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Nächste Phase beim Rauchverbot Mailand macht es Rauchern noch ungemütlicher

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In Mailand soll draußen nicht mehr geraucht werden.

In Mailand soll draußen nicht mehr geraucht werden.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Seit Januar gilt in der italienischen Wirtschaftsmetropole Mailand ein Rauchverbot auch im Außenbereich. Genauer gesagt muss ein Abstand von zehn Metern zu anderen Menschen eingehalten werden. Und diesmal hagelt es wirklich Strafen.

Mailand am Samstagvormittag. Es ist Wochenmarkt beim Hauptbahnhof. Wie immer patrouillieren ein paar Polizisten am Rande des Marktes. Einer der Polizisten zündet sich eine Zigarette an, weswegen er, sobald man sich ihm nähert, darum bittet, ein wenig Abstand zu halten. Nicht weil Gefahr droht, sondern wegen des am 1. Januar in Mailand in Kraft getretenen Gesetzes. Dieses schreibt vor, dass man in der Stadt auch im Freien nur rauchen darf, wenn man einen Abstand von zehn Metern zu anderen Personen hält.

Die neue Maßnahme ist Teil der Aktion "Verbesserung der Luftqualität", die von der Stadtverwaltung 2021 gestartet wurde. Mailand gehört zu den Städten, deren Luftverschmutzung zu den schlimmsten in Europa zählt. Den Daten des Europäischen Rats zufolge lag Mailand 2022 auf Platz 349 von 375 europäischen Städten, was die Luftqualität betrifft. Wobei das Rauchen nicht die Hauptschuld trägt, es macht 7 Prozent aus, 50 Prozent verursacht der Verkehr, den Rest die alten Zentralheizanlagen. Und da die Wirtschaftsmetropole in die Po-Ebene eingebettet ist, staut sich die Luftverschmutzung hier besonders.

Phase eins, also die 2021 gestartete, verbot es, in Parks, auf Friedhöfen, Sportanlagen und an Bushaltestellen zu rauchen. Nicht zuletzt auch, um die Bürgerinnen und Bürger vor dem Passivrauchen zu schützen. Wirklich konsequent umgesetzt und befolgt wurde das Verbot aber bisher nicht. In den vergangenen drei Jahren sollen gerade einmal 14 Strafen verhängt worden sein.

Damit schafft man keine bessere Luftqualität

Und wie sieht's mit Phase zwei aus? An den Tischen vor den Lokalen wird mehr oder weniger genauso viel wie vorher geraucht. "Ist eh absurd", sagt eine Frau, die sich nach dem Kaffee und bevor sie ins Büro geht, gerne eine Zigarette gönnt. "Keiner soll mir sagen, dass das Rauchverbot etwas an der Luft ändert. Dafür braucht man andere Maßnahmen. Zum Beispiel weniger Autos und bessere öffentliche Verkehrsverbindungen." Natürlich müsse man beim Rauchen auf die anderen Rücksicht nehmen, ihnen nicht einfach den Rauch ins Gesicht blasen. "Was mich betrifft, habe ich immer gefragt, bevor ich mir eine Zigarette angezündet habe."

Der Polizist möchte sich zu der Vorschrift nicht äußern. "Na ja, es stimmt, der Rauch schadet der Gesundheit", gibt er zu, während er genüsslich einen weiteren Zug nimmt. Da würde ihm Antonio vermutlich zustimmen, er ist Modedesigner, um die 40. Neben dem Espresso kauft er täglich auch Zigaretten. Er bezeichnet sich selbst als moderaten Raucher. Die neue Vorschrift sieht er aber locker. "Na ja, vielleicht hilft sie mir, mit dem Rauchen aufzuhören. Meine Finanzen würden es begrüßen. Umso mehr, weil der Preis um weitere 20 Cent erhöht wurde."

Auch in den Außenbereichen der Lokale, den sogenannten Dehors, darf man seit diesem Jahr nicht mehr rauchen. Darüber sind viele Lokalbesitzer gar nicht glücklich. Der Vorsitzende eines Gewerbeverbands hob in einem Interview mit der Tageszeitung "Corriere della Sera" hervor: "Wir zahlen zwar für die Besetzung des öffentlichen Bodens, aber der Raum eines Dehors ist ein privater Bereich." Es heißt in der Tat, dass das Verbot im öffentlichen Bereich gilt, die These des Verbandsvorsitzenden ist aber zugegeben sehr steil.

Schon etliche Strafen verhängt

Ganz anders als erwartet sieht es die Besitzerin eines kleinen Aperitiv-Lokals. Es ist klein, nur vier Tische haben Platz, und es besteht vor allem aus dem Dehors. Eine Lichterkette und Pflanzen grenzen den Bereich ab. Die Besitzerin unterstützt das Verbot uneingeschränkt. "Es kann nicht sein, dass man im Jahr 2025 noch von einem Raucher verpestet wird. Und noch schlimmer, dass man vor Kindern raucht", sagt sie. In diesem Lokal gilt auch der Zehn-Meter-Abstand nicht. "Wir sind für diese Fläche verantwortlich und bei uns darf man überhaupt nicht mehr rauchen."

Der Mitbesitzer des Lokals ist etwas weniger drastisch: "Im Moment weisen wir die Gäste auf das Verbot hin. Und die meisten löschen die Zigarette dann auch. Andere wiederum entfernen sich nur ein paar Schritte und rauchen weiter."

Wer gegen die Vorschrift verstößt, muss mit einer Geldstrafe von 40 bis 240 Euro rechnen. Anders als bei Phase eins scheint diese Maßnahme umgesetzt zu werden. Allein in den ersten 20 Tagen wurden schon 16 Geldstrafen verhängt, schreiben die lokalen Medien.

Wobei der Polizist besänftigend hervorhebt: "Wir sind nicht darauf aus, die Leute zu drangsalieren. Und wir gehen auch nicht mit dem Metermaß herum, um auf den Zentimeter genau den eingehaltenen Abstand zu prüfen. Es geht vielmehr darum, auf andere Rücksicht zu nehmen. Und wenn man aufgefordert wird, die Zigarette zu löschen, es zu tun."

Irgendwie scheint man sich zu arrangieren. Das Wetter lud bis jetzt auch nicht wirklich zum Draußensitzen ein. Der Frühling wird zeigen, wie das Verbot wirklich durchgesetzt wird. Wer zu den Modeschauen in ein paar Wochen oder zur Designweek im April nach Mailand kommt, ist vorgewarnt. Und für all diejenigen, die es ohne Rauchen nicht schaffen: Die gute Nachricht ist, dass die elektronischen Zigaretten vom Verbot ausgenommen sind. Zumindest vorläufig.

Quelle: ntv.de

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