Lange Suche nach Sechsjährigem Leiche "wahrscheinlich" Arian: Keine Hinweise auf Fremdeinwirkung
25.06.2024, 14:59 Uhr Artikel anhören
Auf dieser Wiese wurde am Montag die Leiche eines Kindes gefunden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die von einem Landwirt entdeckte Kinderleiche ist wahrscheinlich der vermisste Arian. Dies markiert aller Voraussicht nach das Ende einer monatelangen Suche. Für ein großes Fragezeichen sorgt jedoch, dass der Fundort Teil des Suchgebiets war.
Noch ist nicht zweifelsfrei geklärt, ob es sich bei der entdeckten Kinderleiche um den seit April vermissten Arian handelt, die Polizei geht aber mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus. Der Leichnam wurde in ein Rechtsmedizinisches Institut überführt, mit einem Obduktionsergebnis ist laut Polizei voraussichtlich gegen Ende der Woche zu rechnen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand gebe es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Zur Todesursache könne man noch keine Angaben machen, so eine Polizeisprecherin.
Was sind die jüngsten Entwicklungen?
Am Montagnachmittag gegen 16:30 Uhr macht ein Landwirt bei Mäharbeiten eine grausame Entdeckung: Er findet die Leiche eines Kindes. Der Bauer habe eine Auffälligkeit bemerkt, den entsprechenden Bereich nicht gemäht und die Polizei informiert, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizei. "Mein Kollege hat was gesehen und hat gesagt, da liegt irgendwas", berichtet der Bauer. Er sei gleich zu der Stelle gegangen und habe ein T-Shirt erkannt, das Arian getragen haben soll. "Ich wusste sofort, dass es der Junge ist", so der Mann.
Die Wiese liegt bei Behrste in der Gemeinde Elsdorf und damit im Gebiet der Suche nach Arian. Elm, der Wohnort des Jungen, liegt rund zwei Kilometer Luftlinie entfernt, es ist ein Ortsteil von Bremervörde in Niedersachsen. Der Bereich sei im Rahmen der großangelegten Suchaktion mehrfach von den Einsatzkräften durchforstet worden, sagt eine Polizeisprecherin. Der Landwirt bestätigt das: "Die sind da überall gewesen."
Unklar ist, wie die Leiche mutmaßlich über längere Zeit unentdeckt bleiben konnte. Die Polizei sei dabei, dies aufzuarbeiten, heißt es. Der Fundort war nach den Mäharbeiten gut einsehbar, am Rande einer Wiese. Nach Angaben des Landwirts, der die Leiche entdeckte, stand das Gras dort im April nur etwa zehn Zentimeter hoch.
Gewiss ist, dass der sechsjährige Autist Arian am 22. April allein sein Elternhaus verließ und danach offenbar umherirrte. Der Autismus des Jungen machte die Suche herausfordernd, denn er kann nach Angaben seiner Eltern nicht sprechen und reagiert nicht auf Ansprachen. Weil er ein anderes Wahrnehmungsgefühl hat, empfindet er keinen Hunger, keinen Durst und keinen Ekel. Nachfolgend eine Rekonstruktion der Ereignisse seit dem Verschwinden.
22. April
Arian verschwindet gegen 19.15 Uhr in einem unbeobachteten Moment aus dem Haus seiner Familie. Unmittelbar danach alarmieren seine Eltern die Polizei, noch am Abend beginnt eine größere Suchaktion. Am folgenden Morgen schalten die Beamten außerdem die Öffentlichkeit ein und bitten um Hinweise.
24. April
Die Suche nach dem autistischen Jungen nimmt allmählich immer größere Ausmaße an. Es beteiligen sich hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei. Auch Polizeihubschrauber, Drohnen und Spürhunde helfen, das unübersichtliche Feld- und Waldgebiet rund um Elm zu durchsuchen. Aufnahmen einer privaten Überwachungskamera bestätigen nach Angaben der Ermittler inzwischen, dass Arian allein sein Elternhaus verließ.
25. April
Nach der Entdeckung einer mutmaßlichen Spur des Jungen entlang der durch Elm fließenden Oste suchen die Einsatzkräfte schwerpunktmäßig in einem Gebiet, das bis zu der zwölf Kilometer entfernten Gemeinde Kranenburg reicht. Viele Tümpel und andere Gewässer werden untersucht, 250 Soldaten der Bundeswehr verstärken die Suchteams. Rund um Elm werden an mehreren Stellen bunte Luftballons und Süßigkeiten platziert, um Arian anzulocken.
26. April
Einsatzkräfte beginnen die Suche nach dem Jungen nochmals völlig von vorn und nehmen dabei zunächst jeden Winkel in und um Elm erneut unter die Lupe. Auch Mülltonnen und die Kanalisation werden kontrolliert. Arians Eltern wenden sich in einem Post an die Menschen der Region. "Wir glauben, dass sich Arian auf den Weg gemacht hat, ein großes Abenteuer zu erleben", schreiben sie.
28. April
Soldaten halten nachts in kleinen Gruppen und absolut lautlos in Wäldern nach dem Jungen Ausschau. Die Einsatzleitung geht weiterhin davon aus, dass dieser sich vielleicht verstecken könnte. Tagsüber kommt es dann zur insgesamt größten Suchaktion: 800 Einsatzkräfte bilden eine rund anderthalb Kilometer lange zusammenhängende Suchkette. Weitere Helfer sind parallel am Boden und in der Luft im Einsatz, insgesamt etwa 1200.
29. April
Eine Woche nach Arians Verschwinden wird die flächendeckende Suche eingestellt. Eine Ermittlungsgruppe der Polizei wird eingerichtet, die "anlassbezogen" weitere Maßnahmen koordinieren soll. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil dankt den zahlreichen Helfern. Er spricht von einem "eindrucksvollen Beispiel für Mitgefühl und Zusammenhalt".
8. Mai
Nach einem Hinweis auf ein in der Oste treibendes Objekt suchen Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr erneut Teile des Flusses ab, der durch Elm fließt. Der Schwerpunkt der Aktion liegt etwa 30 Kilometer von Arians Heimatort entfernt, gefunden wird nichts. Einige Tage später folgt nochmals eine größere systematische Suche entlang des Mittellaufs der Oste.
23. Mai
Einen Monat nach dem Verschwinden von Arian sucht die Polizei die gesamte Oste zwischen Elm und der Mündung des Flusses in die Elbe auf einer Länge von 70 Kilometern ab. 18 Drohnenteams sind im Einsatz, der Fokus der Aktion liegt auf schwer einsehbaren und unzugänglichen Uferbereichen. Es ist die bislang letzte Suchaktion.
23. Juni
Ein Landwirt findet auf einer Wiese nördlich von Elm eine Kinderleiche. Es ist wahrscheinlich Arian.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP