Ermittlungen nach Hirntod Junge starb, weil er keine Antibiotika bekam
30.05.2017, 17:49 Uhr
In Italien ist ein kleiner Junge an den Folgen einer Mittelohrentzündung gestorben. Die Eltern waren gegen eine Behandlung mit Antibiotika und setzten stattdessen auf Homöopathie.
(Foto: dpa)
Seit ihr Sohn drei Jahre alt ist, verzichten seine Eltern komplett auf Antibiotika. Stattdessen setzen sie auf Homöopathie. Nun ist Francesco tot - wegen einer einfachen Mittelohrentzündung.
Der Tod von Francesco Bonifazi bewegt Italien: Der Junge aus dem ostitalienischen Städtchen Cagli klagte über Ohrenschmerzen. Seine Eltern brachten ihn zum Arzt, der bei dem Siebenjährigen eine Mittelohrentzündung diagnostizierte. Weil die Eltern gegen Antibiotika-Behandlungen sind, wurde das Kind ausschließlich mit homöopathischen Mitteln behandelt.
Laut "Corriere della Sera" habe der Junge bereits ab dem dritten Lebensjahr keine Antiobiotika mehr bekommen. Doch dieses Mal endete die Krankheit tödlich. Als Francescos Krankheitsbild mit einem schweren Schnupfen und Fieber begann, suchten sie den homöopathischen Arzt auf. Dieser riet den Eltern, das Kind nicht ins Krankenhaus zu bringen. Er versprach ihnen, dass Francesco bald wieder gesund sein werde. "Wir haben dem Doktor immer vertraut", zitiert die Zeitung die Mutter. Der Junge habe schon früher immer wieder einmal Probleme mit den Ohren gehabt, und immer habe der Homöopath helfen können.
Doch Francescos Zustand verschlimmerte sich zusehends. Als seine Eltern ihn in eine Klinik in Urbino brachten, hatte sich die Infektion ausgebreitet und bereits zu schweren Hirnschäden geführt. Francesco wurde in ein anderes Krankenhaus nach Ancona verlegt und notoperiert. Doch auch eine antibiotische Schocktherapie half nicht mehr: Die Mittelohrentzündung führte zum Hirntod.
Mediziner mit fragwürdiger Karriere
Wie "Corriere della Sera" berichtet, ermittelt inzwischen die Justiz wegen Totschlags: Bei einer Durchsuchung im Haus des Mediziners hat die Polizei dessen Computer, das Handy und diverse homöopathische Heilmittel beschlagnahmt. Noch unklar ist, ob auch gegen die Eltern vorgegangen wird.
Italienischen Medien zufolge soll der Mediziner eine fragwürdige Karriere hinter sich haben. So habe er als Portier und als Allrounder in einem Supermarkt gearbeitet, als er für einige Zeit vom Ärzteverband ausgeschlossen wurde. Später verschrieb er sich einer religiösen Gemeinschaft, deren Gründer wegen Betrugs angezeigt wurden.
"Leider gibt es so dumme Menschen, die nicht ohne ein Dogma leben können - sei es religiöser, materialistischer, wissenschaftliche oder anti-wissenschaftlich Art", kommentierte die Zeitung den tragischen Tod von Francesco.
Quelle: ntv.de, dsi