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Ein Zeichen des Herrn? "Madonna-Wunder" von Sachsen ist gelöst

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Kein Wunder, sondern lediglich eine Milbe.

Kein Wunder, sondern lediglich eine Milbe.

(Foto: picture alliance/dpa/Bistum Dresden-Meißen)

Ist es Blut - oder gar eine göttliche Warnung? Bei einer Madonna mit Jesuskind werden in Sachsen angeblich Blutstropfen entdeckt und sorgen für Aufsehen unter den Gläubigen. Nun lässt das Bistum das Phänomen wissenschaftlich untersuchen - und kann kein Wunder verkünden.

Für das "Wunder" der "blutenden Madonna" von Ostro in Sachsen ist eine natürliche Erklärung gefunden worden. Eine wissenschaftliche Untersuchung hat gezeigt, dass die angeblichen Blutstropfen einer Muttergottesfigur mit Jesuskind durch Milben verursacht worden sind.

Augenzeugen hatten Mitte März in einer Feldkapelle in Ostro nordwestlich von Bautzen auf den Köpfen der Madonna mit Jesus eine rote Substanz bemerkt. Die Statue befindet sich in einer Grotte aus Natursteinen hinter einem Gitter. Gläubige vermuteten ein Madonnen-Wunder hinter der Erscheinung. Das Bistum Dresden-Meißen ließ die Substanz deshalb wissenschaftlich untersuchen.

Klaus Reinhardt, Professor für Angewandte Zoologie an der Technischen Universität Dresden, nahm den Fall daraufhin unter die Lupe und fand eine Erklärung für das Wunder: Demnach versuchen Milben, bei steigenden Temperaturen auf einen höher gelegenen Punkt zu krabbeln. Das könnte ein Grund für die Ansammlung der Tiere auf den beiden Köpfen der Statue sein, hieß es. Die Bestimmung der genauen Milbenart sei aber nur mit hohem Untersuchungsaufwand möglich und dauere noch an.

"Unter den Gläubigen der Region hatte das Phänomen für beträchtliches Aufsehen gesorgt. Aufnahmen waren in Social-Media-Berichten und Nachrichtenmeldungen verbreitet worden. Gläubige hatten sich zum Gebet vor der Marienstatue versammelt", teilte das Bistum mit. Die Katholische Kirche lasse bei der Bewertung scheinbar wundersamer Phänomene bewusst besondere Vorsicht walten und habe daher frühzeitig darum gebeten, von religiösen Interpretationen Abstand zu nehmen.

"Ein 'Wunder' kann nun tatsächlich nicht verkündet werden. Nach kirchlichem Verständnis handelt es sich im konkreten Fall faktisch 'lediglich' um eines der zahlreichen Wunder in Gottes Schöpfungswerk", teilte das Bistum mit. "Ich möchte allen Gläubigen, die sich durch dieses Ereignis zum besonderen Gebet aufgerufen gefühlt haben, meinen ausdrücklichen Dank aussprechen. Es stimmt optimistisch, wenn Gläubige auf vielfältige Weise sensibel bleiben für die Zeichen Gottes an uns Menschen in dieser Zeit", erklärte Generalvikar Andreas Kutschke.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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