Russischer Impfstoff gefragt Italien steigt in Sputnik-V-Produktion ein
09.03.2021, 13:18 Uhr
Innerhalb der EU wird der russische Impfstoff bisher noch nicht hergestellt.
(Foto: picture alliance/dpa/Sputnik)
Als erstes EU-Land könnte Italien eine Produktionsstätte bekommen, in der das in Russland entwickelte Vakzin Sputnik V produziert wird - vorausgesetzt, die Aufsichtsbehörden stimmen zu. Noch vor der EU-weiten Zulassung des Impfstoffs könnten so Millionen Dosen produziert werden.
In Italien ist noch vor der EU-Zulassung des russischen Impfstoffs Sputnik V der Bau der ersten europäischen Produktionsstätte des Vakzins geplant. Der russische Staatsfonds RDIF und der Schweizer Pharmakonzern Adienne würden die Fabrik errichten, teilte die italienisch-russische Handelskammer mit. Die italienischen Aufsichtsbehörden müssten dem Vorhaben noch zustimmen.
Wissenschaftler bescheinigen dem Impfstoff eine Wirksamkeit von fast 92 Prozent. Damit ist die Effektivität vergleichbar mit bereits in der EU zugelassenen Vakzinen wie dem des Mainzer Unternehmens Biontech. Von Juli bis Januar 2022 sollen zehn Millionen Impfstoff-Dosen produziert werden, erklärte ein Sprecher der Handelskammer. Sollte Sputnik V in der EU zum Juli noch nicht zugelassen sein, werde der russische Staat die Dosen aufkaufen und an Länder verteilen, in denen das Vakzin verimpft werden kann.
Handelskammer-Chef Vincenzo Trani nannte das Abkommen historisch und Beleg dafür, dass italienische Unternehmen über politischen Differenzen stehen würden. Das Zulassungsverfahren für Sputnik V bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA läuft noch. In Ungarn, der Slowakei und Tschechien ist Sputnik V bereits zugelassen oder es laufen nationale Zulassungsverfahren.
Russland hatte in den vergangenen Wochen auf eine rasche Prüfung für eine Sputnik-V-Zulassung in der EU gedrungen. Die EU war aber zunächst zurückhaltend. Wegen Lieferverzögerungen bei den drei in der EU zugelassenen Vakzinen wuchs in Deutschland und anderen EU-Ländern in letzter Zeit das Interesse an dem russischen Vektorviren-Impfstoff, der vom russischen Gamaleja-Zentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie entwickelt wurde. Russland hatte auch mit Deutschland Gespräche über eine mögliche Produktion von Sputnik V geführt.
Russland hatte seinen Corona-Impfstoff im Sommer vergangenen Jahres zugelassen - noch bevor die klinischen Studien abgeschlossen waren. Dies hatte mit Blick auf die Wirksamkeit des Vakzins international Skepsis ausgelöst. Die Impfkampagne mit Sputnik V in Russland wurde offiziell jedoch erst Anfang Dezember gestartet.
Quelle: ntv.de, lwe/rts/AFP