Tausendfacher Missbrauch Katholische Kirche in Portugal will Opfer entschädigen
11.04.2024, 22:08 Uhr Artikel anhören
Die Bischöfe Virgílio do Nascimento Antunes und José Ornelas Carvalho, sowie der Pater Manuel Barbosa bei einem Treffen in der Stadt Fatima.
(Foto: IMAGO/GlobalImagens)
Seit einem im Februar 2023 veröffentlichten Bericht ist klar: Die katholische Kirche in Portugal zählt seit 1950 mindestens 4815 minderjährige Opfer sexualisierter Gewalt. Nun veröffentlichen die portugiesischen Bischöfe eine Erklärung, laut der Missbrauchsopfer eine Entschädigung beantragen können.
Ein Jahr nach Bekanntwerden des sexuellen Missbrauchs an tausenden Minderjährigen hat die katholische Kirche in Portugal angekündigt, die Opfer entschädigen zu wollen. Die portugiesischen Bischöfe veröffentlichten nach einem Treffen in der Stadt Fatima eine Erklärung, der zufolge zwischen Juni und Dezember Anträge auf eine Entschädigung bei der unabhängigen Opfergruppe Vita oder bei der Diözesankommission für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen gestellt werden können. Das Geld werde aus einem von der Bischofskonferenz eingerichteten Fonds gezahlt, der von allen Diözesen des Landes finanziert wird.
Noch ist unklar, wie viele Betroffene einen Antrag auf eine Entschädigung stellen werden, da zahlreiche von ihnen inzwischen verstorben sind. Außerdem steht bisher nicht fest, wie viel Geld die Opfer erhalten sollen. Einem im Februar 2023 veröffentlichten Bericht zufolge wurden in der katholischen Kirche in Portugal seit 1950 mindestens 4815 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Gewalt und Missbrauch wurden laut der Untersuchungskommission von der Kirche "systematisch" vertuscht.
Nach Angaben von Kirchenvertretern haben bislang 20 Menschen eine Entschädigung verlangt. Die Kirche hatte zunächst erklärt, sie werde nur zahlen, wenn sie von Gerichten dazu verpflichtet werde. Mittlerweile ist sie von dieser harten Position abgerückt.
Etwa 80 Prozent der zehn Millionen Portugiesen sind Mitglied der katholischen Kirche. Nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals entschuldigte sich die Kirche bei den Opfern und kündigte einen "Kulturwandel" an. Papst Franziskus traf sich bei einem Besuch in Lissabon im vergangenen August mit 13 Missbrauchsopfern.
Quelle: ntv.de, mes/AFP/AP