Panorama

Obama wird in Newtown erwartet Kirche nach Bombenalarm geräumt

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Wieder beherrschen schwere Waffen das Bild. Die Kirche wird nach der Bombendrohung geschlossen.

(Foto: AP)

Die US-Kleinstadt Newtown kommt nicht zur Ruhe. Zwei Tage nach dem Amoklauf an einer Grundschule wird US-Präsident Obama dort erwartet, um mit Angehörigen der 26 Opfer zu sprechen. Wenige Stunden vor seinem Eintreffen erreicht eine Bombendrohung den Ort. Eine Kirche muss geschlossen werden.

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Die Trauernden mussten während der Andacht die Kirche verlassen.

(Foto: AP)

Nach dem Amoklauf in der der US-Kleinstadt Newtown hat die Polizei eine Kirche aus Sicherheitsgründen evakuiert. Rund um das Gotteshaus richtete die Polizei eine Sicherheitszone ein. Sondereinsatzteams suchten die katholische Kirche St. Rose of Lima sowie ein angrenzendes Gebäude ab, während die Kirchenglocken unablässig läuteten. Ein Polizeisprecher bestätigte die Räumung. Es habe eine telefonische Bombendrohung gegeben.

US-Präsident Barack Obama wollte am Abend Ortszeit (gegen 01.00 Uhr MEZ, n-tv.de überträgt die Rede live) an einer Gedenkfeier in Newtown teilnehmen. Mit Spannung wurde erwartet, ob er konkret strengere Waffengesetze fordern würde.

Angesichts des Schocks über das Massaker wurden die Forderungen nach strengeren Waffengesetzen immer lauter. Der demokratische Politiker Jerry Nadler meinte: "Wenn der Präsident jetzt handelt und einen Kreuzzug anführt, wäre das wunderbar." Obama hatte zwar bereits zu "bedeutsamem Handeln, um weitere Tragödien wie diese zu verhindern" aufgerufen. Doch die Waffenlobby ist extrem mächtig, in über 40 Prozent der US-Haushalte existieren Schusswaffen.

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27 Menschen erschoss Adam Lanza, bevor er eine Waffe gegen sich selbst richtete.

(Foto: Reuters)

Der 20-jährige Adam Lanza hatte am Freitag zunächst seine  Mutter getötet und anschließend in der Schule 20 kleine Kinder und sechs Erwachsene erschossen. Nach dem Amoklauf in Newton im Bundesstaat Connecticut nahm er sich offenbar selbst das Leben.

Die Waffen des Täters gehörten der Mutter und waren legal erworben worden.

Vorstoß für ein schärferes Waffengesetz

Unterdessen kündigte die demokratische Senatorin Dianne Feinstein einen Gesetzesvorschlag zum Verbot von Sturmgewehren an. Sobald der US-Kongress in neuer Zusammensetzung im Januar seine Arbeit aufgenommen habe, werde sie den Entwurf in den Senat einbringen, sagte die kalifornische Senatorin dem Sender NBC. Derselbe Entwurf werde auch in das von den Republikanern dominierte Repräsentantenhaus eingebracht. Auf die Frage, ob US-Präsident Barack Obama diesen Vorstoß unterstützen werde, sagte sie: "Ich glaube, das wird er."

Ein unter dem früheren demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton 1994 in Kraft getretenes Verbot einer Reihe halbautomatischer Waffen, darunter von Sturmgewehren, war im Jahr 2004 unter seinem republikanischen Nachfolger George W. Bush ausgelaufen. Ein halbautomatisches Sturmgewehr vom Typ Bushmaster .233 hatte auch der Amokläufer von Newtown bei sich, als er am Freitag in der Grundschule von Newtown um sich schoss. Der Gerichtsmedizin zufolge feuerte er auf ein einzelnes Opfer bis zu elf Schüsse aus seinem Sturmgewehr ab.

Nach derlei brutalen Vorfällen wie dem jüngsten Amoklauf liefern sich Waffengegner und -befürworter in den USA regelmäßig hitzige Debatten über schärfere Waffengesetze. Die meisten Vorstöße verlaufen später aber dann im Sande.

NRA will mehr Religion statt Verbote

Die üblichen Verdächtigen der Waffen-Debatte brachten sich nach dem Massaker von Newtown bereits in Stellung. Die Nichtregierungsorganisation Brady Campaign, die sich für schärfere Waffengesetze einsetzt, erklärte, dass eine Reform "lange überfällig" sei.

Die mächtige Waffenlobby der National Rifle Association (NRA), die Waffen im Haushalt zur kulturellen Eigenheit der USA überhöht und jede Reform als Angriff auf bürgerliche Freiheiten brandmarkt, gab zunächst keinen Kommentar ab. Dafür äußerte sich etwa auf dem erzkonservativen TV-Sender Fox News der frühere republikanische Präsidentschaftsbewerber Mike Huckabee. Statt strengeren Waffengesetzen solle mehr Religion ein derartiges "Blutbad" künftig verhindern, sagte er.

Das Recht auf Waffenbesitz ist im zweiten Zusatzartikel zur US-Verfassung verbrieft. In den USA befinden sich Schätzungen zufolge bis zu 300 Millionen Pistolen und Gewehre in Privathaushalten. Jedes Jahr sterben mehr als 30.000 Menschen durch Schusswaffen. Etwa 60 Prozent davon sind Selbstmorde, 40 Prozent sind Tötungsdelikte.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP/rts

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