Panorama

Aufstand in Buenos AiresHäftlinge rebellieren aus Angst vor Corona

25.04.2020, 07:39 Uhr
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Insassen auf dem Gefängnisdach. (Foto: REUTERS)

Sie fürchten, sich unter den Haftbedingungen mit dem Coronvirus anzustecken. Insassen einer Anstalt in Argentiniens Hauptstadt starten deshalb einen Aufstand, sie randalieren und greifen Sicherheitskräfte an. Nachdem sich die Lage beruhigt, soll über die Verlegung von Risikogruppen in Hausarrest gesprochen werden.

Aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus haben Gefangene in einer Haftanstalt in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gegen die hygienischen Bedingungen hinter Gittern protestiert. Häftlinge eines Bundesgefängnisses im Stadtteil Villa Devoto steckten Matratzen in Brand und warfen vom Dach der Haftanstalt Steine, Stühle und Metallteile auf die Polizisten am Boden, wie im Fernsehsender TN zu sehen war. Auf einem Transparent war zu lesen: "Wir weigern uns, im Gefängnis zu sterben."

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Insassen zünden Matratzen an. (Foto: AP)

Die Gefangenen forderten, dass Sicherheitsmaßnahmen in der Haftanstalt ergriffen werden, um eine Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Zudem verlangten sie, dass Angehörige von Risikogruppen in den Hausarrest verlegt werden. Zuletzt hatte bereits der Oberste Strafgerichtshof empfohlen, beispielsweise Untersuchungshäftlinge, Gefangene mit Freiheitsstrafen unter drei Jahren, schwangere Frauen und ältere Häftlinge in den Hausarrest zu entlassen.

Nach stundenlangen Verhandlungen zwischen Vertretern des Justizministeriums, der Gefängnisverwaltung und Repräsentanten der Häftlinge stellten die Gefangenen den Aufstand am Freitagabend (Ortszeit) vorerst ein. An diesem Samstag sollte eine Delegation der Behörden die Schäden in der Haftanstalt inspizieren und dann an einem runden Tisch mit den Gefangenen unter anderem über Verlegungen in den Hausarrest verhandeln.

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Insassen entrollten auch Plakate. (Foto: AP)

In ganz Lateinamerika kam es wegen der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen immer wieder zu Gefangenenmeutereien. In den oftmals überfüllten Haftanstalten haben die Menschen nur schlecht Zugang zu Warmwasser, Seife und medizinischer Versorgung. "Körperlicher Abstand und Selbst-Isolation sind unter solchen Bedingungen praktisch unmöglich", sagte zuletzt auch die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet.

Quelle: hul/dpa

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