Tod der Hamburger FamilieIstanbuler Schädlingsbekämpfer: "Alles wie immer gemacht"

Innerhalb weniger Tage sterben nacheinander erst die Kinder, dann die Mutter und dann der Vater einer Hamburger Familie während eines Urlaubs in Istanbul. Neue Details offenbaren, wie es wohl zu einer schrecklichen Vergiftung der vier kommen konnte.
Eine vierköpfige Hamburger Familie stirbt während eines Urlaubs in Istanbul. Nach mehreren Tagen der Ermittlungen stehen mittlerweile im Hotel der Familie zur Schädlingsbekämpfung eingesetzte Chemikalien im Fokus. Ein vorläufiger Bericht der türkischen Gerichtsmedizin führt die Todesfälle auf diese zurück.
Türkische Medien bringen nun neue Details ans Licht. Nachdem die Familie am 11. November Bettwanzen gemeldet hatte, soll demnach im Hotel eine Schädlingsbekämpfung stattgefunden haben. Die Familie soll dann eine Stunde und 43 Minuten später in das Hotel zurückgekehrt sein. CNN Türk berichtet von Aussagen der Hotelführung, denen zufolge das Hotelzimmer nach der Schädlingsbekämpfung eigentlich längere Zeit nicht mehr betreten hätte werden sollen. Warum es dann genau dazu kam, erscheint noch nicht abschließend geklärt.
Welche Chemikalie wurde genutzt?
Die Ermittler der Mordkommission gehen davon aus, dass Aluminiumphosphid, ein mutmaßlich in den Pestiziden enthaltener Stoff, der durch Einatmen in den Körper gelangt und gegen dessen Wirkung es kein Gegenmittel gibt, für den Tod der Familie verantwortlich war. Ein türkischer Chemiker erklärt gegenüber türkischen Medien, dass bei diesem Stoff insbesondere das freiwerdende Gas das Problem sei. Nach der Anwendung dürfe ein Raum 24 Stunden lang nicht betreten werden.
Der betreffende Schädlingsbekämpfer erklärte, er habe zwei Insektizide - "Alfax" und "Selpermentin" mit Wasser gemixt, und eine Ein-Liter-Sprühpumpe zum Verteilen im Zimmer genutzt. Welche chemischen Stoffe diese beiden Insektizide genau beinhalten, wird wohl in den laufenden Ermittlungen geklärt werden.
Auch seien Lüftungsschlitze in den Toiletten und ähnlichen Bereichen abgeklebt worden, so der Schädlingsbekämpfer, um zu verhindern, dass sich der Geruch des Insektizids im Zimmer festsetzt. "Auf diese Weite habe ich die Bekämpfung durchgeführt. Ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe einfach das getan, was ich immer tue", so der Mann.
Während die Suche nach den Verantwortlichen weitergeht, äußert die große Schwester der verstorbenen Mutter der Hamburger Familie im türkischen Fernsehen auch scharfe Kritik am Krankenhaus, das die Familie nach einer zwischenzeitlichen Behandlung wieder entlassen hatte: "Wie kann es sein, dass dieses Krankenhaus keine Bluttests durchführt, die Blutwerte nicht überprüft? Da wird wieder gesagt 'Sie kommen aus dem Ausland und vertragen das Wetter nicht'", so der Vorwurf der Schwester. "Wir haben eine Familie aufgrund von Vermutungen verloren."
Der Darmstädter Lungenarzt Cihan Celik erläutert indes gegenüber dem "Focus", dass es den türkischen Medizinern nahezu unmöglich gewesen sein dürfte, die Symptone der Familie auf eine solche Vergiftung zurückzuführen. "Ohne zu wissen als Arzt, als Mediziner, dass es eine Exposition mit einem Gift gab, würde man anhand dieses ersten Patientenkontaktes nicht auf die Idee kommen, dass es sich um eine Vergiftung handelt", so der Lungenarzt.