Panorama

Schutz von Minderjährigen STIKO-Mitglied appelliert: Statt Kinder Erwachsene impfen

Die EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen.

Die EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen.

(Foto: picture alliance / Laci Perenyi)

In der Diskussion um Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche hat sich ein Mitglied der STIKO erneut gegen den zunehmenden Druck gewehrt, eine generelle Empfehlung für die Altersgruppe auszusprechen. Kinder dürften nicht einem Risiko ausgesetzt werden, um unwillige Erwachsene zu schützen.

Die Medizinerin Eva Hummers, die der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) angehört, hat an die noch nicht gegen Corona geimpften Erwachsenen appelliert, sich die Spritze geben zu lassen - auch zugunsten der Kinder. "Es kann ja nicht sein, dass wir jetzt die Kinder in die Verantwortung nehmen und sagen, sie müssen sich impfen lassen, um impfunwillige Erwachsene in ihrem Umfeld zu schützen, während wir noch nicht wissen, ob die Impfung möglicherweise oder in welchem Umfang sie möglicherweise für die Kinder eine Gefährdung ist", sagte Hummers dem "Mannheimer Morgen".

Zugleich kritisierte die Professorin aus Göttingen die Forderungen an die STIKO, die Corona-Impfung auch für Kinder zu empfehlen. "Ich finde es nicht sachgerecht und auch unangemessen, wenn die STIKO von manchen Politikern als eine etwas verschlafene Gruppe dargestellt wird, die man daran erinnern müsse, eine 'Meinung' zu äußern", sagte Hummers, die seit 2011 Mitglied der Kommission ist. "Eine STIKO-Empfehlung ist immer das Ergebnis einer systematischen Aufarbeitung aller verfügbaren Daten. Dafür hat sie eine eigene Geschäftsstelle mit hoch qualifizierten Wissenschaftlern, die diese aufwendige Arbeit vorbereitet."

In der Debatte um Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche hat sich die STIKO zuletzt immer wieder gegen Druck aus der Politik zur Wehr gesetzt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte in einem BR-Interview vergangene Woche bekräftigt, dass es mit einer generellen Corona-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren schneller gehen müsse. Dabei sprach er von der STIKO als einer ehrenamtlichen Organisation, wohingegen die Europäische Arzneimittelbehörde EMA die "Profis" seien.

"Die aktuellen Aussagen von Herrn Söder und anderen Politikern zur STIKO und zu deren Arbeit sind auch unter Berücksichtigung der Wahlkampfzeit ungewöhnlich und müssen korrigiert werden", teilte das unabhängige Gremium um den Virologen Thomas Mertens zuletzt am Freitag mit. Ziel der STIKO sei das Erarbeiten der bestmöglichen Impfempfehlung für einzelne Menschen und für die Gemeinschaft. "Dies erfolgt unabhängig von Meinungen und Wünschen von Politikern und der pharmazeutischen Industrie."

Die EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Für Deutschland empfiehlt die STIKO die Impfung bisher jedoch nur Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Als Gründe nennt die STIKO noch fehlende Daten zur Sicherheit des Impfstoffs. Für Kinder unter 12 Jahren gibt es bislang keinen zugelassenen Impfstoff. Die einfache Impfquote der unter 18-Jährigen liegt laut RKI aktuell bei 5,4 Prozent, die Quote der komplett geimpften Minderjährigen bei 2,0 Prozent.

Quelle: ntv.de, hek/dpa

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