Panorama

Blitz verletzt vier MenschenHeftige Gewitter wüten über Deutschland

03.08.2019, 07:05 Uhr
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Auch am heutigen Samstag können örtlich Gewitter auftreten. (Foto: picture alliance/dpa)

Am zweiten Tag in Folge ruft die Berliner Feuerwehr den Ausnahmezustand wegen eines Unwetters aus. Während es in der Hauptstadt nur zu Sachschäden kommt, haben es Rettungskräfte andernorts auch mit Evakuierungen und verletzten Menschen zu tun.

Über Teilen Deutschlands haben heftige Unwetter getobt. In Berlin rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus, in Niedersachsen wurde ein Zeltlager geräumt und in Thüringen brachten Rettungskräfte vier Menschen nach einem Blitzeinschlag ins Krankenhaus.

Im niedersächsischen Dinklage evakuierte die Feuerwehr am Freitagabend bei Starkregen ein Zeltlager. Die rund 120 Kinder seien in einer Schule einquartiert worden, sagte der stellvertretende Stadtbrandmeister. In der Stadt habe es in den Abendstunden 16 wasserbedingte Einsätze gegeben. Mehrere Keller liefen voll, auch ein Hotel war betroffen.

Bei einem Blitzeinschlag im Eichsfeld in Thüringen wurden vier Menschen verletzt. Sie kamen am Freitag mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus, sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle. Details zu den genauen Umständen des Vorfalls in der Nähe von Leinefelde-Worbis sind noch nicht bekannt.

Die Berliner Feuerwehr rief wegen eines Unwetters den Ausnahmezustand aus. Die Helfer seien am Freitag zu 80 wetterbedingten Einsätzen ausgerückt, hieß es in einer Mitteilung auf Twitter. Auch die Feuerwehr selbst blieb nicht von den Folgen des Starkregens verschont: "In mehreren Wachgebäuden haben wir Wassereinbrüche zu verzeichnen, die unsere Kräfte beschäftigen", teilte sie auf Twitter mit. An den Flughäfen Tegel und Schönefeld kam es zu Verzögerungen.

"Unsere Städte sind häufig zu sehr versiegelt"

Auch am Samstag kann es nach Angaben von n-tv Wetterexperte Björn Alexander vor allem im Südosten des Landes noch heftige Gewitter geben. Das betreffe den Alpenrand bis herauf nach Thüringen und Sachsen. "Hier können punktuell schwere Gewitter mit Unwetterpotenzial dabei sein. Besonders durch Starkregen mit örtlicher Überflutungsgefahr", so Alexander.

Angesichts der jüngsten Wetterkapriolen fordern Abwasserentsorger, Städte besser auf Starkregen vorzubereiten. Teils könnten die Wassermassen nicht mehr in die Kanäle abfließen, sondern rauschten darüber hinweg, sagte der Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Karsten Specht. Gullys und Kanäle könnten aber nicht überall vergrößert werden. "Unsere Städte sind häufig zu sehr versiegelt", kritisierte er.

Es brauche daher mehr Grünflächen wie Parks und mehr Grün auf Dächern und Fassaden. Zu den wichtigsten Strategien gehöre die "sogenannte Schwammstadt", sagte Specht. Mit dem Klimawandel steigt das Risiko auch für extreme Niederschläge. Der VKU sieht Politik und Stadtplaner in der Pflicht: Es brauche lokale Initiativen, bei denen alle Akteure an einem Tisch säßen, Bund und Länder sollten die Kommunen unterstützen, forderte Specht.

Kein Platz für Ausbau von Kanalisation

Er appellierte aber auch an Hausbesitzer: "Durch ungesicherte Kellerfenster und -eingänge oder Tiefgarageneinfahrten kann Wasser auch in Gebäude eindringen und zu Sachschäden führen", sagte er. Dagegen helfe, Häuser "wasserfest" zu machen und Kellerräume zum Beispiel mit Rückstauklappen vor Überflutung zu schützen.

Für den Ausbau der Kanalisation fehle manchmal schlicht der Platz, erklärte Specht. "Bau- und Betriebskosten würden die Abwassergebühren zudem explodieren lassen." Mehr Grün- und Wasserflächen in Städten könnten zugleich die Temperaturen durch Verdunstungskühle senken und erhöhten insgesamt die Lebensqualität.

Quelle: fzö/dpa

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