Neues Geschäftsmodell Luca-App plant Bezahldienst für Restaurants
02.02.2022, 15:12 Uhr
In der neuen Version der App können User ihren Personalausweis lokal auf dem Smartphone speichern.
(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)
Die meisten Bundesländer lassen ihre Verträge mit der umstrittenen Luca-App auslaufen. Die Betreibergesellschaft Culture4Life stellt deshalb ein neues Update vor, das sich an die Gastronomie und Kultur richtet. Bald soll die Anwendung unter anderem das Bezahlen in Restaurants ermöglichen.
Die umstrittene Luca-App zur Bekämpfung der Corona-Pandemie soll neu ausgerichtet werden. "Eine Kontaktverfolgung durch die Gesundheitsämter findet aktuell gar nicht mehr statt", sagte der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Culture4Life, Patrick Hennig, in Berlin. Daher richte man sich mit der Weiterentwicklung der App vor allem an die Luca-Partner in der Gastronomie und Kultur.
So sollen Restaurant-Besitzer und Event-Veranstalter künftig auf einen Blick den kompletten Impfnachweis und die Identität ihrer Gäste überprüfen können. In einer neuen Version der App, die Ende der Woche erscheinen soll, werde man zu diesem Zweck auch den Personalausweis lokal auf dem Smartphone speichern können. Dies werde in Form eines sogenannten Token geschehen, der über eine Partner-App verifiziert bereit gestellt werde. Außerdem soll das Luca-System zu einem kompletten Zahlungssystem für Restaurants ausgebaut werden.
Die Macher der App müssen sich derzeit ein neues Geschäftsmodell suchen, weil die meisten Bundesländer ihre Verträge mit Culture4Life auslaufen lassen oder gekündigt haben. Die Luca-App war im Jahr 2020 gestartet worden, um die in den meisten Infektionsschutzverordnungen vorgeschriebene Erfassung der Kontaktdaten von Restaurantgästen und Event-Besuchern möglichst datenschutzfreundlich und effizient zu erledigen.
Infrastruktur für Gesundheitsämter bleibt erhalten
An dem System entzündete sich immer wieder heftige Kritik. Die Luca-Skeptiker stören sich vor allem am Konzept einer zentralen Datenspeicherung. Kritiker, wie der Chaos Computer Club, warnten vor einem Missbrauch der Datenbestände, die über das Luca-System eingesammelt werden. Das von Kritikern bemängelte Luca-Verschlüsselungssystem hielt zwar Angriffen stand, die Luca-Macher konnten aber nicht verhindern, dass in einem Fall die Polizei in Mainz die Daten von Gästen widerrechtlich über das Gesundheitsamt abfragen ließ, um eine mögliche Straftat aufzuklären.
Beim neuen Digitalisierungsangebot für Restaurants, Bars und Cafés will Luca unter anderem nun mit geringeren Gebühren für Kartenzahlungen punkten. Luca sei in der Lage, deutlich günstigere Konditionen pro Transaktion anzubieten, gab Hennig in einer Pressemittelung an. "Wir wollen der Gastronomie digitale Mittel an die Hand geben, mit denen sie effizienter und kostengünstiger arbeiten und nach den ganzen Lockdowns leichter wieder auf Vor-Corona-Niveau kommen können."
Die neuen Funktionen für Gastronomie und Kultur hätten aber keine Auswirkungen auf die bereits angekündigte Strategie für die Gesundheitsämter, betonte Henning. Das neue Modell, Luca nicht dauerhaft abonnieren zu müssen, sondern nur noch bei Bedarf einzusetzen, ermögliche es den Gesundheitsämtern, auch mit Blick nach vorne in einer endemischen Lage gezielt auf lokale Ausbrüche reagieren zu können. Die Daten der Anwender seien zweckgebunden und würden nur für die Kontaktnachverfolgung verwendet. "Luca hat dafür keine andere Verwendung und auch gar keinen Zugriff."
Quelle: ntv.de, mbu/dpa