Streit in Jerusalemer Altstadt Macron legt sich mit der Polizei an
22.01.2020, 21:11 Uhr
Bei seinem Besuch der St.-Anna-Kirche in der Jerusalemer Altstadt gerät Emmanuel Macron mit der israelischen Polizei aneinander. "Mir gefällt nicht, was Sie direkt vor mir gemacht haben", so der französische Präsident. Er wandelt damit auf Jacques Chiracs Spuren.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich bei einem Besuch in der Jerusalemer Altstadt ein Wortgefecht mit israelischen Sicherheitskräften vor dem Eingang der St.-Anna-Kirche geliefert. "Jeder kennt die Regeln", rief er auf Englisch vor einem Besuch des Gotteshauses, wie etwa auf einem Video einer Journalistin der französischen Zeitung "Le Parisien" zu sehen war. Die katholische St.-Anna-Kirche gehört zum französischen Staatsgebiet, seit das Ottomanische Reich die Basilika 1856 dem damaligen Kaiser Napoleon III. schenkte. Sie untersteht heute einem französischen Orden. Es ist die Aufgabe Frankreichs, die Kirche zu schützen.
Nach französischen Medienberichten verließen die israelischen Sicherheitskräfte die Kirche wieder. Élyséekreise bestätigten den Vorfall. Die Lage hätte sich schnell wieder entspannt und Macron habe seinen Besuch fortsetzen können. "Le Parisien" zufolge ärgerte sich Frankreichs Staatschef über israelische Polizisten, weil einer von ihnen die Basilika betrat. Die Sicherheitskräfte von Macron seien daraufhin eingeschritten. "Mir gefällt nicht, was Sie direkt vor mir gemacht haben", so Macron. Alle sollten die seit Jahrhunderten geltenden Regeln respektieren. "Sie werden sich mit mir nicht ändern", sagte Macron weiter auf Englisch. Niemand müsse provozieren.
Ein Sprecher der israelischen Polizei sagte, Macron sei entsprechend vorheriger Absprachen von zwei israelischen Sicherheitsleuten beim Besuch der Kirche begleitet worden. Der Präsident habe sich im Anschluss an den Besuch für die Diskussion zwischen israelischen und französischen Sicherheitskräften entschuldigt.
Schon Ex-Präsident Chirac ärgerte sich
Der Vorfall erinnert an eine Szene, die sich 1996 dort abspielte. Damals hatte sich Präsident Jacques Chirac bei einem Besuch des muslimischen Teils der Altstadt Jerusalems über die massive israelische Polizeipräsenz geärgert und von einer "bewussten Provokation" gesprochen. Auch er wurde zuerst nicht in die St.-Anna-Kirche gelassen. Israel hatte im Sechstagekrieg 1967 den arabischen Ostteil Jerusalems erobert und beansprucht die ganze Stadt als seine Hauptstadt. Die Palästinenser fordern den Ostteil dagegen als Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates.
Macron ist anlässlich des Internationalen Holocaust-Forums nach Israel gereist. Staatsgäste aus fast 50 Ländern nehmen am Donnerstag an einer Holocaust-Gedenkveranstaltung in Jerusalem teil, unter ihnen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Anlass ist der 75. Jahrestag der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee. In Jerusalem herrschen wegen des größten Staatsereignisses in der Geschichte des Landes strikte Sicherheitsvorkehrungen mit starker Polizeipräsenz.
Quelle: ntv.de, can/AFP/dpa