Panorama

Ärger über "intransparente Art" Kinder- und Jugendärzte-Chef kritisiert STIKO

Thomas Fischbach ist seit 2015 Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.

Thomas Fischbach ist seit 2015 Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.

(Foto: imago/Jürgen Heinrich)

Das Impftempo in Deutschland geht weiter zurück während die Fallzahlen wieder deutlich ansteigen - besonders bei jungen Menschen. Doch die Impfempfehlung für Jugendliche lehnt die STIKO weiterhin ab. Deren Arbeitsweise und Transparenz kritisiert der Präsident der Kinder- und Jugendärzte nun scharf.

In der Debatte um Corona-Impfungen für Kinder hat der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, die Ständige Impfkommission (STIKO) scharf angegriffen. "Ich ärgere mich über die intransparente Art, wie da im Moment gearbeitet wird", sagte Fischbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Es wird gesagt, dass man die Datenlage nicht für ausreichend hält, aber nicht warum man das so einschätzt und auch nicht, wann es denn ausreichend wäre."

In anderen Ländern, so der Kinderarzt, würden Millionen Kinder über 12 Jahren geimpft. "Es muss inzwischen Daten geben." Obwohl der Impfstoff von Biontech und seit Freitag auch der von Moderna durch Europäische Arzneimittelagentur EMA für 12- bis 17-Jährige zugelassen sind, empfiehlt die STIKO die Impfung für Jugendliche nur in Ausnahmefällen. Begründet wird diese Position unter anderem mit einer nicht ausreichend guten Datenlage.

"Wir sind immer noch in einer Pandemie-Situation, entsprechend muss entschieden werden", sagte Fischbach. Die STIKO orientiere sich nur daran, ob für das Individuum Nutzen oder möglicher Nachteil einer Impfung überwiege. "Faktoren wie Herdenimmunität oder soziale Auswirkungen wie eine Zunahme von Kindeswohlgefährdungen, wenn es wieder zu Einschränkungen für Kinder kommen sollte, werden nicht berücksichtigt", sagte er den Funke-Zeitungen.

"Große Gruppe von Erwachsenen, die unsolidarisch handeln"

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Das gelte auch für mögliche neue Schulschließungen, die erheblichen Schaden anrichten würden. "Uns als Pädiater interessiert das natürlich." Fischbach appellierte auch an Erwachsene, sich impfen zu lassen, um Kinder zu schützen: "Es gibt eine zu große Gruppe von Erwachsenen, die unsolidarisch handeln, indem sie sich nicht impfen lassen", kritisierte er. Wer sich impfen lassen könne, müsse sich jetzt impfen lassen, damit nicht im Herbst wieder Kinder die Leidtragenden seien.

Die Politik sollte da auch mehr Druck machen, so der Kinderarzt - "kein Urlaub ohne Quarantäne, kein Theater-Besuch ohne PCR-Test, da gibt es Möglichkeiten. Das Risiko ist groß, dass am Ende Kinder und Jugendliche wieder die Fußabtreter sind."

Quelle: ntv.de, jru

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