpreisträger sind die Gesamtschule Uellendahl-Katernberg in Wuppertal, die Laagbergschule in Wolfsburg, die Jenaplanschule Weimar, die Rudolf-Koch-Schule in Offenbach, die Paul-Simmel-Grundschule (Berlin) sowie das Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss in Mainz.
Eine im August 2023 veröffentlichte Studie zu Berliner Schultoiletten der GTO zeigte bereits exemplarisch, dass viele Schüler unter dem Zustand leiden, den Ort oftmals meiden und dafür im Schulalltag teilweise weniger essen und trinken. Teilweise war die Infrastruktur marode, oftmals waren Vandalismus, Gestank oder die Privatsphäre ein Problem.
Quelle: ntv.de, sba/dpa