"Starke dritte Welle verhindern" Intensivärzte: Sofort zurück in Lockdown
15.03.2021, 11:25 Uhr
Das medizinische Personal auf Intensivstationen ist nach wie vor sehr belastet - und es könnte noch schlimmer werden.
(Foto: dpa)
Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen wieder deutlich an. Intensivmediziner fordern eine Umkehr, bevor es zu spät ist. Eine Rückkehr in den Lockdown ist dem wissenschaftlichen Leiter des DIVI zufolge unausweichlich. Er prophezeit, dass sonst die Intensivstationen erneut überlastet sein werden.
Angesichts steigender Corona-Zahlen fordern Deutschlands Intensivärzte eine sofortige Rückkehr in den Lockdown. "Von den Daten, die wir jetzt haben und sehen und mit dem Durchsetzen der britischen Mutante würden wir sehr stark dafür plädieren, jetzt sofort wieder in einen Lockdown zu gehen, um einfach eine starke dritte Welle zu verhindern", sagte der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, im RBB-Sender Radioeins. DIVI ist die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.
Karagiannidis sagte, er hoffe sehr, dass die Länder die beschlossene Notbremse eines Inzidenzwerts von 100 durchsetzen. Bund und Länder hatten eine Rückkehr in den Lockdown vereinbart, wenn in einer Region die Zahl der Neuinfektionen wieder die Marke von 100 pro 100.000 Einwohnern in 7 Tagen erreicht. "Ansonsten würden wir jetzt noch einmal 5000, 6000 Patienten auf der Intensivstation sehen", sagte Karagiannidis. "Man sieht sehr deutlich, dass wir sehr schnell jetzt wieder in steigende Intensivzahlen geraten werden, sofern wir dem Virus jetzt die Möglichkeit dazu geben."
Derzeit sind rund 2800 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. "Wir gewinnen auch nicht viel, wenn wir jetzt die nächsten ein, zwei Wochen offen lassen, weil wir ganz schnell auf einem hohen Niveau ankommen und es auf dem hohen Niveau doppelt so schwierig sein wird, von den Zahlen wieder herunterzukommen", sagte Karagiannidis.
Wichtig sei es, nun die über 50- und über 60-Jährigen schnell zu impfen. Dann würden auch weniger Menschen mit Covid-19 schwer krank. Die Belastung für das Personal auf den Intensivstationen sei bis heute ohne Unterbrechung sehr hoch und steige nun wieder weiter. Es gelte, sich in den Sommer zu retten, sagte Karagiannidis, der selbst Arzt an einer Kölner Lungenklinik ist. Positiv sei es, wenn umfangreich auf Corona getestet werde. So könnten wahrscheinlich rund 50 bis 60 Prozent der Infektionsfälle entdeckt werden.
Wie aus den von ntv.de ausgewerteten Angaben der Landesbehörden hervorgeht, gibt es 9485 neue Fälle mit dem Coronavirus (Stand 14. März, 22 Uhr). Dem bundesweiten Sieben-Tage-R-Wert zufolge stecken 100 Infizierte derzeit rechnerisch 119 weitere Menschen an. Das geht aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor.
Quelle: ntv.de, ara/dpa